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Kunstverein BraunschweigHaus Salve Hospes
Lessingplatz 12
38100 Braunschweig
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täglich außer Mo 11 - 17 Uhr, Mi 11 - 20 Uhr
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibitionÖffnungszeiten: täglich außer montags 11-17 Uhr
01.03. - 04.05.2003
Martin Kippenberger
Multiples
Martin Kippenberger wurde 1953 in Dortmund geboren und ist in Essen aufgewachsen. Von 1972 1976 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Mit dem Beginn der sogenannten Wilden Malerei um 1981 wurde er zu einem der Initiatoren des neuen bildhaften Ikonoklasmus. Kippenberger hatte seit Anfang der 1980er Jahre Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in internationalen Galerien und Institutionen. Er ist spätestens seit den frühen 1990er Jahren einer der einflußreichsten Künstler für die nachfolgenden KünstlerInnengenerationen. Am 7. März 1997 ist er in Wien gestorben.Ähnlich wie sein Vorbild Francis Picabia nimmt auch Kippenberger "unakzeptable" Themen, die sich oft an den Banalitäten des Lebens, der Politik, der Medien und der Werbung entzünden, bewußt in sein Repertoire auf. Die programmatische "Stillosigkeit" seiner Arbeiten hängt von den verschiedenen Kontexten ab, die er in seine Kunst einführt. Für Kippenberger gibt es kein Thema, aus dem sich nicht Kunst machen ließe. Gleichermaßen gibt es für ihn aber auch keine Kunst, die ohne Kontext einen Sinn stiften könnte. Gerade darin, wie auch in der Bereitschaft, Fehler und Korrekturen als Instrumente in die eigene Arbeit einzubeziehen und Klischees, auch bei den selbstgewählten Themen, ständig zu überprüfen, ist Kippenbergers Werk für die Kunst der 1990er Jahre beispielhaft geworden.
Martin Kippenbergers Bildthemen entstanden häufig im Kontext einer sozialen Gruppenbildung, z.B. mit Albert Oehlen und Werner Büttner, die sich auf eine gemeinsame skeptische Haltung dem Kunstbetrieb gegenüber gründet, gepaart mit einer Unlust, kritische Gegenentwürfe vorzulegen. So lesen sich seine Bildtitel eher wie spontane Witze ("Fred the Frog Rings The Bell" oder "Doch Enten brauchen keine Baumwollstrümpfe, ihre Füße sind immer kalt und frisch im Wasser"). Kippenbergers Weg mündet in eine Pseudo-Affirmation des Kunstbetriebs, die er mit einer Überproduktion an Werken und vermeintlicher Banalisierung der Kunst durch die Aufwertung alltäglicher Themen soweit vorantreibt, bis sie ins Ironische kippt und damit die Ideale des Kunstbetriebs dekonstruiert. Aber auch die eigene Verstricktheit wird nicht geleugnet. Kippenberger geht nach vorne und scheut in seinen Arbeiten nicht den offensiven Umgang mit Scheitern und Peinlichkeit. Er ernannte sich beispielsweise zum Direktor des "Momas" (Museum of Modern Art Syros) einer zugigen Bauruine auf der griechischen Insel Syros. Das Museum ist Teil seines Werkkomplexes "unsinnige Bauvorhaben", wie auch
seine letzten skulpturalen Arbeiten, großformatige Eingänge einer weltumspannenden U-Bahn, mit denen er das Thema der globalen Vernetzung ridikülisierte (z.B. auf der documenta X).Spezifisch für alle Arbeiten Kippenbergers ist deren Tendenz, vielschichtige Bezugsrahmen zu schaffen, beziehungsweise von einem zum anderen Rahmen zu wechseln. Kippenberger hat in hohem Maße die sozialen Bedingungen, die unmittelbare Umgebung, den Kunstmarkt, die Kunstgeschichte und andere Themen zu Gegenständen der Kunst gemacht, aber er hat das Spezifische der jeweiligen Ebenen in seinen Arbeiten berücksichtigt. Allerdings waren es auch nicht einfach nur die zwei, Kunst und Alltag (Leben), sondern Mischformen und unterschiedliche Wirklichkeitsgrade, die neu zu bestimmen ihm ein Anliegen war.
Kippenberger arbeitete in den unterschiedlichsten Medien wie Malerei, Zeichnung, Grafik, Fotografie, Skulptur und Installation. Er wollte bewußt deren Grenzen verwischen und setzte sie deshalb nicht hierarchisch, sondern diskursiv ein. Anläßlich des 50. Geburtstages des Künstlers wird der Kunstverein Braunschweig erstmals die gesamten Multiples von Martin Kippenberger zeigen, wobei seine expliziten Multipleausstellungen weitgehend rekonstruiert werden. Kippenberger räumte den Editionen den gleichen Stellenwert wie den Unikaten ein. In Rauminszenierungen standen sie selbstverständlich neben seinen Bildern und Skulpturen und es ist der Verdienst von Kippenberger, wenn das Multiple seit den 1980er Jahren wieder so sehr an Bedeutung gewonnen hat.
Der Kunstverein Braunschweig wird im Verlag der Buchhandlung Walther König das Werkverzeichnis der Multiples mit einem Text des Wiener Philosophen und Kunsttheoretikers Martin Prinzhorn herausgeben.
Parallel zu unserer Ausstellung wird die Ausstellung "Das 2. Sein" im Museum für Neue Kunst in Karlsruhe einen umfassenden Überblick über die raumgreifenden Installationen sowie über das malerische Werk und die Kunsthalle Tübingen über die Zeichnungen geben. In der Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt, wird die Bilderserie "Die weißen Bilder" gezeigt.
Unser Dank gilt dem Hauptsponsor Volkswagen Bank für die großzügige Unterstützung der Ausstellung sowie des Kataloges.
Ebenfalls danken wir der Stadt Braunschweig, dem Land Niedersachsen, dem Hofbrauhaus Wolters und der Deutschen Städte-Medien GmbH.
Zur Ausstellung erscheint ein Werkverzeichnis der Multiples.
Führungen: sonntags 14.30 Uhr oder nach Vereinbarung
Pressekonferenz: Donnerstag, den 27. Februar, 11.30 Uhr, mit anschließendem Imbiß
Eröffnung der Ausstellung am Freitag, dem 28. Februar 2003, 19 Uhr
Begrüßung: Dr. Katharina Perschmann, Vorsitzende
Einführung: Karola Grässlin