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Museum FolkwangGoethestraße 41
45128 Essen
Tel. 0201 - 884 51 04; Fax 0201 - 78 83 30
Di - So 10 bis 18 Uhr, Do 10 bis 21 Uhr, Mo geschlossen
http://www.museum-folkwang.de
Vorträge:
1.10. 1997, 19.30 Uhr, Saal 1
Dr. Hubertus Froning
Tizian - "Die drei Lebensalter"Eine Allegorie oder eine Idylle?
Bei der Fülle an Literatur, die sich seit dem 19. Jahrhundert mit Tizian beschäftigt, sollte man annehmen, daß alle Probleme über den Maler und sein Werk gelöst seien. Dennoch ist gerade Tizian derjenige unter den Renaissancekünstlern, der bis heute noch viele Fragen offen läßt. Wir kennen nicht einmal sein genaues Geburtsdatum. Selbst Gemälde, die uns sicher scheinen, geben noch Rätsel auf. So die sogenannten 'Drei Lebensalter' in der Edinburger Nationalgalerie. Obwohl das Bild nicht datiert ist, gehört es stilistisch in die Frühzeit des Künstlers, als er sich noch nicht vollständig von seinem Lehrer Giorgione gelöst hatte. Fraglich ist jedoch, ob die Konzeption dieselbe war, die wir heute mit dem Bild verbinden. Der Titel scheint evident, da drei Putten, zwei junge Menschen und ein Greis mit einem Totenschadel in der Hand die Lebensstufen symbolisieren sollen. Demnach wäre das Bild eine christliche Allegorie. Zweifel an dieser Konzeption gründen aus verschiedenen Vermutungen und Tatsachen. Tizian hat sich nämlich in seiner frühen Schaffenszeit sehr intensiv mit verschlüsselten, mythologischen Themen auseinandergesetzt, so, wie wir sie von Giorgiones berühmtem Gemälde des "Concert Champtre" im Louvre her kennen. Aufschlußreiche Einsichten geben Röntgenaufnahmen, die zeigen, daß entscheidende Stellen übermalt sind, so daß die Vermutung nahe liegt, daß es sich in der ersten Konzeption um eine Idyllendarstellung handelt, eine Thematik, die Tizian in der Zeit viel näher lag als eine für jedermann erkennbare christliche Allegorie.
Dr. Hubertus Froning, Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Palographie in Bonn, Würzburg und USA. 1971 Dissertation über "Die Entstehung und Entwicklung des Ganzfigurenporträts in der Renaissancemalerei". Nach Tätigkeiten im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg und Wallraf-Richartz-Museum in Köln seit 1979 Leiter der Graphischen Sammlung am Museum Folkwang. Veröffentlichungen zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts.
Mittwoch, 15.10. 1997, 19.30 Uhr, Saal 1
Dr. Ute Kleinmann
Blumen, Kränze und Girlanden in der Malerei Jan Brueghel d. Ä.Vortrag mit Lichtbildern
Im OEuvre Jan Brueghel d. Ä. bilden BlumenkrÄnze und Girlanden eine kleine, eigenstÄndige Werkgruppe. Diese spiegelt seine Stellung zwischen Tradition und Innovation in der Antwerpener Malerei um 1600. In der Verbindung von Andachtsbild und Blumenstück prägte Jan Brueghel d. Ä. gemeinsam mit Peter Paul Rubens eine neue Form des Kunstkammerstücks, einen Bildtypus rein flmischer Ausprägung, der von den Holländern aufgrund seiner religiösen Bindung nicht übernommen wurde: die 'Madonna im Blumenkranz'. Jeder Versuch, die Entstehung dieser neuen Bildform nachzuzeichnen, muß die Entwicklung und Bedeutung der niederländischen Blumenmalerei am Ende des 16. Jahrhunderts berücksichtigen. Die Darstellung einzelner Pflanzen und Blumenarrangements war, ausgehend vom detailrealistischen Interesse altniederlandischer Malerei, so weit fortgeschritten, daß sie verfügbar wurde für die Ausprägung eines neuen, der Tradition verpflichteten Bildtypus, der im 17. Jahrhundert zum Markenzeichen Antwerpener Malerei avancierte.Dr. Ute Kleinmann, Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Archäologie in Bochum und Wien. 1992 Dissertation über den Rembrandt-Schüler Gerrit Dou. Nach Tätigkeiten im Bereich der Erwachsenenbildung und des Kunsthandels seit 1996 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kulturstiftung Ruhr.
Mittwoch, 29.10. 1997, 19.30 Uhr, Saal 1
Dr. Konrad Renger
Jan Breughel d. Ä.Bildgestaltung, Inhalt und Bedeutung
Vortrag mit Lichtbildern
Jan Brueghel ist vor allem als der Maler von Blumen und Landschaften bekannt. Diese werden aber in dem Vortrag weniger behandelt. Der Schwerpunkt wird auf seinen Historien und Allegorien liegen. Die kunsthistorische Forschung, die sich in den letzten 50 Jahren mehr und mehr um die Deutung und Entschlüsselung verborgener Inhalte in den Alltagsdarstellungen der niederländischen Malerei im 16. und 17. Jahrhundert bemühte, hat seine Bilder daraufhin kaum untersucht. Aber nicht nur seine Allegorien, die gelegentlich behandelt wurden, enthalten eine verschlüsselte Botschaft, sondern auch seine Landschaften. Ihre Entzifferung führt uns zum besseren Verständnis der Bilder und zeigt Brueghels geistigen Hintergrund. Neben seinen eigenen Gemälden kommen auch Bilder seiner Antwerpener Zeitgenossen zur Sprache.
Dr. Konrad Renger, Studium der Kunstgeschichte in Berlin, Köln und Bonn, 1969 Promotin in Berlin mit einer Dissertation über Antwerpener Wirtshausbilder im 16. Jahrhundert. Assistent und Assistenzprofessor Freie Universität Berlin. 1975 - 1978 Kustos der Universitätskunstsammlung Göttingen, 1978 - 1983 Konservator an der Staatlichen Graphischen Sammlung München, seit 1983 Konservator an der Alten Pinakothek, Referent für flmische Malerei. Neben Forschungen zur niederländischen lkonographie Arbeiten über Rubens und Brouwer.