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Kunsthalle Bremen

Am Wall 207
28195 Bremen
Tel. 0421 - 329 08-0, Fax 329 08-470
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04.03. - 13.04.2003

Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen 2003

Seit über 40 Jahren bietet der Kunstpreis der Böttcherstraße vielversprechenden jüngeren Künstlern und Künstlerinnen die Möglichkeit, mit einer aktuellen Arbeit einer breiten Öffentlichkeit gegenüberzutreten und überregionale Beachtung zu erlangen. Im Wettstreit um den traditionsreichen mit 15.000 Euro dotierten Bremer Kunstpreis stehen insgesamt10 Positionen zur Gegenwartskunst, die von 10 Kuratoren und Kritikern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewählt wurden. Eine fünfköpfige Jury kürt während der Ausstellung den Preisträger. Die nominierten Künstler und Künstlerinnen für 2003 sind Tornma Abts, Martin Eder, Urs Fischer, Peter Friedl, Wiebke Grösch/Frank Metzger, Joachim Mariz, Daniel Kerber/Alexa Kreissl, Tino Sehgal, Octavian Trauttmannsdorf und Stefan Wissel.

 

GEWINNER DES KUNSTPREISES DER BÖTTCHERSTRASSE

Tino Sehgal zum 10. Preisträger gekürt

Die Jury des Kunstpreises der Böttcherstraße hat entschieden: Der Gewinner heißt Tino Sehgal (vorgeschlagen von Hans Ulrich Obrist vom Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris).
Mit einem einstimmigen Votum entschied sich die fünfköpfige internationale Jury für den 27-jährigen Künstler und seine in Bremen gezeigte Arbeit This is Propaganda. Seit zwei Wochen irritiert und begeistert das "lebende Kunstwerk" Sehgals die Besucher der Ausstellung zum Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen gleichermaßen.

Die Begründung der Jury:

"Tino Sehgals This Is Propaganda ist die beste Arbeit in der Ausstellung "Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen 2003". Ausstellungsbesucher treffen eine Aufseherin, die mit klarer, natürlicher Sopranstimme eine Melodie singt. Der Text lautet: "This is propaganda, you know, you know." Er wird einmal wiederholt. Während des Gesangs wendet sich die "Aufseherin" vom Besucher ab und schreitet gemäßigt durch den Raum. Text und Melodie stammen von dem britischen Komponisten Briskeby. Sobald das Lied verstummt ist, fügt die Aufseherin, ohne Pause, sprechend hinzu: "Tino Sehgal. This is propaganda. 2002. Im Besitz des Künstlers". Hierbei wendet sie sich dem Besucher wieder zu.
Die Arbeit ist nur über die gesangliche Darbietung der Aufseherin präsent. Es gibt weder ein Wandschild noch eine fotografische oder filmische Form der Dokumentation. Nach dem Ende der Ausstellung bleibt von der Arbeit außer der Erinnerung nichts übrig. Um die Kontinuität der Darbietungen während der Ausstellungsdauer zu gewährleisten, hat der Künstler ­ nach einem Casting ­ insgesamt vier Chorsängerinnen verschiedenen Alters engagiert und instruiert. Jede Sängerin tritt in der Dienstkleidung des Aufsichtspersonals der Kunsthalle Bremen auf.
Tino Sehgal hat sich sowohl mit der Geschichte des Modern Dance seit Isidora Duncan als auch mit Grundfragen der politischen Ökonomie befasst. Die künstlerische Bewegung von menschlichen Körpern im Raum lässt er gelten; das aus Materie und unter Verbrauch von Ressourcen hergestellte ­ herkömmliche - Kunstwerk lehnt er ab. Im Rahmen der bildenden Kunst geht es ihm um eine immaterielle Form von Werken ­ auch in Museen. Künstlerische Ideen und ihre Realisierung über Aufführungen, Bewegung, Tanz und Sprache stellt er mit hohem Anspruch vor. Im Rahmen des "Kunstpreises der Böttcherstraße in Bremen" bedeutet diese Haltung eine kritische Herausforderung und Innovation, die die Jury für beispielgebend hält. Die ephemere und selbstreflexive Qualität des Propaganda-Stücks ist nicht nur vor dem Hintergrund der Geschichte der Konzeptkunst beeindruckend. Sehgals Arbeit ist vorbildlich klar, präzise und konsequent. Die Jury honoriert ebenso die Weiterentwicklung intermediärer Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts."

