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Museum der bildenden KünsteKatharinenstrasse 10
04109 Leipzig
Tel. 0341 - 21699-0; Fax 0341 - 99-999
Di/Do-So 10-18 Uhr, Mi 12-20 Uhr (Mo geschlossen)
mdbk@leipzig.de
www.mdbk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
09.08. - 21.10.2001
August Gaulaus der Sammlung des Hauses
Ewald Mataréaus der Sammlung Olbricht
Stephan Balkenhol
Vom 9. August bis 21. Oktober 2001 stellt das Museum der bildenden Künste Leipzig drei bildhauerische Positionen der Moderne vor: den zu seiner Zeit berühmten Tierbildhauer August Gaul (1869-1921), den Vertreter der Klassischen Moderne Ewald Mataré (1887-1965) und den zeitgenössischen Holzbildhauer Stephan Balkenhol.Das Museum der bildenden Künste setzt damit seine Reihe parallel gezeigter Einzelaustellungen fort. Ohne einengendes, thematisches Konzept oder vorlaufende theoretische Rechtfertigung ermöglicht die Dialogsituation dem Betrachter korrespondierende Seherlebnisse und zeitigt überraschende Rückkopplungen.
Eröffnung: 8. August 2001, 19 Uhr
Es sprechen:
Dr. Hans-Werner Schmidt, Direktor Museum der bildenden Künste Leipzig
Peter Müller, Zoologischer Leiter, Zoo Leipzig GmbH
August Gaul
Der 1869 in Großauheim/Kreis Hanau als Sohn eines Steinmetzen geborene August Gaul gehört zu den ersten deutschen Bildhauern, die sich von der Auftragskunst des 19. Jahrhunderts nachdrücklich lösten. Nach einer Ausbildung zum "Modelleur für Kunstindustrie" übersiedelte er 1888 nach Berlin und setzte dort seine künstlerische Ausbildung mit zunehmender Konzentration auf die Bildhauerei fort. 1894 wurde Gaul Gehilfe, ein Jahr später Meisterschüler von Reinhold Begas. Der Gewinn einer Dauerkarte für den Berliner Zoo soll Gaul zu seinem Spezialgebiet, der Tierdarstellung gebracht haben. 1904 erhielt August Gaul einen ersten großen öffentlichen Auftrag: Die Gestaltung des Bärenbrunnen für die Vorhalle des Berliner Kaufhauses Wertheim. Zahlreiche weitere Aufträge von Architekten, privaten und kommunalen Auftraggebern folgten ebenso wie eine vielfältige öffentliche Anerkennung. Am 18. Oktober 1921 stirbt August Gaul in Berlin.
Als Stiftung des Dresdner Arztes Paul Geipel erhielt das Museum in den fünfziger Jahren 165 Tierplastiken von August Gaul. Seine Sammlung - mit dem Anspruch auf Vollständigkeit zusammengetragen - ermöglicht den Überblick über Werk und Entwicklung des Künstlers. Die aktuelle Ausstellung zeigt eine repräsentative Auswahl, vom kleinformatigen Sammlerstück bis zur Lösung monumentalen Charakters. Entwurfszeichnungen, graphische Tierdarstellungen und historisches Fotomaterial zu Großprojekten August Gauls vervollständigen den Blick auf einen wiederzuentdeckenden Künstler am Beginn des 20. Jahrhunderts.
Ewald MataréEwald Mataré wurde 1887 in Aachen geboren und nimmt bereits als Jugendlicher Privatunterricht in Malerei und Plastik. 1907 zieht auch er nach Berlin und setzt an der Hochschule der bildenden Künste seine Ausbildung als Meisterschüler von Arthur Kampf und Lovis Corinth fort. Einen entscheidenden Impuls erhält der junge Künstler Anfang der zwanziger Jahre: Bei einem seiner Sommeraufenthalte an der Nordsee animiert ihn das angeschwemmte Treibholz zu ersten Skulpturen und Holzschnitten. In der Folgezeit wird Mataré in beiden Genres zum Meister der Klassischen Moderne. 1932 siedelt er an den Niederrhein nach Büderich über. Nach kurzer Zeit als akademischer Lehrer wird er aus dem Lehramt entlassen und bald darauf zum 'entarteten Künstler' erklärt. Nach dem Krieg übernimmt Matarä die Bildhauerklasse an der Kunstakademie in Düsseldorf, wo Joseph Beuys sein Schüler ist. Große kirchliche und staatliche Aufträge machen Matarié in diesen Jahren international berühmt. 1965 stirbt Ewald Mataré in Büderich.
Die Mataré-Sammlung von Thomas Olbricht führt in das Zentrum der künstlerischen Arbeit Ewald Matarés: Die Auseinandersetzung mit dem Tier. Die 39 Skulpturen - darunter einige der seltenen Holzarbeiten - und rund 20 graphischen Blätter verdeutlichen Matarés Streben nach Konzentration durch konsequente Vereinfachung. Für ihn bedeutet der Themenkreis 'Natur' die Rückkehr zum Ursprung, zu einer Harmonie zwischen Kreatur und Schöpfung. Auf diesem Weg befruchten sich Holzschnitt und Skulptur wechselseitig. Im Holzschnitt klärt sich die Form, die in der Skulptur dreidimensionalen Raum gewinnt.
Stephan Balkenhol
Der 1957 im hessischen Fritzlar geborene Stephan Balkenhol gehört heute zu den exponierten Vertretern der zeitgenössischen Kunst. Von 1976 bis 1982 studiert er an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und ist Schüler von Ulrich Rückriem. Über Lehraufträge in Hamburg und Frankfurt/Main führt ihn sein Weg nach Karlsruhe, wo er seit 1992 an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste die Professur für Bildhauerei inne hat. Seine Werkstatt steht im elsässischen Meisenthal. Verschiedene Stipendien und Auszeichnungen, die Beteiligung an bedeutenden Gruppenausstellungen sowie zahlreiche Einzelausstellungen in Deutschland, Großbritannien, den USA und den Niederlanden bezeugen die Wirkung des Balkenholschen Oeuvres.
Dies ist die erste Einzelausstellung Stephan Balkenhols in den neuen Bundesländern. Der Künstler folgt damit einer Einladung des Museums der bildenden Künste. Neben Werken aus Sammlungen und Galerien sind vornehmlich neue Arbeiten aus dem Atelier zu sehen. Dabei werden neben plastischen Arbeiten auch großformatige Tafelzeichnungen präsentiert, die eine weniger bekannten Facette im Werk des Künstlers zeigen. Stephan Balkenhol hat die Ausstellung konzipiert und wird sie vor Ort aufbauen.
Stephan Balkenhol hat in Vorbereitung der Ausstellung ausgewählten Leipziger Personen eine eigens gehauene Skulptur - den Kleinen Mann - für jeweils einen Abend und eine Nacht in ihre Wohnung entsandt. Die Erlebnisse und Impressionen mit diesem ungewöhnlichen Gast haben die Gastgeber zu Papier gebracht. Sie finden sich im Katalog zur Ausstellung - neben Texten von HansWerner Schmidt und Heinz-Norbert Jocks sowie zahlreichen Abbildungen.
Dank geht an die zahlreichen privaten Sammler und Leihgeber, unter denen Thomas Olbricht und Horst Schmitter sowie die Galerien Löhrl und Dörrie*Priess besondere Erwähnung verdienen. Ermöglicht haben diese Ausstellungen und den Katalog durch ihr finanzielles Engagement die Förderer des Museums der bildenden Künste Leipzig e. V. und die Horst Schmitter Media-Agentur.