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Galerie Priska Pasquer
Albertusstr. 9-11
50667 Köln, Germany
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Di - Fr 10 - 19 Uhr, Sa 10 - 18 Uhr
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibitionSommerpause: 21. Juli - 20. August 2002
27.04. - 21.06.2002, verlängert bis 07.09.2002
Eikoh HosoeKilled by Roses
Eikoh Hosoe "Ordeal by Roses" # 32, 1961, silver print
Eikoh Hosoe: Killed by Roses
Mit der Ausstellung "Eikoh Hosoe - Killed by Roses" stellt die Galerie Priska Pasquer einen Fotografen vor, der mit der Schaffung eines neuen erzählerischen und grafischen Stiles eine entscheidende Rolle in der japanischen Fotografie der Nachkriegszeit spielt. In seinen Bildserien formuliert Hosoe eine neue radikale und subjektive Sicht auf die Wirklichkeit.
In dieser ersten Einzelausstellung von Eikoh Hosoe in Deutschland wird eine Auswahl aus seinen Serien der 60er und beginnenden 70er Jahren präsentiert, die ihm schon früh internationale Anerkennung brachten. Gezeigt werden Beispiele aus "Ordeal by Roses", "Kamaitachi" und Simon - A Private Landscape", sowie aus den beiden Aktsehen "Man and Woman" und "Embrace".
"Kamaitachi" (1965-1968) ist der Name einer Figur aus der japanischen Sagenwelt. Es ist eine kleine geisterähnliche Gestalt in der Form eines Wiesels, die bekannt dafür ist Menschen in den Reisfeldern zu terrorisieren und Kinder zu stehlen. Kamaitachi ist aber auch die Bezeichnung für einen Wind der tiefe Wunden schlägt und steht hier als Synonym für die Bedrohung durch die Atombombe. Die Sehe, mit dem Begründer des Butoh-Tanzes Tatsumi HIJIKATA als Hauptdarsteller, ist Ausdruck der persönlichen Erinnerungen Hosoes an die Zeit seiner Evakuierung während des 2. Weltkrieges. In ihr verbinden sich Erinnerungen an Liebe und Hass mit den Ängsten der Nachkriegszeit zu einer komplexen, subjektiven Dokumentation.
In "Ordeal by Roses" (Durch Rosen gequält, 1961-1962) porträtiert Hosoe den japanischen Schriftsteller Yukio MISHIMA, der zu den wichtigsten Autoren der japanischen Literatur der Nachkriegszeit zählt. Seine öffentliche Inszenierung des eigenen Lebens, die in einem rituellen Selbstmord mündete, ließ den Dichter zu einer politisch umstrittenen Erscheinung werden. In der Serie "Ordeal by Roses/ Killed by Roses" spielt Mishima die zentrale Figur eines komplex orchestrierten Dramas. In diesem privaten Theater inszeniert Eikoh Hosoe Mishimas durchtrainierten Körper, umgeben von christlichen und heidnischen Symbolen, in einer barocken Bühnenarchitektur. Häufig findet sich die Darstellung des nackten Körpers im Zustand des Traumes - auch mittels experimenteller Techniken wie der Fotomontage - und als zentrales Thema die Verbindung von Erotik und Tod. Mishima schrieb zu dieser Serie: "Gott ist tot, und nackte menschliche Wesen stehen der Welt schamlos und ohne Stolz gegenüber."
Wie "Kamaitachi" hat die unvollendete Serie "Simon: A Private Landscape" Erinnerungen des Fotografen an seine Kindheit und Jugend zur Grundlage. Begonnen 1970 basiert die Serie auf Hosoes Zeit als junger Student der Fotografie während der 50er Jahre. Der Schauspieler Simon streift als Hosoes Alter Ego als eine bezaubernder und erotischer Transsexueller durch die Straßen früherer Rotlichtviertel in Tokyo. Hier sucht Hosoe mit Simon nach Spuren verlorener Menschen und einer vergangenen Stadtlandschaft. Zugleich könnte diese, bislang nicht in Buchform publizierte Serie, auch als Suche des Fotografen nach der eigenen Sexualität, am Rande der Stadt, in den Trümmerlandschaften der japanischen Nachkriegszeit, gelesen werden.
In der Aktserie "Man and Woman" (1959-60) spielt Hosoe mit der Dualität der männlichen und weiblichen Form. Folgt diese Serie noch dem Verlauf einer theatralischen Inszenierung, bis zu dem Punkt, wo sich die Körper berühren, findet sich in Hosoes späterer Aktserie "Enlabrace" (1969-1970) ein neues Verständnis von Aktfotografie. Enge Ausschnitte, harte Kontraste zwischen Schwarz und Weiß sowie fragmentierte Körperteile in ungewöhnlichen Verbindungen verweisen einen auf ein verstärktes Interesse an den grafischen und haptischen Qualitäten des menschlichen Körpers.
Eikoh Hosoe wurde 1933 unter dem Namen Toshihiro Hosoe als zweiter Sohn eines buddhistischen Priesters in Yonezawa, Japan, geboren. Nach dem Krieg nahm er den Namen Eikoh als symbolische Geste für den Beginn einer neuen Ära in Japan an. In den frühen 50er Jahren besuchte der das Tokyo "College of Photography". Noch als Student wurde er Mitglied der Avantgardegruppe "Demokrato", die von dem Künstler Ei-Q geleitet wurde. Dort traf unter anderem mit dem Künstler On Kawara zusammen. 1957 nahm er an der legendären Ausstellung "Eyes of Ten" in Tokyo teil. 1960 gehörte er zu den sechs Gründungsmitgliedern von VIVO, einer Fotoagentur zur Förderung der Arbeiten der Mitglieder. Seit den 70er Jahren regelmäßige Einzelausstellungen und vielfache Beteiligung an Gruppenausstellungen in den USA, Japan und Europa. Seit 1995 ist er Gründungsdirektor des Kiyosato Mueum of Photographic Arts (K*MoPA).
Publikationen (in Auswahl):
- Man an Woman, 1961
- Ordeal by Roses, 1963, überarbeitete Ausgabe 1973
- Kamaitachi, 1969
- Embrace, 1971
- The Cosmos of Gaudi, 1984
- Eikoh Hosoe: Photographs 1950-2000, 2000
Vernissage: Freitag, den 26. April 2002, 18-22 Uhr
Matinee: Sonntag, den 28. April 2002 um 11 Uhr
Mit einer Einführung von Ferdinand Brüggemann