cgerman galleries / index cities / index galleries / index artists / index Leipzig

Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig

Academy of Visual Arts
Wächterstraße 11
D-04107 Leipzig
Tel. +49 (0) 341 2135 - 133
Fax +49 (0) 341 2135 - 101
presse@hgb-leipzig.de
www.hgb-leipzig.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

14.01. - 27.01. 2006

Werkraum

Projekt der Klasse für Intermedia an der HGB Leipzig

Die Ausstellung "Werkraum" zeigt Arbeiten von Studierenden der Klasse
für Intermedia unter der Leitung von Frau Prof. Alba D'Urbano. Das
Besondere an diesem Ausstellungsprojekt ist, dass der Ausstellungsraum
in einen "Werkraum" umgewandelt wird: Es wird das "Ausstellen" selbst
ausgestellt, das Präsentieren "vorgeführt", das kuratorische "Handeln"
ausprobiert und sichtbar gemacht, die mit dem privaten Atelierraum
verbundenen "kreativen" Vorgänge werden für das Publikum transparent und
zugänglich gemacht, partizipatorische Strategien werden verfolgt.
Gesucht wird nach einer Form, die die Handlungen des Zeigens,
Präsentierens, Ausstellens und Aufführens untersucht und die Grenzen
zwischen Ausstellung und Aufführung, Werkraum und Präsentationsort,
Vorstellung und Fertigstellung, verschiebt und anders artikuliert. Erst
am Ende der Ausstellungszeit präsentiert die Gruppe während einer
kombinierten Eröffnung/ Finissage den Besuchern fertige Arbeiten.

Zur Preview der Veranstaltung werden die entstehenden Kunstwerke in
ihrer Potentialität gezeigt. Der gesamte Ausstellungsraum zeigt sich als
Möglichkeit, als Gedanke: Es werden keine fertigen Kunstwerke
ausgestellt. Präsentiert werden der Raum selbst, die Konzepte, die
Ideen, die Skizzen oder die Materialien des Ausstellens, vor dem Moment
der Produktion. Die Veranstaltung wird mit einer Performance eröffnet,
in der die einführenden Worte zur Ausstellung ­ ein tradiertes Ritual
der Kunstvermittlung bei Ausstellungsvernissagen ­ zum Inhalt einer
Kunstaktion werden.

Joseph Beuys sprach von "Permanenter Konferenz". Was die Klasse für
Intermedia mit ihrem "Werkraum" im Laufe der folgenden zwei Wochen
aufführt, ist eine "Permanente Ausstellungs-Aktion", die Vorführung und
praktische Konferenz zugleich ist. Sie ist eine Aktion, bestehend aus
performativen, objekthaften und diskursiven Momenten, die verschiedene
Veränderungen während der Ausstellungszeit erfährt: Zu üblichen
Galerie-Öffnungszeiten wird nicht gelangweiltes Aufsichtspersonal den
Raum bevölkern, sondern agierende KünstlerInnen/Akteure/Agenten, die an
der Entstehung der Kunstwerke, bzw. Kunstereignisse arbeiten und mit
immer neuen Zeigemöglichkeiten experimentieren. Der Raum wird ständig
neu bespielt und entstehende Denkprozesse werden durch die verschiedenen
Verarbeitungsmomente und ausprobierten Fertigstellungsmöglichkeiten
sichtbar gemacht.

Am Ende der zwei Wochen findet die Eröffnung der Ausstellung statt. Sie
ist Eröffnung und Finissage zugleich. Der Augenblick des Anfangs und der
des Endes des Zeigens von Kunst rücken zusammen. Der Faktor Zeit wird
für das Ausstellungsritual auf einige Stunden komprimiert ­ die
Zeitspanne, die üblicherweise ein Ausstellungsbesuch umfasst. Nur in
diesem Moment und nur für einige Stunden werden die "fertigen" Arbeiten
gezeigt, wie eine temporäre Konkretisierung, eine "Momentaufnahme", ein
Fragment oder eine Materialisierung eines zeitlichen und gedanklichen
Prozesses.

 

Zum Ort und Projekt: Die Baumwollspinnerei ist mittlerweile zu einer der
bedeutendsten Einrichtungen in der Leipziger Kulturlandschaft und in der
internationalen Kunstszene avanciert und expandiert immer weiter: Sie
ist selbst zu einem Label, zu einem Markenzeichen geworden. Keine
Kunsteinrichtung in der Stadt kommt umhin, sich mit diesem erfolgreichen
Modell zu messen, und so ist auch der Blick der Hochschule interessiert
auf diesen Ort gerichtet. Die Möglichkeit in diesem Kunsttempel
auszustellen, sich in dieser Landschaft gemeinsam mit den wichtigen
Leipziger Namen präsentieren zu können, kommt für einige einer Ehrung
gleich. Für diejenigen jedoch, die das Spinnereiphänomen mit
marktorientierten Strategien identifizieren und es kritisch betrachten,
bedeutet dort auszustellen, ein Zugeständnis an konventionelle
Kunstpraktiken zu machen. Eine Ausstellung mit Studierenden der HGB auf
diesem Areal zu veranstalten, öffnet eine Reihe von kontroversen
Fragenstellungen, die mit der Thematik der Positionierung der Einzelnen
und der Gruppe, nicht nur in Bezug auf den räumlichen Kontext verbunden
sind. An einem Ort, wo die Kunstproduktion, und insbesondere auch die
Kunstpräsentation eine herausragende Rolle spielen, wird die Frage nach
dem Inhalt einer Ausstellung ­ in welchen Handlungsformen sie realisiert
wird, und aus welchen Bestandteilen sie sich konstituiert ­ von
tragender Bedeutung. Um diese Fragen zu beantworten, wurden in den
Klassentreffen die bestehenden Verhältnisse und die Bedingungen des
Ausstellens in diesen Räumen analysiert. Es wurde entschieden, die
tradierten Handlungsweisen des "Kunstzeigens" nicht zu reproduzieren,
sondern, mit Blick auf die Ausstellungspraktiken selbst, eine Form des
Ausstellens zu suchen, die performativ und prozessual die Grammatiken
und Rituale der Präsentation von Kunstprodukten in den Vordergrund rückt.

Prof. Alba D'Urbano

 

Preview: Samstag, 14. Januar, 18.00 Uhr
Performance: Samstag, 14. Januar, 19.00 Uhr
Dauer:
Öffnungszeiten: Mi - Sa 14.00-18.00 Uhr

Eröffnung/Finissage: 27. Januar, 18.00 Uhr
Ort: Leipziger Baumwollspinnerei, Keller der Halle 9

Konzert:
Samstag, 21.01.2006, 21.00 Uhr
Alula Ton Serien und Finnardgruppe 01
Orange Dot (Leipzig)
Jaap Versainc Ensemble (Leipzig/ Berlin)

 

german galleriesindex citiesindex galleriesindex artists