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Württembergischer Kunstverein

Schloßplatz 2
70173 Stuttgart
Tel. 0711 - 22 33 70; Fax 0711 - 29 36 17
täglich 11 - 18 Uhr, mittwochs 11 - 20 Uhr, montags geschlossen
http://www.wkv-stuttgart.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

20.7. - 15.9. 1996


Erik Dietman

Sculptor Classicus


Die Pfade der Kunst sind oft verschlungen. Erik Dietman, 1937 in Jönköping, Schweden, geboren und seit 1959 in Frankreich lebend, ein Künstler, dessen Werk bereits mit großen Einzelausstellungen im Pariser Centre Georges Pompidou, im Stedelijk Museum Amsterdam und im Moderna Museet Stockholm geehrt wurde, ist in Deutschland noch weitgehend unbekannt selbst unter Museumskollegen. Der Württembergische Kunstverein Stuttgart richtet nun seine erste retrospektive Einzelausstellung in Deutschland aus unter dem ketzerischen Titel "Sculptor Classicus".
Dietman ist alles andere als ein klassischer Bildhauer er benutzt lediglich Materialien (Bronze, Marmor, Glas), die im Bildhauergewerbe eine große Tradition haben. Dabei hat alles ganz unprätentiös angefangen. Mit seinen frühen Weggefährten Robert Filliou und Daniel Spoerri gehörte der Künstler in den sechziger Jahren zu den ersten Mitstreitern einer Bewegung, die sich schnell in Europa und Amerika ausbreitete: Fluxus.

Von Anfang an zeigt sich der Künstler für uns als Grenzgänger. Nicht allein dadurch, daß er seine schwedische Heimat verläßt, die ihm doch stets vertraut geblieben ist; auch in der Sprache wechselt er mühelos vom Schwedischen ins Französische, Englische und Italienische - und oft im selben Satz. Aus der Indeterminiertheit seiner Sprache erwachsen andererseits Werke, die mit offenen Bedeutungshorizonten spielen, Werke, die je nach Standort und Perspektive verschiedene Zugänge und Ebenen eröffnen. Grenzgänger ist Dietman aber auch in seiner Kombinatorik, die nicht scheut, das Hohe und das Nichtige, Ernst und Lachen, Marginales und Monumentales miteinander zu konfrontieren, um vom Vorgewußten und von der Macht der Tradition zu befreien.

Mit seiner überbordenden Phantasie, die das Schreckliche und das Schöne, die Welt des Geistes und die des Magens gleichermaßen einbegreift, schreibt er die groteske und ekstatische Welt Rabelais' fort, der er sich aufs engste verbunden fühlt. Von hier aus entdeckt er die Menschenwelt und die Natur noch einmal neu. Jeder Stein und jeder Baum, nicht anders als die menschliche Natur, werden ihm zu Ausgangspunkten einer künstlerischen Arbeit, welche die alltäglichen Dinge einer Dämonie des Blickes unterzieht, nicht weniger, als sie die Tiefen menschlichen Erlebens durchstreift, seien es Sexus, Tod oder die Angst vor dem Unerklärlichen. Dabei geht ihr eine gewisse Heiterkeit voraus, ein heiteres Lachen, das die Ansprüche der Mächtigen in ihre Schranken verweist und das dem, was uns zuvor unscheinbar anmutete, seinen Platz in der Weltordnung einräumt.

Die Ausstellung im Württembergischen Kunstverein Stuttgart zeigt vor allem Dietmans Werke aus den 80er und 90er Jahren, sie enthält aber auch einen Raum mit seinen ganz frühe Sparadrap Arbeiten aus der in Wien befindlichen Sammlung Hahn: Arbeiten mit Heftpflaster, die heute Entdeckungscharakter haben. Außerdem hat Dietman eigens für die Ausstellung zwei neue, monumentale Bronzeskulpturen geschaffen.

Zur Ausstellung erscheint die erste deutschsprachige Monographie im Cantz Verlag mit Texten des Künstlers sowie von Catherine Grenier, Olle Granath und Martin Hentschel. Der Württembergische Kunstverein bietet dies Buch zum Preis von 42.- DM an (für Mitglieder 35.- DM). Die Ausstellung wird anschließend im Musée d'Art Moderne de Saint Etienne gezeigt.

 

 

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