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Oldenburger Kunstverein

Damm 2a
26135 Oldenburg
Tel. 0441 - 271 09; Fax 0441 - 271 01
e-mail: okv@kunstverein-oldenburg.de
Di - Fr 14 - 17 Uhr, Sa + So 11 - 17 Uhr
http://www.kunstverein-oldenburg.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

16.1.2000 - 27.2.2000


Mariella Mosler

Bodeninstallation

In der ersten Ausstellung des Oldenburger Kunstvereins im neuen Jahrtausend wird Mariella Mosler eine neue Sand-Installation zeigen. Die Künstlerin, die 1962 in Oldenburg geboren wurde und heute in Hamburg lebt, gehört zu den Entdeckungen der letzten documenta (1997), auch wenn sie schon zuvor mit Installationen in Erscheinung getreten ist. Ihre Arbeit beginnt mit einer präzisen Untersuchung des Ausstellungsraumes, dessen Eigenheiten, aber auch Funktionen bei der Installation Berücksichtigung finden müssen. Es entstehen darauf Zeichnungen im kleinen wie im großen, mit denen sich die Künstlerin der räumlichen Besetzung durch ein oder mehrere Installationsdetails nähert. Nach diesen Zeichnungen wird das Omament auf dem Hallenboden ausgeführt, das in der Vorbereitungszeit entwickelt worden ist. Seine Formen, Linien und Kreise, Spiralen und Geraden sind mehrere Zentimeter hoch. Die Flächen zwischen den pastosen Partien sind gleichmäßig eingeebnet.

Es entsteht eine nur aus der Distanz überschaubare Form, die Schönheit nicht leugnet. Mariella Mosler vertritt mit Entschiedenheit den Einsatz des Ornaments, das Jahrzehnte lang als ästhetisches Motiv verpönt schien, auch wenn es in der abstrakten Malerei immer mal wieder zur Geltung kam. In der modernen Architektur war das Omament seit Jahrhundertbeginn verschwunden; erst in der Phase der Postmoderne seit den siebziger Jahren wurde ihm wieder Geltung verschafft. Doch ist diese Beziehung zu der Kunst Mariella Moslers nur peripher. Entscheidend sind zwei andere Aspekte, die der Zeit und der Vergänglichkeit. Die Künstlerin braucht einen bemerkenswert großen Zeitraum für die Erstellung einer einzelnen Installation. Das ist Lebenszeit, die auf Sand gebaut wird. Der Betrachter verharrt körperlich, um die entstandenen Strukturen aufzunehmen, aber mit dem Blick verfolgt er nahezu ununterbrochen die Lineamente. Sein Sein wird in zwei Zeitebenen gegliedert, bis er sich vor der Halle wiederfindet.

Auch wenn sie gefestigt erscheint, wird mit dem Ende der Ausstellung die ästhetische und schöne Form wieder in Sand aufgelöst. Sand löst Assoziationen aus - nicht nur im Hinblick auf Erde, sondem mit der Sanduhr auch auf Zeit. Das Motiv der Vergänglichkeit dominiert die künstlerische Arbeit. Gewiß überdauern die Zeichnungen; doch sind diese nur festgehaltenen Stationen der entwickelten Arbeit, nicht diese selbst.

In einer zweiten Werkgruppe, die nur in Publikationen zu sehen sein wird, der Vollständigkeit halber aber genannt werden muß, geht die Künstlerin die Motive Zeit und Leben aus anderer Richtung an: Mit kleinen Objekten ornamentaler Form aus Menschenhaar greift sie ein tabuisiertes Material auf: Vom Körper getrennt, wird Menschenhaar negativ gewertet, als Abfall, der beseitigt werden muß, während es am Körper positive Bedeutung hat. Mit ihren Objekten dreht die Künstlerin diese konventionelle Wertigkeit um; ihre körperfreien Haarornamente zeigen Dauer an - über das Leben hinaus behalten Haare ihre Konsistenz.

Diese Spannung zwischen Dauer und Vergänglichkeit spricht schließlich auch aus den Fotografien, die die Künstlerin erstmals im Oldenburger Kunstverein ausstellt. Sie werden wie ein objet trouvé angesehen, auch sie vorwiegend aus Familienbesitz stammend; es ist nur von sekundärer Bedeutung, ob Mariella Mosler auch die Fotografin ist. Primär spiegeln die Fotografien Vergangenheit in subjektiver Erinnerung und in ihrer Ankunft in der Öffentlichkeit auch Gegenwart. Ihr latenter Symbolgehalt beruht auf Assoziationen, aber er ist vorhanden als Ausdruck des Besonderen im Alltäglichen.

Das Gemeinsame von Sand, Haar und Fotomotivik ist in der Anonymität der Details zu sehen, in der Betonung von Bedeutung des scheinbar Bedeutungslosen.

 

Eröffnung der Ausstellung am 16.1.2000 um 11.15 Uhr

Begrüßung: Peter A. Reimers, Vorsitzender

Einführung: Jürgen Weichardt

Zur Ausstellung erscheinen ein Leporello und eine Edition der Künstlerin.

Gefördert durch die Niedersächsische Lottostiftung und das Land Niedersachsen.


Mariella Mosler

Vita

1962 in Oldenburg geboren

1985-1992 Kunst- und Philosophiestudium in Hamburg

1987/1989 Arbeiten im öffentlichen Raum

(Projektförderung der Hamburger Kulturbehörde)

1991 Kunstpreis Ökologie, Köln (mit S. Fischer)

1993 Arbeitsstipendium der Stadt Hamburg

1994 Stipendium der Akademie Schloß Solitude

1995 Arbeitsstipendium in Frankreich

1996 Förderung des Kunstfonds, Bonn

1997 Reisestipendium Japan des Vereins Neue Kunst in Hamburg

1998 HSP-11 3 Förderung des Hamburger Senats

1999 Stipendium Schloß Bleckede, Niedersachsen

Mahella Mosler lebt und arbeitet in Hamburg.

 

Einzelausstellungen

1992 Künstlerhaus, Hamburg

1995 Württembergischer Kunstverein Stuttgart

Schloß Solitude, Stuttgart

Les Images Du Plaisir, Chateau d'Angers, Frankreich

1997 Galerie Vincenz Sala, Brüssel, Belgien

1998 Galerie Almut Gerber, Köln

La Chambre Blanche, Quebec, Kanada

1999 Interventionen 15, Sprengel Museum Hannover

Galerie Almut Gerber, Köln

Schloß Agathenburg, Agathenburg

 

Gruppenausstellungen

1991 Das unendliche Gespräch, Kunsthaus Hamburg

1994 Hamburg-Stipendiaten, Kampnagelfabrik Hamburg

1995 Kunstverein Ludwigsburg

Der scharfe Blick, Deutscher Künstlerbund, Bundesausstellungshalle, Bonn

1996 Nantes. Frankreich

Le Faubourg, Straßburg, Frankreich

Linien und Zeichen, Künstlerhaus Bethanien, Berlin

1997 documenta X, Kassel

1998 Eran Schaerf - Mariella Moster, ERBAN, Narites, Frankreich

Passage, Neue Kunst in Hamburg, Kunsthaus Hamburg

today tomorrow, Galerie de l'Ecole Superieure des Beaux-Arts, Marseille, Frankreich

1999 today tomorrow, Kidn Art Space, Osaka, Japan

Rolf Julius - Mariella Mosler, Schoß Förstenau, Michelstadt-Steinbach

 

 

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