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Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster

Hafenweg 28
Di - Fr 14 - 19 Uhr, Sa/So 12 - 18 Uhr
kulturamt@stadt-muenster.de
www.muenster.de/stadt/ausstellungshalle
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

06.05. - 18.06. 2006

Ugo Rondinone

a waterlike still

 

Die Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster zeigt eine neue Arbeit des New Yorker Künstlers Ugo Rondinone. Zahlreiche Einzelausstellungen, u.a. in der Matthew Marks Gallery (New York), der Galerie Esther Schipper (Berlin), der Galerie Eva Presenhuber (Zürich), bei Sadie Coles HQ (London), der Galerie Almine Rech (Paris), der Galleria Raucci/ Santamaria (Neapel), dem Centre Pompidou Paris, der Kunsthalle Wien und der Whitechapel Art Gallery (London) haben den in der Schweiz geborenen Künstler zu einem der vieldiskutierten Namen der Kunstszene gemacht. "Faszinierend ist Ugo Rondinone aber wegen seiner Vielschichtigkeit und Vieldeutigkeit. Eine Ausstellung mit Ugo Rondinone zu organisieren, bedeutet daher fast eine Gruppenausstellung zu zeigen.", erklärt die Leiterin der Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster, Dr. Gail B. Kirkpatrick. Die Ausstellung "a waterlike still" in Münster wird am 5. Mai eröffnet. Die Ausstellung wird gefördert durch die Kunststiftung NRW.

 

Individuelle Koordinaten der Stille

 

Ugo Rondinone greift in seinen Rauminstallationen auf ein wiedererkennbares Vokabular zurück, das er in Details variiert. "A waterlike still" ­ am Hafen in Münster: eine Variation von "A snowlike still" (2003). Requisiten eines Clowns, die Sound-Blackbox und ein Aluminiumabguss einer "moonrise"-Maske finden sich neben einer Neuauflage seiner überdimensionalen Glühbirne - mit dem neuen Titel "the eighth hour of the poem". Die gelben Sichtschächte, die den Blick auf den Hafen verklären und eine neue Schneemaschine hat Rondinone eigens für die Ausstellung in Münster anfertigen lassen. Die umfangreiche Werkmonographie, die anlässlich der Londoner Ausstellung "Ugo Rondinone ­ zero built a nest in my navel" (24.1.-26.3.2006, Whitechapel Gallery) erschienen ist, erlaubt erstmals einen umfassenden Überblick über die Bandbreite des künstlerischen Schaffens von Ugo Rondinone (*1964 in Brunner, Schweiz). Mit raumgreifenden Installationen und Skulpturen, Gemälden und Zeichnungen, Videoarbeiten und Performances stellt er vielschichtige Bezüge zu Literatur, Politik, Musik, Theater und Pop Art her. Die Literatur, die über Rondinone verfasst wird, neigt dazu, hermetisch zu sein. Werkbeschreibungen bedienen sich paradoxer Formulierungen, die um die Themen "Liebe ­ Sehnsucht ­ Realität" kreisen. Assoziationen an Hölderlins Theorie des "Werdens im Vergehen" sind ebenso nahe liegend wie die Anrufung Beckettscher Apathie oder Assoziationen an Marcel Prousts Romanwerk. Aber das hilft alles nicht weiter. Der Besucher muss sich der raumgreifenden Atmosphäre aussetzen, die die Rauminstallation dieses poetischen Realisten erzeugt.

 

Der Versuch einer Deutung

 

Man sucht vergeblich nach räumlicher und zeitlicher Orientierung, wenn man die Ausstellungshalle, in der Ugo Rondinone seine "Koordinaten" installiert, das erste Mal betritt. Eine eigentümliche Atmosphäre, fast irreal wie einem Traum, durchdrungen von einer unbestimmbar leisen, jedoch durchdringenden Stimmung erwartet den Besucher. Rätselhaft und zugleich anziehend. Man begegnet einem Sammelsurium von Eindrücken, die auf den ersten Blick keinen sinnvollen Zusammenhang ergeben. Der Blick schweift umher, schwebt durch dem Raum, bis er plötzlich gefangen wird. Festgehalten durch ein Objekt oder ein Moment von vertrauter Erkennbarkeit, um im nächsten Augenblick durch das Gefühl einer beunruhigenden Befremdung wiederum abgestoßen zu werden. Die multimediale Installation erzeugt Fremdes und zugleich banal Vertrautes, die wie Gegenpole um einander kreisen, sich beständig anziehen und abstoßen, stets um die Bedeutung von Zusammengehörigkeit ringend. Die motivierende Kraft von Rondinones Kunst ist es, zu zeigen, wie man aus dem Irreal erscheinenden Unsinn einen Sinn herauslesen kann. Genauso interessiert ihn aber die Umkehrung dieser Fragestellung: Wo liegt im Vertrauten die Rätselhaftigkeit, die wir benötigen, um die Banalität des Alltags zu ertragen? Ugo Rondinone ist ein Romantiker, der nach poetischen Inseln sucht, um eine Landung in der Realität zu ermöglichen.

