german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Cologne


kjubh kunstverein

Dasselstr. 75
50674 Köln
Tel./Fax 0221 - 2 71 88 17
kjubh@web.de
Do 18 - 20 Uhr, Sa + So 14 - 18 Uhr u.n.V.
http://www.kjubh.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

05.07. - 05.08.2001


Ora Avital

Reise in verborgene Welten

Malerei und Skulptur

 

"Kunst ist die Fähigkeit, eine Konstruktion zu schaffen, die nicht aus den Beziehungen zwischen den Formen und ihrer Farbe entsteht, die nicht auf dem ästhetischen Geschmack gegründet ist und deshalb nach Schönheit der Komposition strebt, sondern die auf dem Gewicht, der Geschwindigkeit und der Bewegungsrichtung gründet", aüßerte sich Kasimir Malewitsch (1878-1935) 1915 in St. Petersburg über Malerei, die bei ihm in einem schwarzen Quadrat auf weißem Grund mündete. Für ihn stellte die vom Druck der Gegenstände befreite, plane, reine malerische Fläche eine eigene Größe dar. "Wenn es eine Wahrheit gibt," schreibt Malewitsch 1927, "so nur in der Gegenstandslosigkeit, im Nichts". Seinen abstrakten Bildern liegen komplexe mystische und philosophische Konzepte zugrunde, die das Erleben von Raum und Zeit verbildlichen wollen. Das schwarze Quadrat, die Leere, wurde zum Ausdruck des Absoluten, gleichzusetzen dem visionären Erfassen einer "höheren Wahrheit".

Beides, die Wechselbeziehung von Raum und Zeit, aber auch der Anspruch, Universelles im Bild zum Ausdruck zu bringen, sind die zentralen Elemente im künstlerischen Schaffen von Ora Avital, die mit ihren Bildern den Zugang zu einer Welt hinter den Dingen eröffnen will. Die Bildoberfläche selbst ist das Medium und der Schlüssel für einen Kosmos, dessen Komplexität und übergreifende Ordnung unzählige weitere Bilder von Wirklichkeit entstehen läßt. In der Funktion einer Netzhaut gestatten die in der Formsprache streng geometrisch gegliederten Bildträger einen Einblick in tieferliegende Bildwelten, die nicht im Werk selbst, sondern erst im Kopf des Betrachters konkrete Gestalt annehmen. Vorausgesetzt, dieser ist bereit, sich dem Bildwerk zu öffnen, was allerdings angesichts der starken Farbigkeit nicht schwer fällt.

Denn die tragisch düstere Seele der Welt behält bei Ora Avital nicht das letzte Wort. Zu sehr fühlt sich die israelische Künstlerin heimisch im warmen, gleißenden Licht des Südens. Das Licht, so scheint es, ist die entscheidende Triebkraft hinter ihrer Arbeit. Von innen heraus strahlen die in zahlreichen Schichten lasierend aufgetragenen Farben in den Raum und nehmen den Betrachter in seinen Bann. Um den Charakter des Farbkörpers zu untermauern, spannt Ora Avital ihre Leinwände über Holzrahmen, die in der Tiefe sechs bis acht Zentimeter messen. Dabei erlauben die ebenfalls bemalten Außenkanten einen Einblick in das vielschichtige und komplexe Innenleben der Arbeiten. Nicht nur, daß sich an dieser Stelle Malerei in seiner Entstehung selbst definiert und nachvollziehen läßt. In der Behandlung des Bildes als dreidimensionalen Farbkörper vollzieht sie die Abkehr vom traditionellen Tafelbild und die Hinwendung zum vielschichtigen, komplexen und nicht eindeutig festlegbaren Wirklichkeitsbild.

