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Schirn Kunsthalle

Römerberg
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069 - 29 98 82 11; Fax 069 - 29 98 82 40
So + Di 11 - 19 Uhr, Mi - Sa 11 - 22 Uhr, Mo geschlossen
http://www.schirn.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

26.2. - 29.3. 1998


Maxim Kantor

Bilder und Radierungen

 

Maxim Kantor, gerade 40 Jahre alt, gehört zu den Stars der jungen Moskauer Kunstszene. Bei der letztjährigen Biennale von Venedig vertrat er sein Land mit einer Einzelausstellung seiner Werke im Russischen Pavillon. Im Herbst desselben Jahres veranstaltete das Staatliche Puschkin Museum eine Werkschau, eine Ehrung, die ohne Vorbild in der Geschichte dieses Museums ist. Diese Ausstellung wurde zugleich Grundlage für die jetzt in Frankfurt gezeigte Auswahl.

In der Schirn Kunsthalle Frankfurt steht das Werk von Maxim Kantor in vielfältiger Beziehung zum Ausstellungsprogramm des Hauses. Nachdem die russische Kunst des 20. Jahrhunderts und insbesondere die Russische Avantgarde immer wieder den Mittelpunkt wichtiger Ausstellungen des Hauses bildete (Kandinsky; Chagall; Die große Utopie; Okkultismus und Avantgarde), ist Rußland soeben mit einer Auswahl seltener Beispiele russischer Ikonenkunst des 14. bis 16. Jahrhunderts (Zwischen Himmel und Erde) in der Schirn präsent. Zu beiden Bereichen russischer Kunst, der frühen religiösen und der späten weltlichen, stehen die Bilder Maxim Kantors in vertraut-kritischer Beziehung. Seine künstlerische Arbeit ist nicht zuletzt ein großer greller Abgesang auf die Kunst des AgitProp, eine Absage an den Versuch, 'soziale Experimente zu illustrieren', wie er selbst es ausdrückt. Schließlich steht diese Ausstellung eines jungen russischen Künstlers in der Schirn in Beziehung zu dem Großereignis dieses Jahres, der Ausstellung ' 1848 Aufbruch zur Freiheit'; denn bei kaum einem Künstler unserer Tage kann man so eindrucksvoll beobachten, was Sehnsucht nach Freiheit eigentlich ist und was die Verweigerung von Freiheit anrichtet.

Die frühen Bilder Maxim Kantors führen uns in eine Welt der Anstalten, Gefängnisse und Hospitäler. Kantor, der mit all dem persönliche Erfahrungen gemacht hat, hat diese Welten als eine Art Schein- oder Unterwelt erlebt, in der Menschen zwar irgendwie existieren, nicht aber wirklich leben. Diesem Schattendasein ist das menschliche Porträt kontrastierend gegenübergestellt. Kantor wollte nichts anderes, als späteren Zeiten überliefern, daß in all dem Grauen, der Verlassenheit, der Unfreiheit, dennoch Menschen gelebt haben. Bei dieser Ausgangslage mußte die tatsächliche politische Befreiung als eine Sensation von kaum zu ertragender Intensität empfunden werden.

Kantor wird nun der Chronist und kritische Kommentator einer Welt in Auflösung. Ekstatisch wilde Bilder stehen neben solchen großer symbolischer Weltentwürfe wie etwa 'Der Staat', mit welchen Kantor versucht, im Chaos eine Ordnung zu sehen. Sein Blick und sein moralisches Urteil bleiben auch gegenüber den neuen 'freien' Verhältnissen schonungslos. Seine Arbeit ist auf der Suche nach den Opfern, die Sieger sind erneut bloße Charaktermasken.

Daneben entsteht seit Jahren ein zweites, stilles Werk. Margret Stuffmann hat dieses den 'grauen Spiegel' des ersten, grellen genannt. Kantor hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Sujets seiner wild-farbigen Malerei, die die Effekte des pastosen Farbauftrags und der gestischen Rhythmik liebt, in die zarten Linien der Radierung zu übertragen. Für ihn ist ein Werk erst abgeschlossen, wenn dieses graue Abbild ebenfalls gelungen ist. Die Auswahl der in der Schirn gezeigten Werke orientiert sich an diesem Prinzip. Jedem Gemälde wird in der Ausstellung die Radierung gegenübergestellt.

Die jüngsten Arbeiten, die einbezogen wurden, zeigen Kantor wieder auf neuen Wegen. Seine Sujets werden beiläufig-melancholischer, das Private nimmt größeren Raum ein, die Palette wird sanfter, spiritueller. Kantor selbst sagt, die Farbe Grau werde zunehmend wichtig für ihn. Erkennbar befindet sich das Schaffen dieses Künstlers mitten in einer weiteren Metamorphose.

 

Ausstellungstounee:

26.2. - 29.3. 1998: Schirn Kunsthalle Frankfurt / Frankfurt am Main

24.8. - 10.10. 1998: Crossman Gallery / UW-Whitewater, Wisconsin

11.10. - 3.11. 1998: Northern Illinois University Art Gallery / Chicago, Illinois

Dezember 1998 - Januar 1999: Bass Museum of Art / Miami Beach, Florida

Frühjahr 1999: Ulster Museum / Belfast

Frühjahr 1999: Casino Luxembourg / Luxembourg

 

 

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