 

Die Einheit von Verklärung und Aufklärung

 

Verklärung und Aufklärung gehen in dem Werk dieses poetischen Realisten eine untrennbare Verbindung ein. Ugo Rondinone zeigt uns, wo das Reale im Traum und das Traumhafte in der Wirklichkeit verborgen ist. Die Arbeiten des Schweizer Künstlers führen die Wahrnehmung des Betrachters auf verschlungenen Erkenntnispfaden: Es ist ein Weg, der eine verblüffende Ähnlichkeit hat mit literarischen Positionen des Absurden Theaters hat, banal, doch bedrückend zugleich. Wie häufig in den installativen Projekten, begreift Rondinone auch in Münster den vorgefundenen Ausstellungsraum als Bühne. Die verwandelten Sichtschächte auf den Dortmund-Emskanal verorten die Koordinaten in der räumlichen und zeitlichen Realität. Damit verortet Rondinone seine Requisiten, räumlich und zeitlich, macht sie subjektiv und tagebuchähnlich. Rondinones Arbeiten haftet eine seltsame Emotionalität an, seine dramaturgischen Eingriffe machen auf die Manipulationen aufmerksam, denen unsere Gefühle ausgesetzt sind. Leise und vorsichtig bringt er seine Stimme mit derjenigen des Raumes in einem Dialog. Es ist eine Stimme, die von Deins und Meins erzählt, innere Subjektivität und äußere Rationalität sind darin seltsam miteinander verwoben. Ugo Rondinone erprobt Visionen, versucht sie zu "retten" und ihnen einen Halt zu geben. Dort wo dies nicht gelingt, beklagt er die Vergeblichkeit dieses romantischen Unterfangens. Es ist ein Dialog ohne erkennbaren Anfang oder Ende, Momente von deutlicher Verständlichkeit treten hervor, um in nächsten Augenblick in einem rätselhaften Ringen um Bedeutung zu versinken.

 

zero built a nest

 

Ein riesiges "O" plakativ wie ein ausgeschnittener Buchstabe aus einer historischen Typographie fällt sofort auf. Das überlebensgroße "0" ist der Eingang zu der Black-Box, aus der das "Beziehungs-Kisten-Loop" ertönt. Ist dies eine Null, die ein absolutes Ende bedeutet oder ein Kreis, der auf das Umfassende abzielt? Ist es ein anachronistisches Beziehungsdrama, das sich hier abspielt. Keiner weiß es so genau. Mit diesem Symbol des Alles und Nichts bringt Rondinone seine ästhetische Dramaturgie ins Rollen. Die "Null" könnte tatsächlich eine Metapher für die Erkenntnisbewegungen sein, die seine Arbeit antreibt. Wie das Leben um sich selber kreist, um Erkenntnis zu erlangen, entfaltet sich in immer gleichen Bewegungen ein pathetisch witziger Dialog zwischen einem Mann und einer Frau. Der Rollentausch verändert die Perspektive, aber löst nicht das absurde Spiel, das die beiden miteinander haben. Rondinone installiert für die Ausstellungshalle in Münster einen farbigen Sichtschacht, durch den der Blick auf den Hafen verfremdet wird, und damit zum Teil dieses subtilen Spiels wird, das Rondinone mit dem Ort treibt. Die Ambivalenz von Innenraum und Außenwelt - ein Motiv, das vielleicht am besten die Bipolariat seiner ästhetischen Reflektion widerspiegelt, ist vielleicht der neue Anknüpfungspunkt einer Geschichte, die der Besucher selbst weiter schreiben soll.

