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Museum der bildenden KünsteKatharinenstrasse 10
04109 Leipzig
Tel. 0341 - 21699-0; Fax 0341 - 99-999
Di/Do-So 10-18 Uhr, Mi 12-20 Uhr (Mo geschlossen)
mdbk@leipzig.de
www.mdbk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
07.09. - 05.11.2000
Halbwelt auf PapierOtto Dix und Conrad Felixmüller
aus einer deutschen Privatsammlung
Der Erste Weltkrieg hat den tiefen Epocheneinschnitt gebracht, den die Bilder dieser Ausstellung spiegeln. Der Wegfall des erstarrten gesellschaftlichen Korsetts von Kaiserzeit und Belle Apoque ließ die Menschen zwischen Not und Halbwelt, Arbeitslosigkeit und Neureichtum taumeln. 1914 herrschte eine breite Kriegsbegeisterung, der für die Künstler das radikale Manifest der Futuristen entsprach. Dix erlebte die fürchterlichen Schlachten indessen auch als Faszinosum. "Der Krieg war eine scheußliche Sache, aber trotzdem etwas Gewaltiges", bekannte er später. Wie kein anderer Künstler hat er diesen Konflikt ertragen und die Erinnerung an das Leiden und massenhafte Sterben im Krieg zum Thema seiner Malerei gemacht. Felixmüller, der nicht Soldat war, entwickelte seine Bildsprache zunächst ebenso wie Dix unter dem Eindruck von Kubismus, Futurismus und Expressionismus. Beide Künstler stiegen von den Höhen der Kunst hinab in die Ebene des Alltags der Großstadt. Der eher politisch interessierte Felixmüller wandte sich der Welt der Industriearbeiter und Varietés zu, während Dix der im Elend der Zeit entfesselten Triebhaftigkeit bis in die Hafenbordelle nachging, wo er ergreifende Zeugnisse von Schutzlosigkeit und den grausamen Krieg der Geschlechter aufzeichnete.
Die in Leipzig gezeigten Aquarelle, Pastelle und Zeichnungen stammen aus einer Privatsammlung, die vorzügliche Werke moderner deutscher Kunst enthält. Viele der Blätter sind seit Jahrzehnten nicht mehr öffentlich zugänglich und werden nach dem Ende der Ausstellungen wieder in den privaten Bereich des Sammlers zurückkehren. Dankenswerterweise hat die Münchner Galerie Gunzenhauser, die den Sammler berät, die Verbindung zu den Museen in Schieswig und Leipzig hergestellt. Damit ist nach der Ausstellung der Gemälde dieser Sammlung (1998 in Leipzig, 2000 in Tübingen) erstmalig eine Auswahl von Papierarbeiten der anonymen Sammlung, die von immenser Bedeutung ist, ausgestellt. Die Ausstellung wurde durch den Förderkreis des Museums der bildenden Künste Leipzig ermöglicht.
Angesichts des Gewichts der Kunst der Neuen Sachlichkeit in der Sammlung wurde zugunsten des thematischen und stilistischen Zusammenhangs auf einen Querschnitt der ganzen Sammlung verzichtet. Allein von Dix standen 120 Aquarelle und Zeichnungen zur Verfügung, aus denen 88 Blätter augewählt wurden. Von 35 Unikaten Felixmüllers wurden 28 in die Ausstellung einbezogen. Der Rang der Arbeiten wird daran deutlich, dass von den im Werkverzeichnis der Aquarelle von Dix wiedergege-benen 48 Farbtafeln 10 Blätter in diese Sammlung gehören.
Der Katalog zur Ausstellung ist im Verlag Gerd Hatje erschienen und wurde von dem 85jährigen Verleger persönlich betreut. Er enthält Beiträge von Herwig Guratzsch, Peter Barth und Karl-Heinz Mehnert. Der kommentierte Katalog wurde von Thomas Gädeke, Karl-Heinz Mehnert und Jan Nicolaisen bearbeitet. Das Buch umfasst 160 Seiten, davon 130 Farbtafeln und kostet in der Ausstellung 39,- DM (Buchhandelspreis 68,- DM). Plakat 10,- DM.
Zur Eröffnung der Ausstellung am Mittwoch, dem 6.9.2000 um 19 Uhr sprechen Dr. Hans-Werner Schmidt, Direktor des Museums der bildenden Künste Leipzig und Dr. Diether Schmidt, Berlin.