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Dina4 Projekte atelier berlin

Falckensteinstr. 47/48
10997 Berlin
Gebäude ehemals Club 103 Eingang im Hof, rechts,
2 OG U-Bahn Schlesisches Tor
Do - Fr 15 - 19 Uhr, Sa 12 - 18 Uhr
dr@dina4projekte.de
www.dina4projekte.de
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

26.04. - 03.05. 2009

FACEBOOK - Empathie und Abstraktion

Catalina Pabón
Katja Eckert
Davide Cantoni
Motoko Dobashi
Matthias Männer
Murray Gaylard
Iris van Dongen
Peggy Meinfelder
Martin Skauen
Andreas Tellefsen
Serge Onnen
Sybille Rath
Theo Boettger
Sebastian Pöllmann
Bertram Hasenauer
Olivia Seiling
Sophia Schama
Iris van Dongen
Sophia Schama

 

Opening: Saturday, April 25th, 6 pm ­ 10 pm


Opening hours: Tuesday to Friday 1 pm ­ 6 pm
Location: Schererstr. 11, 13347 Berlin/Wedding
get lost: M+49 175-2751-210 M+49-173-3529-175
www.thedrawinglab.com

Gallery Weekend Berlin, Friday 1 st - Sunday 3rd, 2009
Friday May 1st 4 pm - 9 pm | Saturday and Sunday May 2nd + 3rd 11 am - 6 pm

 

the drawing lab is a collaboration of
Galerie Dina4 Projekte, München + fruehsorge contemporary drawings, Berlin


FACEBOOK- Portraits zwischen Empathie und Abstraktion

Dina4 Projekte präsentiert mit Facebook eine in Kooperation mit der Galerie fruehsorge contemporary drawing, Berlin konzipierte Gruppenausstellung zum Thema Porträt in der Zeichnung und setzt damit die erfolgreiche Münchner Ausstellungsreihe Linie fort, die sich jährlich aktuellen Tendenzen der Zeichnung widmet. In der Ausstellung zeigt sich das breite Spektrum der Zeichnung: vom Aquarell auf Papier bis hin zum animierten Zeichnungsvideo werden alle Facetten dieses vielschichtigen Mediums repräsentiert. In allen Epochen der Kunstgeschichte spielt die Gattung Porträt eine immanente, zentrale Rolle: das Porträt kann das eigene Ich, den Blick auf den Fremden, auf eine ganze Gesellschaft zum Ausdruck bringen und spiegelt gleichzeitig stets den persönlichen, sehr subjektiven Blick des Künstlers wieder. Die Ausstellung Facebook präsentiert 19 internationale Künstlerpositionen und wird in unterschiedlichen Konstellationen in Berlin, München, Dresden und weiteren Stationen zu sehen sein.

Theo Boettgers (geb. 1975) Bildsprache nimmt Einflüsse aus Comics, Pop Art, Actionfilmen und Computerspielen auf. Seine farbigen Zeichnungen zeigen Einzelcharaktere und Personengruppen von roboterhaften, eher technoiden als menschlichen Figuren. In Anlehnung an Bildgeschichten und Comicstrips werden diese Wesen meist von Sprechblasen textlich ergänzt was das teilweise aggressiv wirkende Auftreten dennoch nicht abzumildern vermag: gesamtgesellschaftliche Tendenzen zu Gewalt, Wahn und Aggression klingen in Boettgers "Porträts" deutlich an.

Nach langjähriger künstlerischer Beschäftigung mit den Medien Malerei, Skulptur und Video ist die Zeichnung Laura Bruce´ (geb. 1959) aktuellste künstlerische Ausdrucksweise. Farblich auf das Wesentliche ­ also das Schwarz-Weiß - reduziert entstehen großformatige Graphitzeichnungen auf Papier. Unheimliche Landschaften mit rankendem Pflanzendickicht - in dem nur vereinzelt Hinweise auf menschliche Zivilisation zu entdecken sind - verdichten sich zu einem porträthaften Abbild amerikanischer Mittelstands-Suburbia.

Davide Cantoni (geb. 1965) brennt mit Hilfe von Sonnenlicht und Lupe aus Zeitungen entnommene Pressebilder in Seidenpapier ein. Mehrfigurige Kriegszenen und Momentaufnahmen aus Krisengebieten weltweit fordern den Betrachter zu einer kontinuierlichen Auseinandersetzung auf, die durch die alltägliche mediale Überflutung zunehmend erschwert wird. In Facebook werden Einzelporträts von bekannten und unbekannten Personen aus der Mode- und Populärkultur präsentiert ­ ein skeptischer Blick hinter die Kulissen der massenmedial verbreiteten Glamour-Scheinwelt.

