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Haus der Kunst
Prinzregentenstraße 1
80538 München
Tel. 089 - 21 1270, Fax 211 27 - 157
Öffnungszeiten: täglich 10 bis 20 Uhr
mail@hausderkunst.de
www.hausderkunst.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
27.02. - 17.05. 2009
Gerhard Richter. Abstrakte Bilder
Seit den 70er-Jahren malt Gerhard Richter abstrakte Bilder. Sie machen heute etwa zwei Drittel seines Gesamtwerks aus. Mit der Konzentration auf diesen Bildtypus unterscheidet sich diese Ausstellung von bisherigen Richter-Retrospektiven, in denen es überwiegend um die - jeweils aktualisierten - Verschiebungen im Verhältnis von seinen fotografie-bezogenen zu den abstrakten Gemälden ging.Ausgangspunkt sind die Serien "Cage" von 2006 und "Wald" von 2005; letztere ist zum ersten Mal in Europa zu sehen. Die Ausstellung verfolgt den in diesen Serien dargestellten Stand von Richters malerischer Entwicklung zurück zu ihren Wurzeln, die bis Mitte der 80er-Jahre reichen: über die vierteilige Werkreihe "Bach" (1992) und das farblich reduzierte "St. Gallen" (1989) bis zu den früheren äußerst farbintensiven Bildern wie "Blau" (1988) oder "Claudius" (1986).
Gerhard Richter nutzt die Weitläufigkeit und Höhe der Ausstellungsräume im Haus der Kunst, um den seriellen Charakter der rund 50 großformatigen Bilder flexibel zu interpretieren: als Summe von Einzelbildern durch die Konzentration in einem einzigen Raum ("Bach"), oder das einzelne Bild hervorhebend durch Hängung in verschiedenen, aufeinander folgenden Räumen ("Cage").
Abstraktion bei Richter: Arbeit an den Grundfragen der Malerei
Um die Mitte der 80er-Jahre schuf Gerhard Richter ungewöhnlich viele großformatige abstrakte Bilder, die häufig in Serien zu dreien oder vieren entstanden. Diese Bilder sind bei all ihrer formalen Entsprechung von einer großen anschaulichen Vielgestaltigkeit und bilden einen offenen Werkkomplex.
Zentrales Anliegen ist, die Zufälligkeiten visuellen Erlebens zu überwinden und die Eigenwirkung von Farbe und Form zu steigern. Gerhard Richter trägt die Farbelemente und -strukturen mit Pinseln, Rakeln oder Spachteln Schicht für Schicht auf, sodass bereits vorhandene durch neue überlagert oder vollkommen ausgelöscht werden. Die Spuren der Werkzeuge und Schichten der Farbe fügen sich häufig zu Strukturen von räumlicher oder landschaftlicher Anmutung, ohne sich zu einem wiedererkennbaren Gegenstand zu verfestigen. Willkür, Zufall, Einfall und Zerstörung lassen einen bestimmten Bildtypus entstehen, aber nie ein vorherbestimmtes Bild. Richter geht bei diesem in zahlreichen Schichten vollzogenen Malprozess nicht von einem vorgefundenen Motiv oder bereits existierenden Bild aus, sondern arbeitet sich frei von jeder motivischen Vorgabe zum Erkennen eines Bildes vor. "Jede Überlegung, die ich zum 'Bau' eines Bildes anstelle, ist falsch, und wenn die Ausführung gelingt, dann nur deshalb, weil ich sie teilweise zerstöre oder weil sie trotzdem funktioniert; indem sie nicht stört und wie geplant aussieht." (Gerhard Richter)
Seit den späten 80er-Jahren entstehen Bilder, bei denen Gerhard Richter den Rakel in horizontalen oder vertikalen Bahnen über die gesamte Breite oder Höhe der Leinwand zieht; dabei kann Farbe sowohl aufgetragen als auch wieder abgenommen werden. So treten Untergründe verschliffen diffus hervor und werden zugleich wieder komplex überlagert.
Im Lauf seines künstlerischen Werdegangs hat Gerhard Richter unterschiedliche Bildstrategien entwickelt. Seine abstrakten Bilder sind Zeugnisse dieser unablässigen Beschäftigung und formalen Auseinandersetzung mit den Bedingungen des eigenen Mediums.
