german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Bonn


Bonner Kunstverein

August-Macke-Platz/Hochstadenring 22
53119 Bonn
Tel. 0228 - 69 39 36, Fax. 0228-69 55 89
Di - So 11 - 17 Uhr, Do 11 - 19 Uhr, Mo geschlossen
bonner.kunstverein@gmx.de
www.bonner-kunstverein.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

April/Mai 2006

Gregor Schneider

Totalschaden

Eine Ausstellung mit Werken von: SHAMSUDIN ACHMADOW, SONJA ALHÄUSER, ANNA AMADIO, MONIKA BARTOLOMÉ, THOMAS BAUMANN, RALF BERGER, MATTI BRAUN, RITA MC BRIDE, WALTER DAHN, MARK DION, THEA DJORDJADZE, ULRICH ERBEN, CARSTEN FOCK, FRANCESCO GENNARI, GEORG HILDEBRANDT, ELLEN KATTERBACH, KIRON KHOSLA, EDWARD KRASINSKI, MISCHA KUBALL, JIM LAMBIE, EUGENE LEROY, ALEXANDER LIECK, MARCEL ODENBACH, BLINKY PALERMO, WERNER REITERER, THOMAS RENTMEISTER, PIPILOTTI RIST, DIETER ROTH, GREGOR SCHNEIDER, THOMAS RUFF, FRANCES SCHOLZ, URSULA SCHULZ-DORNBURG, THOMAS SCHÜTTE, NORBERT SCHWONTKOWSKI, DIRK SKREBER, ANDREAS SLOMINSKI, MICHAEL STAAB, JAN STIEDING, MIRKO TSCHAUNER, TIMM ULRICHS, GÜNTER UMBERG, REBECCA WARREN, CORINNE WASMUHT, JOHANNES WOHNSEIFER, THOMAS ZITZWITZ, CHRISTOF ZWIENER, WEIHEALTAR FÜR DIE MATRONEN 3. Jhdt.n.Ch., RELIEF MIT DEN KLUGEN und TÖRICHTEN JUNGFRAUEN, 16 Jhdt., ZWEI ÄBTISSINEN, 1739, KLEINER ALTAR MIT BAROCKKREUZ, PORTRÄT DES GRAFEN NEUBURG-PFALZ, zeitg. Kopie nach Van Dyck, 17. Jhdt.


Der Einblick in eine außergewöhnliche Kunstsammlung, nämlich eine Sammlung beschädigter Werke namhafter Künstler, war für Schneider Initialzündung für das Interesse an Fragestellungen zum Thema Schadensfälle in der Kunst und mündete in die Konzeption der Ausstellung TOTALSCHADEN. Vor dem Hintergrund einer sich verzögernden Renovierung und damit entstandener Planungslücke ist die Ausstellung als Aktion kurzfristig und ohne nennenswertes Budget geplant. Mittels eines Aufrufs nach beschädigten Werken, den Gregor Schneider in Zusammenarbeit mit dem Bonner Kunstverein entwarf, konnte aus zahlreich eingesandten Vorschlägen eine Auswahl getroffen werden. Dabei waren größtmögliche Vielfalt bei den künstlerischen Positionen wie auch bei den Schäden leitend. Der Ausgang der offen angelegten Aktion war anfangs nicht absehbar, der Aufruf auch als Frage in den Raum gestellt. Allein der spontanen Initiative zahlreicher Künstler und Kunstinteressierter ist das Zusammenkommen so zahlreicher Werke zu verdanken.

Juristisch ist klar: Ein Kunstwerk mit deklariertem Totalschaden ist kein Kunstwerk mehr, sondern lediglich eine Materialansammlung. Es scheidet aus dem Oeuvrekatalog eines Künstlers aus, es verliert den Status eines "Werks". Jedoch: Wie macht sich ein Schaden sichtbar? Künstler, Sammler, Versicherer, Restaurator oder Kunsthistoriker können da dezidiert verschiedener Meinung sein.

Schon lange ist das "Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit" (Walter Benjamin) angebrochen, und doch bleibt die Frage nach der Aura aktuell. Das Kunstwerk besticht weiterhin meist als Originales und Einzigartiges und ist dementsprechend von möglichen Schadensfällen stark bedroht. Im Hier und Jetzt, in seiner Einmaligkeit, begründete Benjamin die Aura eines Kunstwerks. Die Ausstellung macht, indem sie lauter beschädigte Werke vereint, zeichenhaft die Aura in ihrer Verletzlichkeit, aber auch in ihrer Stärke sichtbar. Manche Schäden sind auf den ersten Blick kaum sichtbar, andere wieder mit einer Vehemenz, die das Werk als solches gänzlich zum Verschwinden bringt. Wie viel Schaden vermag ein Werk zu ertragen?

Und - wann ist ein Original vollständig zerstört? Lassen sich vor dem Hintergrund eines bewussten Umgangs mit dem Vergänglichen in der Kunst überhaupt noch Werke ausmachen, die "total zerstört" sind? Oder setzt unweigerlich eine Transformation in eine neue Wertigkeit und Aussage ein? Hinzu kommt: Im Verlust der Ganzheit und Unversehrtheit begegnet der Betrachter zahlreichen künstlerischen Absichten in größter Präzision. Denn um einen Schaden als solchen zu erkennen und zu benennen, bedarf es bester Kenntnis der jeweiligen künstlerischen Intention. Mehr denn jede andere Ausstellung macht diese Gruppenschau dementsprechend einzelne künstlerische Intentionen deutlich. Kann ein beschädigtes Kunstwerk möglicherweise einen neuen Blick auf ein künstlerisches Werk ermöglichen? Mit jedem neuen Schadensfall schärft sich das Auge. Bei dem einen Werk bedeutet bereits ein kleinster Kratzer einen Totalschaden, beim anderen Werk ist der Schadensfall mit Bestimmtheit intendiert.

TOTALSCHADEN vereint Werke, deren Schäden durch Fremdeinwirkung entstanden sind, und lässt durch die Vielfalt der ausgestellten Exponate die Fragilität der Wertesysteme und damit verknüpft die Erwartungshaltung bei der Kunstbetrachtung zum Thema werden.

Termine im April

So, 16.April,15 Uhr
Führung durch die Ausstellung mit Anna Dietz

 

Dienstag, 11. April, 19 Uhr

Künstlergespräch

Mit Gregor Schneider
Moderation:
Prof. Dr. Anne-Marie Bonnet
(Universität Bonn)
und Christina Végh
(Direktorin Bonner Kunstverein)

 
german galleries: index Bonn

german galleriesindex citiesindex galleriesindex artists