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Pinakothek der Moderne

Barerstrasse 40
80333 München
Tel. 089 - 23805-360, - 0; Fax - 312
Di - Do 10 - 17 Uhr, Do und Fr zusätzlich bis 20 Uhr
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07.11. 2013 - 09.03 .2014

Jeff Wall in München

Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne
Pressevorbesichtigung: 05.11.2013, 11.00
Eröffnung: 06.11.2013, 19.00

Der kanadische Künstler Jeff Wall hat wie kaum ein anderer Künstler
seiner Generation (1946 in Vancouver geboren und dort lebend) die
Möglichkeiten bildnerischer Gestaltung, die Grenzen zwischen den
verschiedenen künstlerischen Gattungen auszuloten versucht. Seine
komplex komponierten Werke bewegen sich zwischen Dokument und
Inszenierung, zwischen Fiktion und Realität und definieren das
Fotografische als Bild neu. München hat sich schon früh zu einem
Zentrum der Jeff Wall-Rezeption entwickelt, bereits seit den frühen
1980er Jahren war sein Werk hier präsent, wurde ausgestellt,
gesammelt, mit Preisen geehrt und publiziert.
Jeff Walls genuiner Beitrag zur Kunst unserer Zeit ist die Formulierung
einer neuen Bildvorstellung. Mit großformatigen Dia-Leuchtkästen hat der
Künstler eine neuartige, der Werbung entlehnte Objektform in die Kunst
eingeführt, die alle Gattungsgrenzen überschreitend zwischen Fotografie
(Bildmedium), Malerei (kunsthistorisches Vorbild), Skulptur (raumgreifend),
Film (Inszenierung) und Fernsehen (Leuchten) oszilliert. Thema seiner
opulenten Bildfindungen ist dabei immer die conditio humana, wie sie der
Mensch im ausgehenden 20. Jahrhundert erlebt: Entwurzelung, lsolation,
Rassismus, Verstädterung oder soziale Ungerechtigkeit. Wall schreibt dabei
nicht nur die malerische Tradition durch das Medium Fotografie fort,
sondern er verortet zugleich die Fotografie innerhalb der Kunstgeschichte.
Von Beginn an arbeitete Jeff Wall mit den Mitteln der inszenierten
Fotografie, führte aber zugleich die medienspezifische dokumentarische
Tradition weiter. Diese nur auf den ersten Blick widersprüchlichen
künstlerischen Konzepte verbindet er in Werken wie An Eviction oder The
Thinker auf kongeniale Weise und schafft zeitgemäße Historienbilder, in
deren Zentrum nicht mehr der Herrscher oder das geschichtliche Ereignis
steht, sondern das Individuum und sein Überlebenskampf in einer
globalisierten Massengesellschaft.
Mit Jeff Walls Werk, gefolgt von der sogenannten Düsseldorfer Schule,
konnte sich die Fotografie in den letzten drei Jahrzehnten als zentrales
Bildmedium der zeitgenössischen Kunst positionieren. Doch trotz seines
großen Einflusses und Bekanntheitsgrades bezieht Jeff Wall bis heute eine
singuläre Position innerhalb der jüngsten Kunstgeschichte. In einer Person
Künstler wie Kunsthistoriker vereinend hat er eine individuelle innere
Akademie ausgebildet, ein weit verzweigtes Geflecht von ästhetischen,
theoretischen und philosophischen Bezugspunkten, aus dem heraus er
seine ebenso eigenwilligen wie einzigartigen Kompositionen entwickelt. Im
Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit erweist sich sein Werk als
nicht kopierbar.
Für die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen markierte die Erwerbung
der Arbeit An Eviction (1988/2004) im Jahr 1992 den ersten substantiellen
Ankauf im Bereich der zeitgenössischen Fotokunst überhaupt, dem in
kurzer Folge drei weitere Werke des Künstlers folgen sollten. Parallel dazu
haben sich vor allem private Sammler für das Werk von Jeff Wall engagiert
und es sammelnd zumeist über Jahrzehnte begleitet. Die Ausstellung, die
in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entstanden ist, vereint nun
