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Haus der Kunst
Prinzregentenstraße 1
80538 München
Tel. 089 - 21 1270, Fax 211 27 - 157
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www.hausderkunst.de
Öffnungszeiten: täglich 10 bis 20 Uhr
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
29.10. 2010 - 06.02. 2011
Tronies - Marlene Dumas und die Alten Meister
Die Dialogausstellung stellt den Arbeiten von Marlene Dumas historische Beispiele für die Bildform der Tronie gegenüber. Tronies sind Darstellungen von Köpfen, die sich durch besonders virtuose Handhabung der künstlerischen Mittel, starken Ausdruck und individuelle Physiognomie auszeichnen. Erst in jüngster Zeit wurde die Bildform der Tronie von der kunstgeschichtlichen Forschung entdeckt.
Tronies
Der Begriff stammt aus dem niederländischen Sprachgebrauch des 16. und 17. Jahrhunderts und bedeutete soviel wie 'Kopf', 'Gesicht' oder 'Miene'. Tronies wurden zunächst als Vorlage für Figuren in Historiengemälden nach dem lebenden Modell gemalt. Als Proben von der Handschrift eines Künstlers waren sie bei Sammlern besonders begehrt. Im Laufe des 17. Jahrhunderts emanzipierte sich die Bildform: Die Werke wurden als autonome Kunstwerke geschaffen und auf dem Kunstmarkt angeboten. Diese Entwicklung wurde maßgeblich von den beiden jungen Malern Jan Lievens und Rembrandt in Leiden forciert. In den nördlichen Niederlanden waren auch Amsterdam, Delft und Haarlem wichtige Zentren der Produktion von Tronies. In den südlichen Niederlanden widmeten sich die führenden Meister Peter Paul Rubens, Anton van Dyck und Jacob Jordaens der Tronie, die in deren Werkstätten auch zu Schulungszwecken eine wichtige Rolle spielte. Anders als das Porträt erfüllte die Tronie keine repräsentative Funktion. Die Köpfe werden meist isoliert und knapp ausgeschnitten vor einem neutralen Hintergrund gezeigt. Die Identität des Dargestellten ist nebensächlich. Anders als Figurenbilder und religiöse Einzelfiguren lassen sich Tronies nicht ohne weiteres auf moralische oder erzählende Inhalte festlegen. Vielmehr loten sie das Spektrum menschlicher Physiognomie und Affektäußerung aus und spiegeln charakterologische Vorstellungen, die der Frühgeschichte der Psychologie angehören. Der Betrachter bekommt die Freiheit für eigene Assoziationen.
Die Auswahl an Tronies umfasst Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken von Meistern des späten 16. Jahrhunderts: u.a. Frans Floris, den großen Flamen Rubens, Van Dyck und Jordaens, Jan Lievens, Rembrandt und seinen Schülern sowie Michael Sweerts. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Haarlemer Schule mit Leendert van der Cooghen, Cornelis Cornelisz. van Haarlem, Hendrick Goltzius und Judith Leyster.
"I use second-hand images and first-hand emotions" (Marlene Dumas)
Den niederländischen Kopfstücken stehen in der Ausstellung unterschiedliche Arbeiten von Marlene Dumas aus allen Jahrzehnten ihres Schaffens gegenüber. Im Werk der 1953 in Kapstadt geborenen Künstlerin, die 1976 nach Holland übersiedelte, bilden neben anderen figürlichen Sujets gezeichnete und gemalte Darstellungen von Köpfen eine Konstante. Im Gegensatz zu den Alten Meistern, die vom lebenden Modell ausgingen, arbeitet Marlene Dumas überwiegend mit fotografischen Reproduktionen aus Büchern, Modemagazinen, populären Zeitschriften und Zeitungen. Sie greift dabei nicht nur auf Fotos von bekannten Persönlichkeiten zurück, sondern auch auf Bilder von Verbrechen, Katastrophen etc. Ihre Werke sind keine Auftragsarbeiten. Die Themen sind neben den alltäglichen Dingen des Lebens - wie Geburt, Liebe, Sex, Leiden, Tod und Religion - auch Apartheid und Stereotypen von Rassismus.
Marlene Dumas fasst ihre Darstellungen von Köpfen nicht als Bildnisse auf. Schon durch die mehrdeutige Betitelung ihrer Werke lockert sie die Verbindung zur Vorlage. Ihre oft überlebensgroß gemalten Gesichter lassen keine bestimmte psychologisierende Interpretation zu. Naomi Campbell wird von Marlene Dumas als Ikone ohne Glamour präsentiert ("Naomi", 1995): Das Supermodel ist in den austauschbaren Typus einer schönen Frau verwandelt. Metamorphosen erfahren auch Abbildungen von Männern, die unser visuelles Gedächtnis bevölkern. "The Pilgrim" (2006) zum Beispiel zeigt uns ein überraschend buntes Bild von Osama Bin Laden. Das Gemälde "Waterproof Mascara" (2008) erinnert an die barocke Metapher von der Welt als Bühne, auf der jeder seine ihm zugewiesene Rolle zu spielen hat.
