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Olaf Gulbransson Museum für Graphik & Karikatur

Im Kurgarten
83684 Tegernsee
Tel. 08022-3338
Öffnungszeiten tgl. von 11 bis 17 Uhr außer montags
olaf.gulbransson@gmx.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

16.05. - 25.07. 2004


Olaf Gulbransson. Zeichnungen aus dem Archiv


(Zusammenstellung: Staatliche Graphische Sammlung München)

Gulbranssons Simplicissimus-Originale in Tegernsee

Eine seltene Gelegenheit: Das Olaf Gulbransson Museum für Graphik & Karikatur Tegernsee präsentiert in seiner neuen Ausstellung originale Gulbransson-Zeichnungen, die aus konservatorischen Gründen nicht ständig gezeigt werden können. Vom 16. Mai bis 25. Juli sind rund 60 fragile Papier-Arbeiten zu sehen, von denen eine ganze Reihe extra für diese Ausstellung restauriert wurden. Berücksichtigt wird dabei das gesamte zeichnerische Werk des norwegisch-bayerischen Künstlers aus beinahe 50 Jahren.

Der in Christiania, dem späteren Oslo, geborene Gulbransson (1873-1958) kam Anfang des 20. Jahrhunderts zum damals bereits sehr erfolgreichen Simplicissimus nach München. Bald wurde er zu einem der wichtigsten
Karikaturisten der von Albert Langen herausgegeben Satire-Zeitschrift. Über viele Jahre hinweg zeichnete er zahlreiche Porträts und viele berühmt gewordene Titelblätter. Auch als er Ende der 20er Jahre bereits Professor an der Münchner Kunstakademie war und sich in Tegernsee niedergelassen hatte, arbeitete er weiter für den Simplicissimus. >Seine Karikaturen verdichten die Zeitgeschichte wie in einem Brennglas", sagt Andreas Strobl von der Staatlichen Graphischen Sammlung München, der die Ausstellung zusammengestellt hat.

Die frühen Blätter aus der wilheminischen Zeit stellen zum Beispiel die damals allzu zaghaften Demokraten bloß. So nähern sich in einer Karikatur devot einige ehrwürdige Herren einem Thronenden, der merkwürdigerweise einen Maulkorb trägt, und reichen ihm einen Schlüssel. Der bankrotte Reichstag nannte Gulbransson die Zeichnung von 1909. Sie macht sich darüber lustig, dass der Reichstag die gegenüber dem absolutistisch regierenden Wilhelm II. mühsam erreichte Autorität durch Tatenlosigkeit wieder verspielt hatte.

Einige Jahre später war der Krieg das dominierende Thema: Auf einerKarikatur von 1916 ist ein Soldat zu sehen, der staunend vor einem futuristischen Gemälde steht. Den "Krieg- hoaßt er dös Bildl? Naa, gar aso
schlimm is er do net!", denkt sich der Soldat angesichts von wirren Strichen und Kurven sowie durch die Luft fliegenden Gliedmaßen. Kritik an der neuen abstrakten Kunst mischt sich hier mit der zunehmenden Kritik an einem immer sinnloseren Krieg, den der Simplicissimus 1914 noch patriotisch begrüßt hatte. Auch Olaf Gulbransson begleitete die Zeitläufe nicht nur als kritischer Künstler, er verstand es durchaus, sich anzupassen. 1942, als die Nazi-Diktatur auf dem Höhepunkt ihrer Macht in Europa stand, karikierte er den englischen Löwen als altersschwache Jammerfigur, die sich nicht länger auf dem Globus halten kann.
Neben den politischen und unterhaltenden Zeichnungen für den Simplicissimus zeigt die Ausstellung eine Auswahl seiner Porträtzeichnungen. Berühmte Zeitgenossen und persönliche Freunde erfasste er virtuos mit wenigen Wischern weicher Zeichenmaterialen. Kreide, Kohle und Pastell lassen plastische Effekte entstehen, wie Gulbransson sie auch in seinen Gemäldeneinsetzte. Einblicke in seine Technik ermöglichen die Original-Vorlagen fürden Simplicissimus. So sind hier noch vielfach die Arbeitsspuren zu sehen, die den Entstehungsprozess der Zeichnungen verdeutlichen.

Eröffnung am Sonntag, den 16. Mai um 11.30 Uhr im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik & Karikatur Tegernsee.

