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Museum der bildenden KünsteKatharinenstrasse 10
04109 Leipzig
Tel. 0341 - 21699-0; Fax 0341 - 99-999
Di/Do-So 10-18 Uhr, Mi 12-20 Uhr (Mo geschlossen)
mdbk@leipzig.de
www.mdbk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
13.04. - 12.06.2000
Wolfgang MattheuerBilder, Zeichnungen und Plastiken aus der Sammlung U. und W. Mattheuer
"Den Nerv einer Zeit zu treffen und zu fixieren, jenen neuralgischen Punkt, der Lust und Schmerz auslöst, wenn mir das gelungen sein sollte, so ist das ein Resultat meiner lebenslangen intensiven Auseinandersetzung mit der Welt, den Menschen und den Dingen unseres Lebens. Ich lebe mit meinem Verstand und meinem Gefühl sehr angestrengt und voller Teilnamhe in dieser Zeit. Was mir zum Bild wird, ist das Ergebnis solcher Art zu leben." - Wolfgang Mattheuer, 1983
Anlässlich seines 73. Geburtstagesam 7. April 2000 zeigt das Museum der bildenden Künste eine Ausstellung mit ca. 100 Werken des 1927 in Reichenbach/Vogtland geborenen Wolfgang Mattheuer. Die Werke stammen aus der persönlichen Sammlung des Künstlerehepaares Ursula und Wolfgang Mattheuer. Der Künstler, sich selbst eher als Bildermacher bezeichnend, gehört seit Mitte der sechziger Jahre zu den Leipziger Persönlichkeiten, weiche die lokale Kunstentwicklung besonders nachhaltig prägte und international bekannt machten. Mit der konzentrierten Werkauswahl wird Wolfgang Mattheuer als Maler, Zeichner und Plastiker vorgestellt, wobei die Hauptakzente auf den Werken der siebziger bis neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts liegen. Die Werkauswahl gibt einen Einblick in Mattheuers Arbeitsweise, "gefundene Bildideen nach vielen Seiten abzutasten, inhaltlich und formal, sie in stets neuen Verbindungen und Beziehungen zu erproben" (Ursula Mattheuer-Neustädt 1993). Neben eindringlichen zeitbezogenen Bildmetaphern stehen stimmungsvolle Landschaften sowie Stilleben und Porträts.
Unter den Gemälden finden sich neben frühen Hauptwerken wie "Frühling" (1969), "Hinter den sieben Bergen" (1973) oder "Eingeschneite Aktion" (1979/80) ebenso Arbeiten zu den Themenkreisen "Kain" und "lkarus" und großformatige zeitkritische Sinnbilder, darunter"Panik 1" (1987), "Auflösung" (1988), "Der Eine und die Anderen" (1990) oder"Die große Konfusion" (1993). Ein besonderer Akzent der Auswahl siod Landschaftsdarstellungen, "Ausgangspunkt und durchgängiges Grundelement der Malerei Wolfgang Mattheuers" (Schönemann 1988). Die romantischstimmungsvollen, oftmals fernsichtigen Landschaften aus dem Vogtiand und aus der Umgebung Leipzigs, einschließlich gleichnishafter Straßenbilder, erscheinen als bewahrenswerte Orte menschlichen Lebens und offenbaren immer wieder Zeichen der Gefährdung. Die Auswahl vervollständigen sensibel nachempfundene Alltagsszenen und ein markantes Altersselbstbildnis.
Mit Ausnahme einiger Großplastiken, von denen auf der Grimmaischen Straße schon der "Mann mit Maske" (1979) aus dem Besitz des Museums der bildenden Künste und der "Jahrhundertschritt" (1984) aus dem Besitz des Zeitgeschichtlichen Forums das Entree zur Ausstellung bilden, war Wolfgang Mattheuers plastisches Werk bisher in Leipzig noch nicht so geschlossen ausgestellt: "Zur Plastik haben ich sehr große Lust, das ist eigentlich folgerichtig, da auch in der Malerei plastische Körper im Raum mein Gegenstand sind". Viele dieser Arbeiten stehen thematisch mit Gemälden in direktem Bezug, variieren teilweise die dort entwickelten Motive und geben ihnen wie z. B. bei den Plastiken "Sisyphos im Rad" (1975) oder "Trotz alledem!" (1976) in der dreidimensionalen Ausformung auch ganz eigenständigen Ausdruck. Überraschend ist für viele sicher der gelegentlich verfremdende Einsatz der Farbe sowie der kreativ-erprobende Umgang mit Materialien und Fundstücken.
Die Druckgraphik aussparend, der das Leipziger Museum 1987 auf der Grundlage der Sammlung Hartmut Kochs eine eigene Ausstellung gewidmet hatte, stellt die diesjährige Ausstellung auch den Zeichner Wolfgang Mattheuer stärker heraus. "Mattheuer eignet sich die Welt an durch Zeichnen, frei umherschweifendes, zupackendes, aber auch reflektierendes Zeichnen." (Schönemann 1988). Die Auswahl umfasst zwischen 1948 und dem Jahr 2000 entstandene Arbeiten. Sie geben einen Eindruck davon, welchen Stellenwert die Zeichnung als freie Naturskizze, werkvorbereitende Studie oder als eigenständiges Kunstwerk innerhalb seines Gesamtwerkes hat.
Mit dieser Auswahl versteht sich die Ausstellung als ein konzentrierter Werkeinblick im Vorfeld einer für das Jahr 2002 geplanten Retrospektive in den Städtischen Kunstsammlungen Chemnitz. Sie schließt zugleich bewusst an die 1978 im Museum der bildenden Künste gezeigte Personalausstellung Mattheuers an, die alle Schaffensbereiche umfasste sowie an die 1995/96 von der Kustodie der Leipziger Universität im Krochhaus veranstaltete Ausstellung mit Gemälden und Zeichnungen. Das Museum der bildenden Künste nutzt diese Ausstellung gleichzeitig, um einen Teil seines im Interim nicht ausgestellten Werkbestandes von Wolfgang Mattheuer (neun Gemälde, zwei Plastiken, zehn Zeichnungen und 66 Holzschnitte und Lithographien) vorzustellen.
Eröffnung: 12.04.2000, 19 Uhr
Begrüßung: Dr. Dietulf Sander, Museum der bildenden Künste Leipzig
Grußwort: Walter Christian Steinbach, Regierungspräsident des Regierungsbezirks Leipzig
Einführung: Dr. Heinz Schönemann, Potsdam