Die Zusammenstellung der Werke wird durch eine Auswahl von Zeichnungen aus den vielteiligen Serien "Females" (1992-93), "Jesus-Serene" (1994), "Models" (1994) und "Rejects" (1994-) vervollständigt. Die Serie "Females" ist eine Art Enzyklopädie von Frauen, die der Auffassung entspringt, dass jede Frau schön ist. "Jesus-Serene" ist eine Sammlung von Männerporträts, die auf Bildern oder Skulpturen von Jesus quer durch die ganze Kunstgeschichte basieren. Es sind aber auch Porträts von Kollegen und Bekannten von Marlene Dumas darunter. Bei aller Verschiedenheit der Gesichter ist ihnen ein gelassener Ausdruck gemein. "Models" (1994) befasst sich mit Ikonen der Massenmedien wie Filmstars oder Covergirls. Auch Musen und Mätressen, die den Alten Meistern für eine "Juno", "Lucretia" oder "Bathseba" Modell gestanden haben, kommen vor. Immer wieder bezieht sich Marlene Dumas auf Werke der Kunstgeschichte, von Cranach über Caravaggio bis hin zu Courbet.
Das Bildverständnis der Tronie, die bisher nur im Rahmen von Rembrandt-Ausstellungen thematisiert wurde, wird zum ersten Mal im Dialog mit zeitgenössischer Malerei formuliert. Dabei werden wichtige Gemeinsamkeiten deutlich wie die Immunität der Werke und Arbeiten gegenüber der Deutung als Bildnisse.
Kurator der Ausstellung ist León Krempel
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, hrsg. von Haus der Kunst
Internationales Symposium in Begleitung der Ausstellung am 4. Februar 2011Die Ausstellung wird gefördert durch
Roland Berger Strategy ConsultantsMit freundlicher Unterstützung von
Estée Lauder
Mondriaan Foundation, Amsterdam
Outset Contemporary Art Fund
Botschaft des Königreichs der Niederlande
veranstaltungen
walid raad
exhibition walk-through with the artist
15 nov 10
mo 16 h / 18 h / 20 h
bekannt wurde der libanesische künstler walid raad (*1967) mit seinem projekt "atlas group", das sich mit dem libanesischen bürgerkrieg auseinandersetzt und 2002 auf der documenta 11 gezeigt wurde. in der ausstellung "zukunft der tradition - tradition der zukunft" zeigt walid raad arbeiten aus seinem aktuellen werkkomplex, der sich mit der rasanten entwicklung der kulturpolitik und der entstehung einer neuen infrastruktur für die künste in der arabischen welt beschäftigt.
teilnehmerzahl begrenzt
tickets ab sofort erhältlich
an der kasse im haus der kunst
oder unter www.hausderkunst.de
reminder
tarek atoui
un-drum 2 / un-drum 3
musikperformance
11 nov 10 / do 21 h
die klangperformances des experimentalmusikers tarek atoui (*1980, libanon) setzen sich aus selbstprogrammierten digitalen soundkompositionen zusammen. unter vollem körpereinsatz verknüpft atoui live-komposition mit elektrokunst und unterlegt seine remixes immer wieder auch mit melodien von legendären musikern und liedfetzen berühmter songs.
tarek atoui
building digital performance instruments
workshop für junge erwachsene
12-14 nov 10
tarek atouis musikperformances sind eine serie komplexer verbindungen von digitaler komposition, bewegung und elektronischer ingenieurskunst.
im workshop entwickelt der künstler gemeinsam mit den teilnehmern digitale musikinstrumente und die dazugehörigen soundtools.
workshop für angehende musiker, die gerne selbst produzieren.
vermittlung
familienausflug
24 okt 10 / so 15.30 h
kreativprogramm für kinder parallel zur öffentlichen führung in der ausstellung "zukunft der tradition - tradition der zukunft"kunst, kaffee, kuchen
25 okt 10 / mo 14 h
führung durch die ausstellung "zukunft der tradition - tradition der zukunft" inkl. kaffee & kuchen im café goldene barkind hört mit!
25 okt + 01 nov 10 / mo 10.30 h
führung durch die ausstellung "zukunft der tradition - tradition der zukunft" für eltern mit baby oder kleinkind inkl. kinderbetreuung in sichtkontakt
nur mit anmeldunghausderkunst goes p1
04 nov 10 / do 20.30 h
führung durch die ausstellung "zukunft der tradition - tradition der zukunft" mit ausklang im club p1 inkl. platzreservierung und drink
jugendprogramm
videoworkshops
für junge leute ab 13
06 nov 10 / sa 14-18 h
die aktuellen ausstellungen inspirieren zu experimentellen filmsequenzen. in den videoworkshops entstehen kurze filme und individuelle stories, die mit musik unterlegt werden können.
weitere informationen und termine
alle angebote können sie auch zu ihrem wunschtermin buchen.