Begrüßung: Dr. Ekkehard Storck (Olaf Gulbransson Gesellschaft)

Einführung: Dr. Bernhardt Schwenk (Bayerische Staatsgemäldesammlungen München)

 

 

 

6. Juni 2004 um 11.30 Uhr

Dr. Andreas Strobl, Konservator für die Kunst des 19. Jahrhunderts an der Staatlichen Graphischen Sammlung München, hält am 6. Juni 2004 um 11.30 Uhr im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik & Karikatur Tegernsee einen Vortrag zum Thema: "Vergessene Künstler des Simplicissimus".
Begrüßung: Dr. Ekkehard Storck

Unbekannte Künstler des Simplicissimus

Sie waren für das Bayerische zuständig, nahmen das allzu Menschliche auf den Arm oder lieferten besinnliche Landschaftsbilder: Die eher unpolitischen Zeichner des legendären Münchner Satireblatts Simplicissimus sind heute fast vergessen. Dennoch prägten auch sie neben Berühmtheiten wie Olaf Gulbransson, Karl Arnold oder Theodor Heine den Stil der Zeitschrift.

Diese unbekannten Künstler des Simplicissimus wird Dr. Andreas Strobl von der Staatlichen Graphischen Sammlung München am Sonntag, den 6. Juni, um 11.30 Uhr im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik & Karikatur Tegernsee vorstellen. "Auch diese Zeichner haben ihre charakteristische Art", erläutert Strobl, "und sie sind ein Teil der Simplicissimus-Geschichte". So waren Josef Benedikt Engl und Richard Graef die Spezialisten für bayerische Bierdimpfl, Münchner Vorstadt-Typen und katholische Landpfarrer. Vor allem Engl brachte als einziger Simpl-Mitarbeiter, der in München aufgewachsen war, das Lokalkolorit in das Blatt.

Andere Künstler waren dafür zuständig, Gegenpole zu den scharfen politischen Karikaturen des Simplicissimus zu schaffen. Sehr beliebt waren zum Beispiel die Witzzeichnungen des Franzosen Henry Bing. Sie wurden selbst nach dem Ausbruch des 1. Weltkriegs, als der nun "feindliche Ausländer" Bing Deutschland und München verlassen musste, weiterhin abge-druckt. Erst 1916 beugte sich der Simpl dem Protest von Deutschnationalen und brachte keine Bing-Zeichnungen mehr.

Besonders in der Faschingszeit hatte Ernst Heilemann seinen großen Auftritt. Er war der Spezialist für das mondäne Leben, halbseidene Damen und die Erotik. Aber auch Landschaftsbilder waren im Simplicissimus zu finden. Sie wurden vom Rosenheimer Künstler Rudolf Sieck produziert, der stark vom Jugendstil geprägt war.

Was die bekannten und unbekannten Künstler des Simplicissimus angeht, so ist Andreas Strobl einer der besten Kenner und Spezialisten. Strobl stellte unter anderem die sehr erfolgreiche Bruno-Paul-Ausstellung zusammen, die im letzten Jahr in der Pinakothek der Moderne gezeigt wurde. Auch die Ausstellung mit fragilen Originalzeichnungen von Olaf Gulbransson, die zur Zeit im Tegernseer Museum gleichen Namens zu sehen ist, wird von ihm betreut.

 

 

 

Sonntag, 27. Juni 2004 um 11 Uhr

Verleihung des Olaf-Gulbransson-Preises 2004 und Mitgliederversammlung der Olaf Gulbransson Gesellschaft e.V. Tegernsee

 

Der polnische Künstler Zygmunt Januszewski wird am 27. Juni 2004 mit dem Olaf-Gulbransson-Preis geehrt. Die feierliche Preisverleihung findet im Rahmen der Jahresversammlung der Olaf Gulbransson Gesellschaft in Tegernsee statt. Der nach dem berühmten Simplicissimus-Zeichner benannte Gulbransson Preis ist mit 5000 Euro dotiert, die von der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee zur Verfügung gestellt werden. Der Preis wird an herausragende Graphiker oder Karikaturisten vergeben. Mit der diesjährigen Preisverleihung würdigt die mit dem gleichnamigen Museum eng verbundene Gulbransson-Gesellschaft erstmals einen osteuropäischen Künstler und setzt damit im Jahr der Erweiterung der Europäischen Union ein eigenes Zeichen.