erstmals die in öffentlichen und privaten Sammlungen Münchens
vertretenen Arbeiten. Vor allem in den 1980er und 1990er Jahren
entstanden, gibt diese 20 Werke umfassende Auswahl einen pointierten
Überblick über die wichtigsten Aspekte in Jeff Walls Schaffen, teils mit
heute berühmten, oftmals gezeigten Arbeiten wie The Thinker, aber auch
durch Werke, die zu den weniger bekannten und selten gezeigten zählen
wie The Smoker.
Das Spektrum der ausgestellten Arbeiten umfasst alle Themen, die in der
künstlerischen Arbeit Jeff Walls von Bedeutung sind: Landschaft und Natur,
der urbane Raum, Porträts, Stillleben und Szenen des täglichen Lebens.
Für die Ausstellung hat Jeff Wall die Werke in vier, ineinander
übergehenden Galerieräumen arrangiert. Der erste und größte
Ausstellungssaal ist den Themen Landschaft und Natur gewidmet, die der
Künstler seit den 1960er Jahren kontinuierlich verfolgt. Neben
vielschichtigen, der sozialen Landschaft gewidmeten Panoramen wie An
Eviction, 1988 in Vancouver entstanden, und A Villager from Aricaköyü
arriving in Mahmutbey-Istanbul von 1997 finden sich hier auch
skizzenähnliche Naturstudien wie A sapling held by a post oder Clipped
Branches, die auf die Bedrohung der Natur durch den Menschen verweisen.
Wie auch bei Park Drive handelt es sich hierbei um sogenannte
Dokumentarfotografien, bei denen Jeff Wall auf inszenatorische Eingriffe im
Bild verzichtet hat. Anders bei seinen cinematografischen Werken, in denen
jedes Detail und jeder Akteur sorgfältigst in Szene gesetzt ist, so in dem
Leuchtkasten Restoration, der auf einer Breite von fünf Metern einen
Rundblick auf das Luzerner Bourbaki-Panorama wirft.
In den drei folgenden Sälen hat Jeff Wall Bilder unterschiedlichster
Thematik zu subtil aufeinander abgestimmten Dialogsituationen
zusammengefügt. Nicht Motiv oder Stil bilden hier die Leitlinie, sondern
formale Aspekte wie Komposition und Lichtführung, Details wie Gesten und
Blicke oder Stimmungen und Kontraste. In der Gegenüberstellung
begegnen sich so unterschiedliche Bilder wie die grotesk anmutende
Genreszene Jell-O und die stark fragmentierte Diagonal Composition no.2,
während das Motiv des Tableaus inhaltlich wie formal sowohl in
inszenierten Figurenbildern wie Doorpusher zu entdecken ist als auch in
den streng dokumentarisch gehaltenen Stillleben Some Beans und Blind
Window no.1.
Kuratorin: Inka Graeve Ingelmann, Leiterin der Sammlung Fotografie und
Neue Medien
KatalogbucKatalogbuch
Anlässlich der Ausstellung erscheint ein reich bebildertes Katalogbuch im
Verlag Schirmer/Mosel mit Texten von Ulrich Bischoff, Christa Döttinger,
Simone Förster, Ingvild Goetz, Inka Graeve Ingelmann, Lothar Schirmer,
Rüdiger Schöttle, Gabriele Schor.
120 Seiten, 20 Tafeln und 32 Abbildungen in Farbe
Preis ¤ 39,80, erhältlich im Cedon Museumsshop
Vortrag
In einem öffentlichen Vortrag spricht Jeff Wall über sein Werk und seine
besondere Beziehung zu München.
DO 07.11. | 18.30 | Ernst von Siemens-Auditorium, Eintritt frei
Filmmatinée
In Verbindung mit der Ausstellung hat Jeff Wall eine Matinée kuratiert. Die
Filme laufen in Originalsprache mit deutschen oder englischen Untertiteln
an jedem 2. Sonntag im Monat,
jeweils um 11.30 | Ernst von Siemens-Auditorium, Eintritt frei
10.11. The Phantom Carriage/ Der Fuhrmann des Todes, 1921
Regie: Victor Sjöstrom
08.12. Das weiße Band, 2009 | Regie: Michael Haneke
12.01. Faustrecht der Freiheit, 1975
Regie: Rainer Werner Fassbinder
09.02. Old Joy, 2006 | Regie: Kelly Reichert
09.03. The Informant!/ Der Informant!, 2009
Regie: Stephen Soderbergh
Führungen und Workshops

 

 

 

 

 

 

 

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