Die Mitglieder der Jury sind: Thomas Kellein, Kunsthalle Bielefeld; Veit Loers, Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach; Renate Puvogel, Kunstkritikerin, Aachen; Stephan Schmidt-Wulffen, Akademie der bildenden Künste, Wien; Julian Heynen, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ­ K21, Düsseldorf.

Da Tino Sehgal besonderen Wert auf die Flüchtigkeit seiner Werke legt, ist die Dokumentation in Bild und Ton nur unter besonderen Bedingungen möglich. Für Rückfragen bezüglich gewünschter Film- und Tonaufnahmen stehe ich gern zur Verfügung. Bis zum Ende der Ausstellung am 13. April ist This is Propaganda in den Ausstellungsräumen live zu erleben.

Der "Kunstpreis der Böttcherstraße" wird am Sonntag, den 30. März um 11:30 Uhr im Großen Vortragssaal verliehen.

 

Kunstpreis der Böttcherstraße 1954-1983
Gegründet wurde der Kunstpreis der Böttcherstraße 1954 von Ludwig Roselius, dem Inhaber der HAG AG Bremen. Er hatte die Stiftung anlässlich der Vollendung des zehnjährigen Wiederaufbaus der 1944 zerstörten Böttcherstraße ins Leben gerufen. Das Ziel des Kunstpreises wat laut damaliger Satzung, "der Förderung des künstlerischen Nachwuchses zu dienen."
Mit der Auswahl jüngerer Künstlerinnen und Künstler achtete man zunächst auf eine regionale Streuung über ganz (West-) Deutschland, und abwechselnd zeichnete man die verschiedenen künstlerischen Sparten Malerei, Skulptur und Grafik aus.
Zunächst wurde nur ein einzelnes Werk gewürdigt. Es gab keine Ausstellung und keinen begleitenden Katalog, sondern lediglich eine feierliche Preisverleihung. Dies änderte sich erst Mitte der siebziger Jahre, als ein verstärktes Bedürfnis nach Demokratisierung und öffentlicher Information dazu führte, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer gemeinsamen Ausstellung in der Böttcherstraße vorgestellt wurden. Damals änderte sich auch das Auswahlverfahren. Zehn Kuratoren oder Kritiker schlugen je einen Künstler oder eine Künstlerin vor, die nun in einer Ausstellung ihre Arbeiten präsentierten. Eine fünfköpfige Jury bestimmte dann in der Ausstellung vor den Werken den Preisträger. Dieses ausgesprochen transparente Auswahlverfahren wird bis heute gepflegt. Auch andere Institutionen haben es später übernommen.
Unter neuer Regie
Nach der Übernahme und Eingliederung der HAG AG in die internationale Firmengruppe General Foods im Jahre 1979 wurden der Kunstpreis und seine Ausstellungskosten noch bis zum Jahre 1982 von der HAG AG finanziell getragen. Im Jahre 1981 trennte sich jedoch die HAG AG von der Böttcherstraße GmbH und die Gesellschaft ging in Familienbesitz über. So wurde der "Kunstpreis der Böttcherstraße" letztmalig 1983 vergeben. Damit stand die Zukunft des Preises auf dem Spiel. In dieser Situation gründeten einige der zeitgenössischen Kunst besonders engagierte Mitglieder des Kunstvereins in Bremen den Stifterkreis. Sie gewannen auch die Stadt Bremen dafür, sich finanziell an diesem neuen Modell zur Weiterführung des angesehenen Kunstpreises zu beteiligen. Der Preis wurde seit dem in zweijährigen Turnus vergeben und Bremer Kunstpreis genannt. Er setzte die Tradition des Kunstpreises der Böttcherstraße fort, ist aber seit diesem Zeitpunkt eng mit der Kunsthalle Bremen verknüpft. Die Ausstellung der zehn vorgeschlagenen Künstler findet seitdem in der Kunsthalle statt, Ausstellung und Katalog werden von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Museums betreut. Der Stifterkreis finanziert nicht nur das Preisgeld, sondern zugleich auch die Ausstellung in der Kunsthalle sowie den Katalog, der die Teilnehmer im einzelnen vorstellt. Darüber hinaus kauft der Stifterkreis aus jeder Ausstellung eine Arbeit des Preisträgers für die Sammlung der Kunsthalle ein.
Nachdem die Sparkasse Bremen die Böttcherstraße erworben hatte, konnte der Stifterkreis sie 1993 für die Beteiligung am Kunstpreis gewinnen. Um die alte Tradition auch im Namen wieder deutlich zu machen, wurde der Bremer Kunstpreis wieder Kunstpreis der Böttcherstraße genannt.
Der Preis war zunächst mit 5 000 Mark dotiert und konnte 1972 auf 10 000 Mark und 1977 auf 15 000 Mark erhöht werden. Heute beträgt das Preisgeld 15 000 Euro.