Der 1956 in Warschau geborene Zygmunt Januszewski begegnet den Absurditäten der Welt mit Symbolen, die das Widersprüchliche und Unsinnige entlarven. Seine Bilder sollen dabei helfen, sich als Teil dieser immer seltsameren Welt selbst zu erkennen. Denn der Mensch erscheint bei Januszewski zwar oft als ein getriebenes und manipuliertes Wesen, aber er hat auch die Möglichkeit, der Realität seine eigene Richtung zu geben. So hält auf einer bekannten Zeichnung Januszewskis ein kleines Männchen eine riesige Flagge nach oben, auf der wiederum das kleine Männchen nun verkehrt herum zu sehen ist. Januszewskis Zeichnungen finden sich in führenden polnischen Zeitungen. Aber auch in Deutschland wurden seine Werke häufig abgedruckt, u.a. in der "Süddeutschen Zeitung" und der "Zeit".

Bei der Jahresversammlung der Gulbransson Gesellschaft wird der Vorsitzende, Dr. Ekkehard Storck, eine erfolgreiche Bilanz zum Ausstellungsjahr 2003 ziehen können. Denn dank ambitionierter Projekte wie der Max-Ernst-Ausstellung sind die Besucherzahlen des Tegernseer Gulbransson-Museums im letzten Jahr wiederum beträchtlich angestiegen. Weiter wird Storck einen ersten Ausblick auf die im nächsten Jahr geplanten Veranstaltungen geben und hier sicherlich mit einigen Überraschungen aufwarten können.

 

 

Matinee mit einem Diavortrag von Margret und Björn Hölle "Die Künstler des Simplicissimus: Erich Hölle" am 11. Juli 2004 um 11.30 Uhr im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik & Karikatur Tegernsee. Begrüßung: Dr. Ekkehard Storck.

Künstler des Simplicissimus: Erich Hölle
Er schuf das Urmel und porträtierte die Schwabinger Boheme

Wenn sich das Riesenei auf der Insel Titiwu öffnet und nicht ein hässlicher Saurier, sondern ein liebenswertes Urmel zum Vorschein kommt, so ist das vor allem Erich Hölle zu verdanken. Der Münchner Künstler illustrierte für den Kinderbuchautor Max Kruse die Abenteuer des Urmels aus dem Eis. Sein grünes Urvieh, das keck die Zunge aus dem Maul streckt, machte später dann insbesondere die "Augsburger Puppenkiste" mit ihren Verfilmungen bekannt.

Das Urmel und die zeichnerische Mitarbeit an vielen Kinderbüchern ist aber nur eine Facette im reichen Schaffen von Erich Hölle (1925-1993). Seine Frau, die bekannte bayerische Dichterin Magret Hölle, sowie sein Sohn Björn werden sein Werk nun in einem Diavortrag vorstellen, und zwar am Sonntag, den 11. Juli, um 11.30 Uhr im Olaf-Gulbransson-Museum für Graphik & Karikatur Tegernsee. "Er war Maler, Karikaturist und Illustrator", charakterisiert der Graphikdesigner Björn Hölle seinen Vater. Hölle arbeitete von 1954 bis 1967 auch für den Simplicissimus und wurde dort für seine treffende Darstellung von Typen aus der Münchner Boheme bekannt. Neben Studenten, Musikern, Dichtern und Malern zeichnete er aber auch politische
Karikaturen und richtete seine kritische Feder u.a. gegen den Militarismus und die Kirche.

Der in Nürnberg geborene Hölle kam schon in jungen Jahren nach München. Bedingt durch den Krieg konnte er keinen Beruf erlernen. Geld für ein Studium war nicht vorhanden. Als Naturtalent und Autodidakt begann er aber in den ersten Nachkriegsjahren sein Überleben mit dem Anfertigen von Porträts zu sichern. So malte er amerikanische Colonels, kunstliebende Bäckersfrauen, geizige Kartoffelbauern und kopierte die Bilder alter Meister. In den 50er Jahren arbeitete er als Pressezeichner und Werbegraphiker. Seine Bilder wurden nicht nur im Simpl, sondern auch in der Abendzeitung und dem Münchner Stadtanzeiger abgedruckt. 1959 schrieb und
malte er sein erstes Kinderbuch "Die dicke Dora". Als freier Künstler illustrierte er bis zu seinem Tod mehr als 600 Bücher, darunter zahlreiche in viele Sprachen übersetzte Urmel-aus-dem-Eis-Bände. 13 Kinderbücher
verfasste er als Autor selbst.

 

 

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