Die Anfänge der Abstraktion waren von einem Ansatz zur Erneuerung geprägt. Abstraktion galt als das geeignetste Mittel zur künstlerischen Selbstaussage, und die angestrebte 'reine' Darstellung der Darstellungsmittel steigerte sich etwa bei Mark Rothko und Barnett Newman zu Subjektivismus und hohem Pathos. Die Nachkriegskünstler jedoch machten die Erfahrung des Zusammenbruchs einer Zivilisation; sie setzten die Formensprache der Abstraktion ein, um sich von ihrer Verzweiflung an den Zeitverhältnissen frei zu malen. Dieser zum Teil heftige Gestus führte Gerhard Richter früh zu der Erkenntnis, dass die Arbeiten von Vorgängern wie Jackson Pollock, aber auch Lucio Fontana und Yves Klein auf Dauer dem "Arsenal des Spektakels" (Buchloh) anheim fallen würden. Er musste sich also fragen, wie eine zeitgemäße malerische Abstraktion, die der Ernüchterung und Hoffnungslosigkeit entsprungen ist, nun aussehen konnte. Aus dieser Spannung zwischen der Utopie der Anfänge und der Trauer um deren Verlust gelangte er zu seinem Selbstverständnis von Malerei und konnte anschließend zu seiner eigenen Sprache der Abstraktion vordringen.
Wie bei seinen Vorgängern stellt sich auch bei Richter die Frage nach der Welthaltigkeit seiner abstrakten Bilder: Wird in Richters abstrakten Bildern indirekt ein Unbehagen oder das Defizitäre einer bestimmten gesellschaftlichen Situation ersichtlich, drücken sie über ihre subjektive Gestimmtheit hinaus eine allgemeine Zeitstimmung aus? Es ist für die Rezeption von Richters abstrakten Bildern kennzeichnend, dass keine in nur eine einzige Richtung weisenden Antworten formuliert werden; stattdessen hebt die Kritik das für Richter typische dialektische Zusammenspiel von Zufall und Struktur, von Materialität und Mentalität positiv hervor. Die von ihm entwickelte abstrakte Sprache hält zwischen Zugänglichkeit und Verschlossenheit das Maß. "Die Malerei von Gerhard Richter ist eine diskrete Malerei. Es ist eine Malerei, die zwischen Zuviel und Zuwenig zu unterscheiden weiß, was Ausdruck, Reflexivität und Selbstbezüglichkeit der malerischen Mittel betrifft." (Beate Söntgen)
Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Museum Ludwig in Köln und wird von Ulrich Wilmes kuratiert, der im Frühjahr 2008 ans Münchner Haus der Kunst gewechselt ist.
Begleitprogramm
Sonic youth in concert, am Donnerstag, den 23. April, um 20 Uhr im Haus der Kunst / WestKatalog
Mit Beiträgen von Benjamin H.D. Buchloh, Beate Söntgen, Gregor Stemmrich und Ulrich Wilmes, Hatje Cantz, ISBN 978-3-7757-2248-3, Museumspreis 49,80 Euro
Ein Moment in der Zeit
während der arbeit an einer werkgruppe fotografiert gerhard richter von zeit zu zeit die verschiedenen zustände der gemälde auf ihrem weg zur vollendung. die aufnahmen geben uns einblicke in den entstehungsprozess seiner bilder, der ansonsten im vollendeten werk eingeschlossen bleibt. schritt für schritt begleiten wir den künstler - wenn er innehält, um von der leinwand zurückzutreten und das ergebnis seines handelns zu verinnerlichen. bevor richter die arbeit fortsetzen kann, muss er sich mit dem bisher geschaffenen beschäftigen. so entsteht im verlauf des malprozesses eine bildstrecke, die die entwicklung eines gemäldes anhand einer abfolge von zuständen darstellt. sie geben uns bruchstückhafte einblicke in die entscheidungsprozesse des malers, von denen wir aufschlüsse über eine entschlüsselung des fertigen bildes erwarten.
weitere informationenur entstehung der abstrakten bilder von gerhard richter
vortrag von ulrich wilmes
kurator der ausstellung
10 mar 09 / di 20 h
vermittlung
richter goes p1
05 / 12 / 19 mar 09
do 20.30 h
führung durch die ausstellung von gerhard richter mit ausklang im club p1 inkl. platzreservierung und drink
1,5 h / 15 euro (open end im p1)do you speak art?
12 mar 09 / do 19.30 h
learn english during a guided tour!
hören, sprechen, verstehen: verbessern sie ihre englischkenntnisse bei einer führung durch die ausstellung von gerhard richter
1 h / 12 eurokunst, kaffee, kuchen
23 mar 09 / mo 14 h
führung durch die ausstellung von gerhard richter inkl. kaffee & kuchen im café
goldene bar
1,5 h / 12 euro
kinderprogramm
familienausflug
06 mar 09 / fr 15 h
kinderprogramm parallel zur öffentlichen führung durch die ausstellung von william eggleston
1,5 h / 3 euro pro kindkind hört mit!
09 + 16 mar 09 / mo 10.30 h
führung für eltern mit baby oder kleinkind durch die ausstellungen von gerhard richter und william eggleston. ihr kind ist immer dabei - natürlich in sichtkontakt und von uns betreut.
1 h / 14 euro inkl. führung
mit anmeldunginformation & anmeldung
tel +49 89 21127-118
kinderprogramm@hausderkunst.de
ausstellung in kooperation mit
museum ludwig, köln
gefördert durch
gesellschaft der freunde haus der kunst