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kunstraum muenchen

Holzstraße 10
80469 München
Tel. 089 - 54 37 99 00, Fax 54 37 99 02
info@kunstraum-muenchen.de
www.kunstraum-muenchen.de
Öffnungszeiten: Mi - So 15 - 18 Uhr
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

13.09. - 0610. 2013

Leo Gabin

MANGO

 

MANGO ist der Titel der ersten institutionellen Einzelausstellung des
belgischen Künstlertrios Leo Gabin in Deutschland, die aktuelle Videos
und Malerei präsentiert. Mango ist auch die Geschmacksrichtung einer
amerikanischen Kaugummimarke, die in einem der Werke ins Bild rückt.
Betörend intensiv, extrem kurzweilig und irgendwie fragwürdig ­ so
funktioniert Fruchtkaugummi. Genau so verhält es sich auch mit dem
Zeitgeist der Internetkultur, den Leo Gabin in seinen Arbeiten untersucht
und spiegelt.

Medienarchäologen gleich durchforsten die Künstler öffentliche
Internetportale auf der Suche nach privaten Amateurvideos, die das
Selbstbild und Gesicht der YouTube-Generation prägen. Wiederkehrende
Motive werden gesammelt, nach Themen sortiert und zu einem einzigen Clip
zusammengeschnitten. So etwa basiert die Arbeit "Girls Room Dance" (2010)
auf zahlreichen Ausschnitten aus Videos, in denen sich leicht bekleidete
Mädchen beim privaten Booty Dance filmen. "Hair Long" (2012) bezieht
sich auf ein Internetphänomen, das Teenager aus der wohlhabenden
amerikanischen Mittelschicht popularisiert haben. Dabei präsentieren
junge Mädchen sehr detailliert und stolz den Inhalt ihrer Schultaschen
und Schminktäschchen. Hier, wie auch in den übrigen Clips, arbeiten die
Künstler mit schnellen Bildschnitten, Hip-Hop-Musik oder anderweitigem
Ton, um die Bildfolgen zu animieren oder zu verfremden. Kein Video dauert
länger als zwei bis drei Minuten.

Im Ergebnis stehen Arbeiten, die den populären Umgang mit dem
Internet-Medium nicht nur untersuchen, sondern auch simulieren, und in
dieser Verdichtung eine Reihe von Fragen aufwerfen. Wie nutzen heutige
User das Internet, um sich persönlich auszudrücken? Warum erfreuen sich
parasoziale ­ d.h. virtuelle ­ Interaktionen solcher Beliebtheit? Wie
steht es dabei um die Individualität und Authentizität der einzelnen
Akteure? Ist das Ich im Begriff, sich in der Anonymität der digitalen
Welt aufzulösen oder darin eine neue, umfassendere Subjektivität zu
finden?

Auch in den Gemälden arbeitet Leo Gabin mit dem Material unserer Medien-
und Konsumkultur. Hier treffen per Siebdruck transferierte Bilder und
Motive auf malerische Gesten, wobei der weiße Bildhintergrund in weiten
Teilen sichtbar bleibt. Kaum ein anderes Medium ist so sehr mit der
Erwartung nach dem Ausdruck eines authentischen Ichs verknüpft wie die
Malerei. Zwar haben Künstler wie Andy Warhol und Robert Rauschenberg
gehörig an den Grundfesten dieses romantischen Konzepts gerüttelt, aber
damals wie heute erscheint es als Widerspruch, wenn die Mechanismen der
seriellen Massenproduktion in den Raum der Malerei eintreten oder mehrere
Künstler als Autoren eines Gemäldes auftreten. Bei Leo Gabin löst
sich diese Spannung keineswegs auf. Das malerische und das mechanische
stehen hier gleichberechtigt nebeneinander und bisweilen erscheint es
sogar fast so, als ob die Authentizität der Malerei nur noch im Zitat
existiert: mal als expressiver Kontrapunkt zur kitschigen Konsumwelt, mal
als formaler Simulator einer mechanisch übersetzten Bildwelt.

Leo Gabin besteht aus drei Künstlern (Lieven Deconinck, Gaëtan Begerem
und Robin De Vooght), die seit 2000 zusammenarbeiten. Das Trio lebt und
arbeitet in Ghent, Belgien, und hat neben zahlreichen Ausstellungen im
internationalen Kontext auch an wichtigen Gruppenausstellungen in
Deutschland teilgenommen, zuletzt im Rahmen der Ausstellung Privat an
der Schirn Kunsthalle in Frankfurt (2013). Jüngste Einzelausstellungen:
Elizabeth Dee Gallery in New York (2013) und Peres Projects in Berlin
(2012).

Die Ausstellung knüpft im Rahmen des Jubiläumsprogramms 40 Jahre
Kunstraum! an den Themenblock Kollaborationen an, der mit der Ausstellung
Of Two Minds. Mahlergruppe eröffnet wurde.

Kuratorinnen: Iris Mickein und Sabine Weingartner.

Weitere Termine:
OPEN NIGHT mit den Künstlern: Freitag, 13.09., 18 - 21 Uhr

 

Die Ausstellung wird gefördert durch das Kulturreferat der
Landeshauptstadt München, die pbb Stiftung Deutsche Pfandbriefbank und
Finbridge GmbH & Co. KG.

 

 

 

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