german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Leipzig


Museum der bildenden Künste

Katharinenstrasse 10
04109 Leipzig
Tel. 0341 - 21699-0; Fax 0341 - 99-999
Di/Do-So 10-18 Uhr, Mi 12-20 Uhr (Mo geschlossen)
mdbk@leipzig.de
www.mdbk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

8.5. 1997 (Himmelfahrt) und 18./19.5. 1997 (Pfingsten): 9 - 17 Uhr
18.6. - 22.6. 1997 (Evangelischer Kirchentag): 10 - 20 Uhr

 

 

19.6. - 3.8. 1997


Vergessene altdeutsche Gemälde

1815 auf dem Dachboden der Leipziger Nikolaikirche gefunden -

anläßlich des 27. Deutschen Evangelischen Kirchentages präsentiert

 

 

Anläßlich des 27. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Leipzig stellt das Museum der bildenden Künste 25 altdeutsche Tafelbilder vor, die zu den wertvollsten Beständen der Leipziger Museen gehören. 1815 hatte man sie auf dem Dachboden der Nikolaikirche wiederentdeckt, wohin sie vermutlich in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts im Zuge des klassizistischen Umbaus dieser bedeutenden Leipziger Stadtkirche gebracht worden waren. Dieser Fund gehört zu den Initialzündungen der Wiederentdeckung der christlichen Kunst des Mittelalters im 19. Jahrhundert. Zeitweilig in Leipzig ansässige Künstler wie Nikolaus Eisenberg, der sogen. "Meister der byzantinischen Madonna" und Georg Lemberger, insbesondere aber Lucas Cranach d. Ä. und Lucas Cranach d. J., deren Werkstatt und unbekannte Meister aus ihrem Umkreis, sowie der Annaberger Antonius Heusler oder der Nürnberger Andreas Herneisen schufen im Auftrag Leipziger Bürger Kunstwerke, die heute zu den Schätzen des Stadtgeschichtlichen Museums und des Museums der bildenden Künste zählen.

Es sind gleichermaßen die hervorragende Qualität einiger Werke und der Fund selbst, die eine umfassende Würdigung verdienen, aber auch die Tatsache, daß diese altdeutschen Gemälde bislang wenig beachtet worden sind. Teilweise mag man ideologische Gründe dafür anführen, teilweise hing es mit dem schlechten Erhaltungszustand einzelner Werke zusammen, die deshalb in den Gemäldedepots aufbewahrt werden mußten. Die geistigen Umwälzungen zwischen der Zeit der Aufklärung und den Befreiungskriegen führten in allen deutschen Ländern zu einer Besinnung auf die eigene und damit auch auf die nationale Vergangenheit, ihre Literatur, bildende Kunst und Architektur. Von Johann Gottlob von Quandt und Johann Wolfgang von Goethe publiziert, stieß der Leipziger Bilderfund Anfang des 19. Jahrhunderts auf große Beachtung, und er korrespondierte mit dem gleichzeitigen Engagement der Brüder Boisseré in Köln für die Bewahrung von Zeugnissen der deutschen Kunst der Dürerzeit. Die erneute Hinwendung zur christlichen Kunst, die vor allem von den Nazarenern getragen wurde, die in Dürer und Raffael ihre verehrten Vorbilder suchten, vollzog sich ebenso in diesen Jahrzehnten wie etwa die Wiederentdeckung der Gotik als nationalem Baustil der Deutschen.

Als lokales Ereignis ist der Leipziger Bilderfund ein charakteristischer Ausdruck der vielfältigen geistigkünstlerischen Bewegungen um 1800. Die Präsentation der Werke, die zum Teil seit vielen Jahren erstmals wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können (ihre Restaurierung war dringend erforderlich), vermittelt deshalb einen vielschichtigen Einblick in die Kultur und Glaubensgeschichte der Stadt Leipzig.

 

 

german galleriesindex citiesindex galleriesindex artists