Eine wesentliche Rolle kommt dabei der Behandlung des Bildmotives zu: Nahezu skalpellartig segmentiert Ora Avital die Bildoberfläche einem inneren Rhythmus folgend in farbige Streifen, die miteinander korrelieren und energetische Kraftfelder freisetzen. Die Flächenordnung entwickelt eine modulare Struktur, die vom Stakkato des Bewegungsrhythmus getragen ist. Als Ergebnis einer aufwendigen wie subtilen Maltechnik durchdringen sich die einzelnen Streifen zu einem scheinbar gewebten Farbnetz. Diese Verflechtungen, die wie ein Sog in den Innenraum des Bildes wirken, stehen auch für die Vernetzung von Raum und Zeit in ihrem Werk. Schicht für Schicht trägt sie ­ immer die Wahrung der Gesamtheit des Bildes vor Augen ­ die Acylfarbe auf, läßt Streifen stehen, um andere wiederum zu verdecken. An beinahe jeder beliebigen Stelle des Bildes eröffnet sich dabei ein Mikrokosmos, der die Bildganzheit zugunsten einer sich neu eröffnenden Bilderwelt hinter sich läßt. Die Reise scheint unabschließbar und das Auge taucht in Tiefenräume ab, die die vormals rein flächig gesehenen Farbstreifen vergessen machen. Der Blick schweift über Farbschlieren hinweg und entgleitet in anfangs ungeahnte Raumtiefen.

Genauso geht sie in ihren Papierobjekten vor, deren Streifen miteinander verflochten sind. Doch anders als in ihrer Malerei nehmen die einfarbig behandelten energetischen Raumkörper bizarre Konturen an. Die farbig intensiven Papierarbeiten beeinflussen auch ihre Malerei und umgekehrt. Es war das Werk des amerikanischen Malers Mark Rothko (1903-1970) und dessen suggestive, hypnotische Wirkung der Farbe, das Ora Avital in ihrem eigenen Werkschaffen besonders inspiriert hat. "Abstrakte Kunst hat eine Seele, etwas nicht erklärbar Meditatives. Vor allem macht sie Verborgenes sichtbar", erläutert die Künstlerin.

Wolfgang Speen

 

Ora Avital

1969 in Israel geboren, studierte von 1984 bis 1988 an der Kunstakademie Bezalel in Jerusalem, wo sie mit dem Bachelor of Fine Arts abschloß. Seit 1992 lebt Ora Avital in Deutschland.
Ihre Arbeiten wurden seither in Einzel- und Gruppenausstellungen in Galerien, Kunstvereinen und -instituten u.a. in Dortmund, Düsseldorf, Erfurt, Köln, Mönchengladbach, Osaka und Uetrecht präsentiert.

 

Eröffnung: Donnerstag, 5. Juli, 19 Uhr

Einführung: Prof. Dr. Peter W. Rech,
Institut für Kunst und Kunsttheorie der Universität zu Köln

 

 

mission statement

kjubh ist ein gemeinnütziger Kunstverein. Die Gründungsmitglieder, Mitglieder und Förderer von kjubh sind der zeitgenössischen Bildenden Kunst seit Jahren in besonderer Weise verpflichtet.

Der Zusammenschluß in kjubh soll die Kräfte in einem Netzwerk bündeln und die unterschiedliche Herkunft der Mitglieder in einem erfrischenden Programm fruchtbar machen. Im Vordergrund stehen dabei immer die Künstler und ihre Positionen. Die ordentlichen Mitglieder von kjubh engagieren sich mit einem erheblichen substantiellen und finanziellen Beitrag für das Projekt.

kjubh ist keine Abkürzung, sondern die phonetische Schreibweise von "cube". Spätestens seit den 60er Jahren ist der "white cube", der leere, weiße Kubus, die klassische Präsentationsform für Bildende Kunst geworden. kjubh greift dies in modifizierter Form auf.

 

aus der Satzung

Ziel ist die Förderung und Pflege zeitgenössischer Kunst mit Schwerpunkt Bildende Kunst in ihren qualitativen Facetten. Das Phänomen Kunst soll einem breiten, besonders auch jungen Publikum, erfahrbar gemacht werden.

 

kjubh

- Forum für regionalen, nationalen, internationale Kommunikationsaustausch zwischen Kulturvermittlern, Kritikern, Pädagogen, Wissenschaftlern, professionellen Künstlern und kunstinteressierten Menschen

- Plattform für die inhaltliche und konzeptionelle Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Bildenden Kunst und ihren wissenschaftlichen Grenzbereichen und den Wechselbeziehungen zu Literatur, Musik, Theater, Film, Tanz etc.

- verfügt über einen eigenen Raum in Köln in der Dasselstraße 75

- kooperiert mit privaten Einrichtungen und öffentlichen Institutionen, um Projekte zu entwickeln, zu koordinieren und zu verwirklichen

 

 

german galleriesindex citiesindex galleriesindex artists