Der bipolare kulturelle Background Motoko Dobashis (geb. 1976) spiegelt sich in den graphischen und malerischen Werken der jungen Japanerin, die ihre Ausbildung bei Markus Oehlen an der Münchner Kunstakademie absolvierte. Die Bildsprache Dobashis nimmt Einflüsse japanischer Holzschnitzkunst und altdeutscher Lasurmalerei nach Vorbild Dürers auf und kombiniert gleichzeitig moderne graphische Elemente aus Comic und Street Art. Dobashis zentrale Themen sind die Architektur und die belebte und unbelebte Natur, doch in unregelmäßigen Abständen schafft die Künstlerin Selbstporträts wie das aktuelle Selbstbildnis mit Bart und bringt darin sehr persönliche Themen, Wünsche und Träume zum Ausdruck.
Iris van Dongen (geb. 1975) zeichnet mit Kohle, Pastell- und Wasserfarben symbolistische Frauenporträts hoch- und überlebensgroßen Formats. Meist allein, gelegentlich von dämonenhaften, mythologisich anmutenden Wesen umgeben wirken die Frauen dieser Zeit und dieser Welt entrückt. Gleichzeitig stechen uns bunte Accessoires und Attribute wie Schweißbänder, Fußballschals, Plattencover und Polyesterballonjacken ins Auge, Symbole heutiger Sub- und Jugendkultur.

Katja Eckerts (geb. 1976) Kreaturen entspringen einer Fantasiewelt und simulieren stellvertretend scheinbar mühelos unser reales Leben mit all den sozialen Problemen, den Gefühlen vom Alleinsein, den Ängsten, Sexualität und der Auseinandersetzung mit dem täglichen Existenzkampf. Seit ihrer bereits vor einigen Jahren in der Serie "Soziales" entstandenen "Steckerfiguren" beschäftigt sich die Künstlerin mit menschlichen Charaktereigenschaften und dem gesellschaftlich bedingten, menschlichen Verhalten. Auch in den jüngeren Arbeiten, den digitalen Zeichnungen und ihren aktuellen klassischen Zeichnungen auf Papier und Leinwandpappen, setzt sich diese Thematik fort.

Der aus Südafrika stammende Murray Gaylard (geb. 1974) bringt Aktionskunst, Street Art, Graffiti und Zeichnung zusammen. Die aktuellen collagierten Arbeiten basieren auf einer strengen Bildteilung: eine zeichnerisch, malerische Bildseite korrespondiert mit einer an Magritte erinnernden, monoton dunklen Fläche, die Satzsentenzen ein- und überblendet. Durch diese versatzstückartigen Bausteine tun sich bewusst gesetzte Leerstellen auf, die sich dem soziologischen und sozialwissenschaftlichen Interesse des Künstlers entsprechend, dezidiert der unterschiedlichen Betrachter-Wahrnehmung zuwenden.

Bertram Hasenauer (geb. 1970) hinterfragt mit seinen figurativen Bundstiftzeichnungen vermeintlich klare Vorstellungen von naturgetreuer Mimesis und Abstraktion. Für seine Porträts von Frauen und Männern bedient er sich eines "figurativen" Stils, um die Figuration gleichzeitig wieder zu verlassen: was auf den ersten Blick wie ein Porträt erscheint, erweist sich als die Idee, die Illusion einer porträtierten Figur wie sie für einen kurzen Moment durch unsere Träume ziehen könnte um sofort wieder in grauen, nicht mehr klar umrissenen Erinnerungssphären zu verschwinden.

Claude Heath (geb. 1964) beschäftigt sich mit Wahrnehmungsprozessen und lotet in seinen Blindzeichnungen tastbarer Objekte Taktililität, Raumerfahrung und zeichnerischen Prozess aus. Dabei gilt sein besonderes Interesse der dreidimensionalen, sich im realen wie im virtuellen Raum bewegenden zeichnerischen Linie. Heath´ abstrahierte Zeichnungen beziehen genuin menschliche Dimensionen wie Emotion, Zufälligkeit, Erfahrung, Vernunft und weitere Parameter ein.

Matthias Männer (geb. 1976) schafft unter dem Titel "Die leblosen Dinge proben den Aufstand" eine Serie von Tintenstiftzeichnungen auf Papier. Wir sehen halb organische, halb technisch-maschinelle Mischwesen, die sich zwischen Abstraktion und Figuration bewegen. Männers installative Objekte, die bereits als Modelle teilweise überlebensgroße Maße annehmen, handeln von dem Kampf zwischen Mensch und Technik in der post-industriellen Welt, von der Personifizierung lebloser Dinge bzw. der Rationalisierung des menschlichen Lebewesens - Themen die auch in seinen Zeichnungen zum Ausdruck kommen.
Für die aktuelle Zeichnungsserie "shake hands" nimmt sich Peggy Meinfelder (geb. 1975) Politikerköpfe aus der deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte zum Vorbild. Sie zeigt jedoch Szenen des politischen Zusammentreffens, die es so nie gegeben hat. Diese fiktiven Geschichtsszenen werden mittels Punktzeichnung aufs Blatt gebracht. Meinfelder nutzt diese den Zeitungsmedien entlehnte Technik, setzt sich gleichzeitig aber kritisch mit der medial aufgearbeiteten, stark bildgesteuerten Geschichtsschreibung in BRD und DDR auseinander. Auch nach dem Kalten Krieg wird diese rein bildkonzentrierte, Inhaltsdesinteressierte Praxis bis heute in den Medien fortgesetzt.

