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ifa-Galerie Berlin

Linienstr. 139 / 140
10115 Berlin
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Di - So 14 - 19 Uhr
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aktuelle Ausstellung / current exhibition

 

 

28.8. - 5.10. 1997


Parallelen

Kunst aus Mazedonien

Tome Andzievski, Jovan Balov, Slavco Sokolovski, Jovan Sumkovski

 

Mit der Ausstellung "Parallelen - Kunst aus Mazedonien" werden vier die Kunstszene der 1991 gegründeten Republik Makedonien bestimmenden Künstler aus Skopje vorgestellt: Tome Adzievski, Jovan Balov, Slavko Sokolovski und Jovan Sumkovski. Der Kurator der Ausstellung, Nebojsa Vilic, beschreibt in seinem einleitenden Text den sich in den 90er Jahren vollzogen habenden tiefgreifenden Wandel der mazedonischen Kunstszene, den er in einer deutlichen Hinwendung zu einer mehr raumbezogenen Kunst, zu Installationen und einer stärkeren Einbeziehung neuer Medien in die bildende Kunst sieht. Dabei theoretisiert er in diesem Beitrag seine eigenen Erfahrungen mit der Kunstszene und dem gegenwärtigen Kunstprozeß. Der breite Strom von Installationen und "site specific" Kunst fügt sich in den allgemeinen Trend heutiger Kunst ein und so fällt es schwer, von einer spezifisch mazedonischen Kunst zu sprechen, wenn auch spezifisch eigene visuelle Erfahrungen einfließen, die die nationale Herkunft nicht leugnen können und wollen. Die Ausstellung ermöglicht einen Einblick in die Entwicklung der Kunst in Skopje, die im Kontext der europäischen Kunstentwicklung der 90er Jahre zu sehen ist. Der für diese Ausstellung gewählte Titel "Parallelen" beschreibt den Prozeß sich zeitgleich entwickelnder Kunsterscheinungen, Tendenzen unterschiedlicher künstlerischer Positionen, die doch eines gemeinsam haben, Ausdruck ihrer Zeit und Befindlichkeit zu sein. Diese Auseinandersetzung mit sich selbst und der Zeit, in der sie leben, wird von jedem Künstler individuell reflektiert und muß immer wieder neu begonnen werden. So entsteht der innere Drang, die Erfahrungen selbst zu machen, Prozesse selbst zu erkunden und zu erleben. Dieser Drang ist immer wieder Ausgangspunkt der schöpferische Arbeit. Die vier Künstler sind nicht auf der Suche nach der eigenen oder nationalen Identität, wodurch viele heutige künstlerische Arbeiten gerade in den östlichen Ländern geprägt sind. Sie sind vielmehr auf der Suche innerhalb der eigenen künstlerischen Formensprache einen zeitgemäßem Ausdruck für ihre Intentionen zu finden, das eigene künstlerische Vokabular weiterzuentwickeln und ihrem ästhetischen Anspruch gerecht zu werden.

Zome Adzievski ( geb. 1958), der sich als Bildhauer in seinem Land einen Namen gemacht hat, erweitert seit einiger Zeit sein künstlerisches Spektrum, indem er sich auch der Fotografie zuwandte. Mit einer Kombination von Fotoinstallation und Skulptur schafft er raumgreifende Arbeiten. Für seine fotografischen Arbeiten wählt er bestimmte Blickwinkel und Details, die in der seriellen Reihung der Installation eine eigentümliche Ruhe und Erhabenheit ausstrahlen. Die plastische Arbeit wird in die Installation einbezogen und verleiht diesem Bild der Ruhe, Besinnlichkeit und innerer Würde einen tieferen Sinn.

Dieses sehr fein Empfundene, Sensible bestimmt auch die Installationen von Slavko Sokolovski (geb. 1958), obwohl er mit Formen und Materialien arbeitet, die bewußt an Militärisches anspielen. Dadurch schafft er einen ausdrucksstarken Gegensatz von harmonisch empfundener Materialität und dem Wissen um die vernichtende, verletzte Funktion der gewählten Objekte der Installation. Wie ein Bildhauer setzt er die mit Bedacht gewählten Materialien zu plastischen Installationen zusammen, die durch ihre Schlichtheit und farbliche Strenge wie nachdenklich machende "Bilder" wirken.

Jovan Balov (geb. 1961) geht es dagegen im wesentlichen um die Erkundung eines geometrischen Prinzips, das die Wahrnehmungsweise des menschlichen Auges und Verstandes betrifft. Er verwendet dafür vermeintliche Gegenüberstellungen, die sich bei genauem Hinsehen aber als Täuschungen erweisen. Balov arbeitet mit Farbpigmenten, wodurch er innerhalb einer Farbfläche leichte unterschiedliche Schattierungen erreicht, die deutlich machen, daß er im traditionellen Sinne mit der Farbe malt. Er beschäftigt sich somit nicht nur mit geometrischen Irritationen und Brüchen sondern auch mit malerischen, die sich dem Betrachter erst bei genauem Hinsehen erschließen. So will er nicht nur selbst ein geometrische Prinzip erkunden sondern auch die Wahrnehmungsfahigkeit des Betrachters herausfordern.

Seit langem schon beschäftigt sich Jovan Sumkovski ( geb. 1962) in seiner künstlerischen Arbeit mit Installationen, in denen auch er sich vor allem mit Fragen der Wahrnehmung auseinandersetzt. Seine Installationen wirken oft geheimnisvoll und mystisch. Sie verbergen auf den ersten Blick mehr als sie enthüllen. Der Betrachter muß sich auf die Suche nach den realen Bildern machen, die in den Installationen zu entdecken sind und gerade diese realen Bilder oder Gegenstände bekommen in der geheimnisvollen Atmosphäre etwas Irreales. Diese Umwertung von Bekanntem in Mystisches geben seinen Arbeiten den Reiz, der zur geistigen Beschäftigung mit den Dingen unserer Zeit anregt.

Den Arbeiten aller vier Künstler ist gemeinsam daß sie nichts Spektakuläres haben. Sie sind stille und nachdenklich stimmende künstlerische Werke, die aus dem Selbstbewußtsein und Selbstvertrauen der Künstler in die eigene künstlerische Entwicklung und Formenwelt heraus entstanden sind.


Barbara Barsch
Ev Fischer

 

Ausstellungskatalog:
Parallelen - Kunst aus Mazedonien
mit Texten von Barbara Barsch, Ev Fischer und Nebojsa Vilic
48 Seiten
29 Farbabbildungen
Preis: 18,- DM zzgl. Porto

 

weitere Informationen:

http://www.v2.nl/mail/v2east/0190.html

 

 

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