german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Berlin

Haus am Waldsee

Argentinische Allee 30
14163 Berlin
Tel. 030 - 8091-2234; Fax 030 - 802 20 28
Di 11-18 Uhr, Mi 11-20 Uhr, Do - So 11-18 Uhr
info@hausamwaldsee.de
über das Haus am Waldsee
www.hausamwaldsee.de
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

05.09. - 09.11. 2014

Michael Sailstorfer

B-Seite

Als herausragender Konzeptkünstler unter den jungen deutschen Bildhauern arbeitet Michael Sailstorfer (*1979) mit Objekten der Natur, der Technik, dem urbanen Raum und der Kunstgeschichte. Er greift zu Gegenständen, die er mit neuer Bedeutung auflädt: Bäume werden zu Wurfgeschossen, Bushaltestellen zu Einzimmerwohnungen, Waldstücke zu konstruktivistischer Kunst, Straßenlaternen zu funkensprühenden Liebespaaren, Traktorreifen zu Wolken über dem New Yorker Central Park.
Sailstorfer hat alte Polizeiuniformen zu Teppichen verwebt, ein Wohnhaus in ein Sofa und eine Kegelbahn verwandelt und festgehalten, wie sich eine Hütte im eigenen Ofen selbst verbrennt. Der Künstler entzieht den Dingen ihren ursprünglichen Zweck, zerlegt, deformiert, adaptiert und setzt die Dinge neu zusammen, um zu kraftvollen Installationen zu finden, die vor allem das Transformationspotenzial, das in den Gegenständen unseres unmittelbaren Alltags steckt, sichtbar machen. Diese Objekte präsentiert er physisch im Ausstellungsraum, oder führt sie als prozesshaft-performative Videoarbeit vor. Umkehr- und Umdeutungsstrategien werden sichtbar, mit denen Sailstorfer Funktionen aufgreift, zu Ende denkt und ad absurdum führt. So schafft der Künstler neue und überraschende Identitäten.
Im Jahr 2001 erwarb Sailstorfer in seiner niederbayerischen Heimat einige ausgediente Bushaltehäuschen, die er als bewohnbare Zimmer einrichtete. Unter dem Titel: "Wohnen mit Verkehrsanbindung" veranlasst die fünfteilige Arbeit neu über das Warten, die Zeit, den Raum, das Wohnen und das Unterwegssein nachzudenken. Seit 2010 befindet sich eine dieser Bushaltestellen mit Wartehäuschen im Skulpturenpark des Hauses am Waldsee. "Wohnen mit Verkehrsanbindung (Großkatzbach)". Mit seinen Unterwasserskulpturen unternimmt der Künstler 2007 einen Ausflug in die Stille, wie schwerelos wirkende Unterwasserwelt und installiert dort Klassiker der Bildhauerei des 20. Jh. als wären es Fundstücke aus einem gesunkenen Schiff. Allein durch die ungewöhnliche Platzierung der Objekte, werden sie zu Emotionsträgern, die überraschen und neu über Präsentation und Bewahrung von Kunstwerken im musealen Raum nachdenken lassen.
Sailstorfer steigert seine Arbeiten gern slapstickartig bis zum Absurden. Immer wieder fragt er nach unserem Verhältnis zu den Dingen, die uns wie selbstverständlich umgeben. Unter der Phantasie des Künstlers entfalten sie überraschend neue Seiten, die nicht nur zum Schmunzeln, sondern zum Anders- und Weiterdenken anregen.

In der Ausstellung im Haus am Waldsee werden Arbeiten aus den vergangenen zehn Jahren zu sehen sein, die bisher kaum öffentlich gezeigt wurden. Darunter eine 2013 entstandene Konstellation mit Bohrer: Bohrköpfe in Form von verkleinerten Skulpturen, wie z.B. der Freiheitsstatue in New York, werden von einem Ausstellungsraum in den anderen getrieben. Während des Bohrvorgangs verändert sich die Gestalt der Skulptur durch den Widerstand der Wand. Diese Wand ist seit knapp 70 Jahren als Ausstellungswand mit hunderten von Präsentationen hervorragender Künstler aufgeladen. Ort und Vorgang verleihen der Plastik sozusagen den letzten Schliff. Zugleich wird eine kleine Veränderung am "Gen" der Kunstgeschichte vorgenommen und nicht zuletzt stellt die Arbeit einen schweren Geburtsvorgang als Metapher für das künstlerische Tun vor Augen. Während der Arte Povera Künstler Giuseppe Penone die Borke eines Baumes entfernen ließ, um die nackte Naturschönheit der Äste sichtbar zu machen, nimmt Sailstorfer umgekehrt ein weltberühmtes Artefakt, die Freiheitsstatue, um sie wie einen Wurm durch die Wand zu treiben und damit deren anerkannte Kunstschönheit in Frage zu stellen.
Sailstorfer bezieht sich in seinen Werken immer wieder auf die jüngere und ältere Kunstgeschichte. Vor diesem Hintergrund hat er seit Anfang der 2000er Jahre ein bedeutendes Oeuvre geschaffen, das international wahrgenommen wird und eine eigenständige Position im zeitgenössischen Diskurs der Bildhauerei markiert.

PROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG
ERÖFFNUNG
Do. 04. September 2014, 19:30 Uhr

KINDERVERNISSAGE
So. 07. September 2014, 11-13 Uhr

KURATORENFÜHRUNG MIT ANSCHLIEßENDEM FRÜHSTÜCK IN DER AUSSTELLUNG *
Sa. 20. September 2014, 10 Uhr
Teilnahme ¤ 15
KONZERT IN DER KUNST *
So. 21. September 2014, 20 Uhr
PABLO GARIBAY, Gitarre
Werke von F. Tárrega, M. Ponce, A. José, E. Cordero
Eintritt frei

FAMILIENSAMSTAG
Sa. 04. und 18. Oktober 2014, 14 ­ 17 Uhr
Kunst sehen, erleben, selbst kreativ werden mit unseren Kunstvermittlerinnen. Freie Teilnahme bei regulärem Eintritt. Ab 6 Jahre. Ohne Anmeldung

KÜNSTLERGESPRÄCH & ESSEN
Do. 23. Oktober 2014, 19.30 Uhr
Mit Michael Sailstorfer,
Catering: Zagreus Project, Eintritt inkl. Dinner ¤ 35

YOGA IN DER KUNST
Jeden Mittwoch und Samstag, 9 ­ 10:30 Uhr

Das Haus am Waldsee ist Partner der Berlin Art Week vom 16. bis 21. September 2014.
Die mit * gekennzeichneten Veranstaltungen finden exklusiv f
ür die Besucher der Berlin Art Week statt.

Ausstellung
Michael Sailstorfer und Katja Blomberg
Pressekontakt Laura Groschopp, presse@hausamwaldsee.de, Tel.: 0049 (0) 30 801 89 35
Gefördert durch das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf von Berlin; aus Mitteln des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten; Freunde und Förderer des Hauses am Waldsee e.V.
Ausstellungsort
Haus am Waldsee ­ Internationale Kunst in Berlin
Argentinische Allee 30
14163 Berlin
Tel.: 0049 (0) 30 801 89 35
www.hausamwaldsee.de
info@hausamwaldsee.de
Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr
Eintritt ¤ 7 / ermäßigt ¤ 5
Café Dienstag bis Sonntag von 12-17 Uhr

PRESS RELEASE

Michael Sailstorfer
B-Side
Exhibition Friday 5 September, to Sunday, 9 November, 2014
Press preview Thursday, 4 September, 2014, 11 am
An eminent conceptual artist among the younger German sculptors, Michael Sailstorfer (b. 1979) works with objects from nature, technology, urban space and art history alike. He picks up objects to charge them with new significance: trees turn into missiles, bus stops into bedsits, pieces of forest into constructivist art, street lights into amorous couples emitting sparks, tractor tyres into clouds over New York's Central Park.
Sailstorfer has woven old police uniforms into carpets, has transformed a house into a sofa and recorded how a hut is incinerating itself in its own fireplace. The artist divests things of their original purpose, disassembling, deforming, adapting them to reframe and recompose them. The results are powerful installations that render visible, most of all, the transformational potential of our immediate everyday surroundings. He presents these objects either physically in the exhibition space or in the form of processual-performative video works. The artist employs strategies of inversion and reinterpretation, taking up functions, thinking them through to the end, reducing them to absurdity. Thus he creates new and surprising identities.

In 2001 Sailstorfer purchased a number of disused bus shelters in his native Lower Bavaria and reworked them into habitable bedsits. Under the title "Wohnen mit Verkehrsanbindung" (living with transport connection) the five-piece work lets us rethink the concepts of waiting, time, space, habitation, and being on the road. In 2010 one of these bus shelters has taken residence in the sculpture park of Haus am Waldsee: "Wohnen mit Verkehrsanbindung (Großkatzbach)". With his underwater sculptures of 2007 the artist has gone on a foray into the silent, seemingly weightless subaqueous world, installing seminal works of 20th century sculpture like finds from a sunken ship. Their unusual placement alone turns these objects into carriers of emotions, which surprise us and make us rethink the presentation and conservation of artworks in the museum space.

Sailstorfer likes to push his works, in a slapstick kind of way, to the point absurdity. He invariably questions our relations to things in our surroundings we take for granted. Under the artist's imagination they unfold surprising new aspects that not only make us smirk but encourages us to rethink them and take our thinking a step further.

The exhibition at Haus am Waldsee will feature works from the past 10 years, which have rarely, and in some cases never, been shown before. Among them is a constellation with an electric drill from 2013, in which the drill-heads in the form of miniaturised popular sculptures like the Statue of Liberty are being driven through the wall from one exhibition room to the next. During the process of drilling the resistance of the wall changes the shape of the small sculpture. The wall is charged with almost 70 years worth of presentations of eminent artists. Site and process provide, as it were, the finishing touch to the sculpture. At the same time, a minor alteration is made to the "genome" of art history. Not least, the work illustrates a difficult birthing process as a metaphor for artistic practice. While the Arte Povera artist Giuseppe Penone had the bark of a tree removed, Sailstorfer, inversely, takes a world-famous artefact, the Statue of Liberty, and drives it through the wall, challenging its acknowledged artistic beauty.

Sailstorfer frequently refers to recent and older art history in his works. Against this background he has created an important uvre since the early years of this century, which is recognised on the international stage and marks an independent position within the contemporary discourse on sculpture.

 
german galleries: index Berlin

index artistsgerman galleriesindex citiesindex galleriesindex artists