Serge Onnen (geb. 1965) sieht den Menschen als ein grundsätzlich "löchriges Wesen" an, er setzt sich in seiner künstlerischen Arbeit mit menschlichen Körperöffnungen und vor allem mit deren imaginären, schöpferischen Möglichkeiten auseinander. Dieses Thema wird von Onnen seit langem in farbigen Zeichnungen und Animationen verfolgt.

Als Vorlagen für Catalina Pabóns (geb. 1979) "Lad"-Serie dienen Werbebilder aus Modemagazinen, die malerisch oder zeichnerisch transformiert werden. Auf diesem Wege wird die ursprüngliche funktionale Strategie analysiert und neu interpretiert. Viele dieser Werbekampagnen führen uns heute nicht mehr glückliche, gesunde und wohlhabende Jungs und Mädchen sondern vermeintlich melancholische, desillusionierte Jugendliche vor. Die Attitüde des "I´m a looser, baby" funktioniert in Mode, Musik, Werbung und Lifestyle und gewinnt immer mehr die Konnotation, symptomatisch für eine allgemein degenerierende, gesellschaftliche Realität zu stehen. Die dunkle Farbgebung der Porträts Catalina Pabóns vermeidet dabei jede Form von Aufgeregtheit, aufgesetzter Expressivität oder Pathetik.

Sebastian Pöllmanns (geb. 1979) Zeichnungsanimationen bringen dem Betrachter skurrile, verdichtete Erzählungen nahe. Mal dünn und hart, mal weich und breit im Strich stellen uns die animierten und teils mit Ton unterlegten Bleistiftzeichnungen spannende und bisweilen groteske Charaktere vor: den einsamen, nazistischen und Kuchen liebenden Adolf, den unglücklich verliebten Homosexuellen, den Krapfen futternden und explodierenden Fetten Donnerstag, die kannibalische Dame, die ihren Liebsten vertilgt. Die Einzelporträts zeigen Menschen im selbstvergessenen Dialog mit sich selbst, den Zweierkonstellation gelingt die Darstellung zwischenmenschlicher Problematiken mit einem ironischen Augenzwinkern.

Sybille Rath (geb. 1970) arbeitet hauptsächlich malerisch und seit einiger Zeit auch bildhauerisch. In jüngeren Arbeiten nimmt das Zeichnerische und die Linie jedoch eine zentralere Position ein: Raths Interesse daran beruht auf der intensiven Auseinandersetzung mit der Rolle der Figur und deren Bewegung im Bildraum. Motivisch nehmen die neuen, verstärkt zeichnerischen Arbeiten Bezug auf mittelalterliche Drolerien, grotesk-dämonische Fabelwesen wie sie als Bauplastik an romanischen und gotischen Kathedralen zu finden sind.

Sophia Schamas (geb. 1966) aquarellierte Porträtköpfe verbinden Zeichnung und Malerei. Warme Farbtöne stützen die weiche Textur des Aquarells, die Funktion des Konturs bleibt dennoch unabdingbar. Die schlichten Köpfe blicken den Betrachter frontal an, geben scheinbar Innerliches Preis und verbergen im gleichen Moment.
Olivia Seiling (geb. 1972) entwirft mit Kohle auf Papier oder Ölstift auf Folien Porträtköpfe , die als großformatige Wandarbeiten fungieren. Häufig sind es Selbstbildnisse, die das Spiel mit den Geschlechterrollen und das Schlüpfen in andere Personen thematisieren und die Künstlerin beispielsweise mit Rauschebart oder als Prof. Maori mit seltsamer Augenmaske zeigen.
In den Zeichnungsanimationen und den graphitgezeichneten Porträts auf Papier kommt Martin Skauens (geb. 1975) Interesse an kafkaesken Verwandlungsprozessen zu tragen. Der Künstler schafft Männerporträts, deren Gesichtszüge sich in scheibenartige Querschnitte aufschieben oder die Masken mit dem eigenen Konterfei vom Gesicht streifen, um dasselbe wieder freizulegen ­ leichter Grusel beim Betrachter ist garantiert.
Andreas Tellefsen (geb. 1976) porträtiert mystisch-groteske Wesen und Sagengestalten seiner norwegischen Heimat: Zwerge und Trolle bewegen sich hier zwischen Gut und Böse, Tod und Leben. Morbidität wird über klassische Vanitassymbole wie den Totenkopf transportiert, beispielhaft von Tellefsens Miss Fortune vorgeführt. Die glänzenden Federzeichnungen aus Schellack untermischter Tusche lassen ein breites Inspirationsspektrum von Dürer-Bildzitaten über Comictrip und Heavy-Metal-Kultur bis hin zur Tattookunst erkennen.

Verena Bader M.A.


 

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