information
tel +49 89 21127-113
fuehrungen@hausderkunst.de
04 feb 11 / fr 20 h
marlene dumas
künstlervortrag
"i use second-hand images and first-hand emotions" (marlene dumas)
im mittelpunkt der arbeiten von marlene dumas (geb. 1953) steht die figur. in suggestiven gemälden und zeichnungen thematisiert sie existenzielle themen wie geburt und tod, sexualität - aber auch apartheid und rassismus. ein weiteres zentrales thema der künstlerin, die überwiegend mit fotografischen reproduktionen arbeitet, ist die frage nach dem wahrheitsgehalt von medialen bildern. in ihrem vortrag gewährt uns marlene dumas einblicke in ihr künstlerisches schaffen, das in den letzten 20 jahren wesentliche impulse im internationalen kunstgeschehen gesetzt hat.
im anschluss: marlene dumas im gespräch mit chris dercon
vortrag und gespräch in englischer sprache
veranstaltung gefördert durch
roland berger strategy consultants
weitere informationen
ticket kaufeninternationales symposium im rahmen der ausstellung
tronies. marlene dumas und die alten meister
04 feb 11 / fr 09-18 h
der ausdruck "tronie" geht auf niederländischen sprachgebrauch zurück und bedeutet so viel wie "kopf", "gesicht" oder "miene". als tronie werden werke von künstlern wie rubens oder rembrandt bezeichnet, die nach dem lebenden modell gemalt wurden und eine individualisierte physiognomie aufweisen. das interdisziplinäre gespräch mit historikern und literaturwissenschaftlern widmet sich der bildform der tronie, ihrer abgrenzung von verwandten bildformen wie dem porträt sowie fragen nach der genese und den funktionen von tronies.
eintritt frei
weitere informationeninformation & anmeldung (bis 02/02/11)
tel +49 89 21127-113
events@hausderkunst.de
vermittlung
do you speak art?
learn english during a guided tour!
verbessern sie ihre englischkenntnisse bei einer führung durch die ausstellung "tronies. marlene dumas und die alten meister"
20 jan 11 / do 19.30 hhaus der kunst goes p1
führung durch die ausstellung "tronies. marlene dumas und die alten meister" inkl. platzreservierung und drink im club p1
27 jan 11 / do 20.30 hkunst nach feierabend
führung durch die ausstellung "tronies. marlene dumas und die alten meister" mit anschließendem snack & drink im café goldene bar
03 feb 11 / do 19.30 hfamilienausflug
kinderprogramm für 6-10jährige parallel zur öffentlichen führung für erwachsene durch die ausstellung "tronies. marlene dumas und die alten meister"
06 feb 11 / so 14 hgerne buchen wir alle angebote zu ihrem wunschtermin (für gruppen ab 15 personen)
information & anmeldung
tel +49 89 21127-113
fuehrungen@hausderkunst.de
okwui enwezor
neuer direktor im haus der kunstab oktober 2011 übernimmt okwui enwezor die künstlerische leitung des haus der kunst in münchen. er tritt die nachfolge chris dercons an, der im april als neuer direktor an die tate modern nach london wechselt. enwezor wurde 1963 in kalaba, nigeria, geboren und lebt seit 1983 in new york. er gilt als eine der einflussreichsten persönlichkeiten der internationalen kunstwelt. enwezor arbeitet als autor und wissenschaftler und kuratierte seit 1997 zahlreiche biennalen und großausstellungen weltweit. 2002 verantwortete er als erster nichteuropäischer leiter die documenta 11 in kassel, und es ist sein verdienst, dass seitdem ein rein europäischer blick auf die kunst der gegenwart nicht mehr denkbar ist. im fokus seiner arbeit als autor und kurator stehen u.a. gesellschaftspolitische themen und die kunst im globalen zeitalter.
das team im haus der kunst freut sich darauf, gemeinsam mit okwui enwezor weiterhin international ausgerichtete ausstellungen zeitgenössischer kunst zu zeigen, in denen "nicht nationalitäten, sondern ideen" (enwezor) im vordergrund stehen werden."okwui enwezor hat die documenta 11 im jahr 2002 fulminant geleitet und herausragende kunsterlebnisse geschaffen, die bis heute in der kunstwelt ihre auswirkungen zeigen. wie kaum eine spitzengestalt der internationalen kunstszene ist er europäisch wie außereuropäisch verankert."
wolfgang heubisch, bayerischer staatsminister für wissenschaft, forschung und kunst"okwui enwezor ist nicht nur ein kurator mit einer großen vision, er ist auch ein hoch disziplinierter theoretiker und lehrer, ein begnadeter autor und redner."
chris dercon"im letzten jahrzehnt war das haus der kunst ein sehr lebendiger ort und hat mit kraftvoller stimme das schlüsselargument vorangebracht, dass seriöse zeitgenössische kunst so vielfältig ist wie die künstler, deren praktiken es in seinen ausstellungen gezeigt hat. münchen ist eine großartige stadt, wo sich die wege der globalen gesellschaft vielfach kreuzen. ich freue mich darauf, mit dem team des haus der kunst zu arbeiten und eine aufregende plattform für ausstellungen, debatten und ideen zu errichten."
okwui enwezor