 

Eröffnung: 5. Mai 2006, 19.30 Uhr

Pressevorbesichtigung: 4. Mai, 11.00 Uhr

Gefördert durch die Kunststiftung NRW

 

 

Biographie/ Ausstellungen:

 

Der 1964 in der Schweiz geborene, heute in New York arbeitende Künstler hatte in den vergangenen Jahren zahlreiche Einzelausstellungen, u.a. in der Matthew Marks Gallery (New York), der Galerie Esther Schipper (Berlin), der Galerie Eva Presenhuber (Zürich), bei Sadie Coles HQ (London), der Galerie Almine Rech (Paris), der Galleria Raucci/ Santamaria (Neapel), dem Centre Pompidou Paris, der Kunsthalle Wien und der Londoner Whitechapel Art Gallery, die noch bis zum 23. März die Ausstellung "zero built a nest in my navel" zeigt.

 

Kunst im Dialog ­ Gedankenaustausch über die Ausstellung

21. Mai, 28. Mai, 4. Juni ­ jeweils von 15 ­ 18 Uhr

 

UGO RONDINONE: a waterlike still

 

Die Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster zeigt bis zum 18. Juni die neue Rauminstallation des New Yorker Künstlers Ugo Rondinone - "A waterlike still". Zahlreiche Einzelausstellungen, u.a. in der Matthew Marks Gallery (New York), der Galerie Esther Schipper (Berlin), der Galerie Eva Presenhuber (Zürich), bei Sadie Coles HQ (London), der Galerie Almine Rech (Paris), der Galleria Raucci/Santamaria (Neapel), dem Centre Pompidou Paris, der Kunsthalle Wien und der Whitechapel Art Gallery (London) haben den 1964 in der Schweiz geborenen Künstler zu einem der vieldiskutierten Namen der Kunstszene gemacht. Jeweils sonntags (21., 28. Mai und 4. Juni von 15 bis 18 Uhr) besteht für die Besucher die Gelegenheit zum Gedankenaustausch über das Werk des Künstlers.

 

The eight hour of the poem

 

A waterlike still - Man sucht beim ersten Betreten der Ausstellungshalle, in der Ugo Rondinone seine Koordinaten installiert hat, vergeblich nach räumlicher und zeitlicher Orientierung. Eine eigentümliche Atmosphäre, fast irreal, wie im Traum, durchdrungen von einer unbestimmbar leisen, jedoch eindringlichen Stimmung erwartet den Besucher. Rätselhaft und zugleich anziehend. Die Besucher begegnen einem Sammelsurium von Eindrücken, die auf den ersten Blick keinen sinnvollen Zusammenhang ergeben. Der Blick schweift umher, schwebt durch den Raum bis er plötzlich gefangen wird. Festgehalten durch ein Objekt oder einen Moment von vertrauter Erkennbarkeit, um im nächsten Augenblick durch das Gefühl einer beunruhigenden Befremdung wiederum abgestoßen zu werden. Eine aus Wachs hergestellte Glühbirne, die an einen überdimensionierten, absurden Gegenstand der Popart erinnert, schwebt in dem Raum, gibt allerdings kein Licht in das Geschehen. Und doch gilt sie als Zeichen für das absolut Vertrauliche, jedoch abstrakte Ordnungssystem - die Zeit. Die Glühbirne ist eine von 24, jeder mit einer Stunde des Tages betitelt. Hier in der Ausstellung heißt das Kunstwerk "The eight hour of the poem".

 

Wo liegt die Rätselhaftigkeit verborgen?

 

Die multimediale Installation erzeugt Fremdes und zugleich banal Vertrautes, wie die Gegenpole umeinander kreisen, sich beständig anziehen und abstoßen, stets um die Bedeutung von Zusammengehörigkeit ringen. Die motivierende Kraft von Rondinones Kunst ist, zu zeigen, wie man aus dem irreal erscheinenden Unsinn einen Sinn herauslesen kann. Es interessiert ihn aber auch die Umkehrung dieser Frage. Wo liegt im Vertrauten die Rätselhaftigkeit, die wir benötigen, um die Banalität des Alltags zu ertragen. Gibt uns die Maske eine Antwort? Auch dem Motiv Maske begegnet man in Rondinones Inszenierungen immer wieder. Deutet diese Maske auf die Möglichkeit, Wirklichkeit in einem symbolischen, ja magischen Gewand zu erleben? Dieses aus Alluminium hergestellte Requisit trägt den Titel "Sunrise July". Auch in diesem Fall markiert Rondinone mit seinen Objekten den Zyklus der Zeit.