 

Die bisherigen Preisträger:
Die Liste der bisherigen Preisträger und Preisträgerinnen enthält einige heute berühmte Namen. So wurde 1993 Martin Honert ausgezeichnet, der wenig später die Bundesrepublik bei der Biennale in Venedig vertrat. Wolfgang Tillmans, der Preisträger von 1995, erhielt im Jahr 2000 den Turner-Preis der Tate Gallery London. Aber auch viele andere Teilnehmer der Ausstellung hatten große weitere Erfolge zu verzeichnen. So vertrat etwa Katharina Fritsch, die 1989 vorgeschlagen worden war, Deutschland auf der Biennale in Venedig und der 1999 nominierte Björn Melhus gewann 1998 den angesehnen Marler Video-Kunst-Preis sowie jüngst den diesjährigen HAP-Grieshaber-Preis der VG Bild Kunst.
Der Kunstpreis der Böttcherstraße wurde in den Jahren zwischen 1955 und 1983 an folgende Künstler verliehen:
1955 Hans Meyboden, Freiburg im Breisgau
1956 Ernst Weiers, Bernried/Starnberg
1957 Fritz König, Ganslberg/Landshut
1958 Horst Skodlerrak, Lübeck
1959 Rudolf Kügler, Berlin
1960 Erhart Mitzlaff, Fischerhude
1961 Günter Ferdinand Ris, Oberpleis/Siebengebirge
1962 Ruth Robbel, Berlin
1963 Siegrid Kopfermann, Düsseldorf
1964 Ekkehard Thieme, Flensburg
1965 Karl Goris, Hamburg
1966 Jens Lausen, Hamburg
1967 Gerlinde Beck, Großglattbach
Helga Föhl, Wiesbaden
1968 Hans Baschnang, Karlsruhe
1969 Dieter Krieg, Baden-Baden
1970 Hansjerg Maier-Aichen, Leinfelden
1971 Uli Pohl, Bremen
1972 Klaus Fußmann, Berlin
1973 Hermann Waldenburg, Berlin
1974 Ursula Sax, Berlin
Max Kaminski, Berlin
1975 Jürgen Brodwolf, Vogelbach
Günther Knipp, München
1976 László Lakner, Berlin
1977 Wolfgang Nestler, Aachen
1978 Dorothee von Windheim, Hamburg
1979 Rebecca Horn, Hamburg
1980 Martin Rosz, Berlin
Walter Stöhrer, Berlin
1981 Alf Schuler, Köln
1982 Mechthild Nemeczek, Köln
1983 Antonius Höckelmann, Köln

 

 

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