german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Cottbus
 

Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus

seit 2009: Dieselkraftwerk Cottbus
über die Brandenburgischen Kunstsammlungen
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

01.02. - 26.03.2000


Plakatwände

Ostdeutsche Grafiker 1990-2000

 

Die Medienrevolution hat das Plakat bislang nicht überflüssig gemacht. Trotz der visuellen Feldzüge der Werbewirtschaft auf Riesenflächen und der Attacken kleiner und kleinster Anschläge aller Art und aller Orten, lebt das Plakat und erfreut sich, wie auch Ausstellungen belegen, allgemeiner Beliebtheit.

Die Ausstellung PLAKATWÄNDE zeigt etwa 200 Plakate von rund 30 Grafikern, die durch ihre persönliche Handschrift maßgeblich die künstlerische Qualität des DDR-Plakats bestimmt haben. Die geplante Ausstellung wird ausgehend von dieser Leistung Arbeiten zeigen, die nach 1990 geschaffen wurden. Im Vordergrund steht die Frage, welchen Einfluß haben zehn Jahre deutsche Einheit auf die Arbeit der Künstler genommen. Das Plakat ist Teil des visuellen Alltags - in diesem Sinne dokumentieren die Plakate der Ausstellung auch, von einer künstlerisch-ästhetischen Position aus, das kulturelle, politische und soziale Geschehen Deutschlands von der Systemwende bis zur Jahrtausendwende.

Zu DDR-Zeiten wurden bestimmte Genres mehr oder weniger vernachlässigt, das betrifft vor allem den sozialen und ökologischen Bereich. Die wenigen guten Plakate entstanden hier meist im Eigenauftrag. Kommerzielle Werbung war kein Thema, ihren Platz vertrat die Großflächenideologie, in die man aber nicht automatisch alle politischen Plakate einbeziehen sollte. Kunst und Kultur wurde zum Hauptbetätigungsfeld für die Grafiker, außerdem boten sich hier die Nischen für eine relativ freie Entfaltung. Die Botschaften waren vielfach verschllüsselt und enthielten oft noch eine Botschaft hinter der Botschaft, die, selbst wenn sie nicht da war, durch das satirische Auge des Betrachters hinein interpretiert wurde. Diese situationsbedingte Gemeinsamkeit prägte das Bild des DDR-Plakats, obgleich es aus sehr vielen unterschiedlichen Handschriften bestand, und das fast im wörtlichen Sinne, denn die eingeschränkten technischen Mittel führten dazu, daß überwiegend die zeichnerischen, grafischen, auch typografischen und malerischen Mittel einschließlich der Collage und Montagetechnik gepflegt wurden.

Heute läßt sich feststellen, daß trotz der inhaltlichen und formalen Bewegungen, gleichwohl ob man sie als Vor, Zurück, Auf- oder Abwärts sehen möchte, der künstlerische, damit in gewisser Weise auch moralische Anspruch an die Qualität konstant geblieben ist. Daß zwischen Auftraggeber, Gestalter und Adressat hinsichtlich der Bewertung der Botschaft nach wie vor ein weites Diskussionsfeld, auch "Schlachtfeld" liegen kann, soll hier nur am Rande erwähnt werden.

Obwohl in der Gesamterscheinung relativ konstant, geht Mitte der Neunziger allgemein ein forcierter Trend zur Sachlichkeit, zum Ausreizen der Typografie, zur Technisierung. Aber nichts von dem, was vorher war, ist verbannt. Alles existiert nebeneinander und doch überwiegend auf einer anderen Grundlage, denn ein Gerät hat fast alle Handarbeiten übernommen - der Computer. Computergestützte Gestaltungsprogramme bieten Arbeitserleichterungen, sie können auch den kreativen Prozeß befördern, der neue Bildräume erschließt und die Grenzen des Darstellbaren weiter als bekannt hinausschiebt. Das Maß des Machbaren aber wird dabei nach wie vor von der Persönlichkeit des Grafikers bestimmt.

(Katalog, Plakat)

 

 

german galleriesindex citiesindex galleriesindex artists