 

Inseln zur Landung in der Realität

 

Verklärung und Aufklärung gehen in dem Werk dieses poetischen Realisten Rondinone eine untrennbare Verbindung ein. Er zeigt, wo das Reale im Traum und das Traumhafte in der Wirklichkeit verborgen ist. Ugo Rondinone ist ein Romantiker, der nach poetischen Inseln sucht, um eine Landung in der Realität zu ermöglichen. Die Arbeiten des Schweizer Künstlers führen die Wahrnehmung des Betrachters auf verschlungenen Erkenntnispfaden. Es ist ein Weg, der eine verblüffende Ähnlichkeit hat mit literarischen Positionen des absurden Theaters. Banal, doch zugleich bedrückend.

Wie häufig in seinen installativen Projekten begreift Rondinone auch in Münster den vorgefundenen Ausstellungsraum als Bühne. Den verwandelten Blick durch die Fensterwand auf den Dortmund-Ems-Kanal verorten die Requisiten in der räumlichen und zeitlichen Realität. Rondinones Arbeiten haftet eine seltsame Emotionalität an, seine dramaturgischen Eingriffe machen auf die Manipulation aufmerksam, denen unsere Gefühle ausgesetzt sind. Leise und vorsichtig bringt er seine Stimme mit derjenigen des Raumes in einen Dialog. Es ist eine Stimme, die von "deins und meins" erzählt. Innere Subjektivität und äußere Rationalität sind darin seltsam miteinander verwoben. Ugo Rondinone erprobt Visionen, versucht sie zu retten und ihnen einen Halt zu geben. Dort, wo dies nicht gelingt, beklagt er die Vergeblichkeit dieses romantischen Unterfangens. Es ist ein Dialog ohne erkennbaren Anfang oder Ende, Momente von deutlicher Verständlichkeit treten hervor, um im nächsten Augenblick in einem rätselhaften Ring um Bedeutung zu versinken.

 

Die "0" als Metapher der Erkenntnisbewegungen

Eine riesige "0", plakativ wie ein ausgeschnittener Buchstabe aus einer historischen Typographie, fällt sofort auf. Die gigantische "0" ist der Eingang zu der Black-Box. Ist dies eine Null, die ein absolutes Ende bedeutet oder ein Kreis, der auf das Umfassende abzielt? Keiner weiß es genau. Mit diesem Symbol des Alles und Nichts bringt Rondinone seine ästhetische Dramaturgie ins Rollen. Die "Null" könnte tatsächlich eine Metapher für die Erkenntnisbewegungen sein, die seine Arbeit antreibt. Wie das Leben um sich selber kreist, um Erkenntnis zu erlangen, entfaltet sich in immer gleichen Bewegungen ein pathetisch witziger Dialog zwischen einem Mann und einer Frau, die man erst bei Betreten des Raumes hinter Rondinones "0"-umkreisten Tür hören kann. Das Paar streitet, der Mann spricht, dann die Frau, bis etwas später die Frau genau das sagt, was der Mann gesagt hat! Rondinone installiert für die Ausstellungshalle in Münster vor der Wand zum Kanal eine Bretterwand mit Fenstern, deren Scheiben gelb grell gefärbt sind. Der Blick auf den Hafen wird verfremdet. Hier spielt der Künstler mit der Ambivalenz von Innenraum und Außenraum, mit der Welt der Gefühle und der harten Realität.

 

Manchmal lässt Ugo Rondinone einen Clown in seiner Inszenierung auftreten, der wie erschlagen und melancholisch-lethargisch auf dem Boden liegt. Der Spaßmacher, der doch ewiger "Loser" ist, verkörpert die Vergeblichkeit des Lebens. In Münster zeugen lediglich seine an einem Nagel aufgehängten Schuhe von der Existenz des Clowns. Er ist fort, vielleicht kommt er wieder.

 

Die Ausstellung ist gefördert durch die Kunststiftung NRW.

 

 

 

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