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Galerie Netuschil

Schleiermacherstraße 8
64283 Darmstadt
Tel. 06151 - 249 39, Fax 06151 - 295 280
Di - Fr 14.30-19 Uhr, Sa 10-14 Uhr und nach Vereinbarung
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

28.06. - 25.07. 2009

El Vuelo Del Bronce

Ein Bronzeguss-Symposium in Havanna

Mit Bronzeplastiken von:

Rudolf Borkenhagen, Choco (Eduardo Roca Salazar), Florian Flierl, Marco Flierl, Alberto Lescay, Hans Scheib und Franziska Schwarzbach
sowie Zeichnungen, Druckgraphiken und Fotos.

 

 

Marco Flierl, Maske, Bronze farbig patiniert, 2008, H 43 cm

 

Florian Flierl, Weiblicher Kopf, Relief, Bronze, 2006, H 26 cm

 

 

Rudolf Borkenhagen, Figuration, Bronze, 2006, H 34 cm


 

EL VUELO DEL BRONCE
Ein Bronzeguss-Symposium in Havanna

Fünf Berliner Bildhauer vom Prenzlauer Berg haben sich im Mai diesen Jahres
auf den Weg nach Havanna gemacht, um sich dort mit eben so vielen
kubanischen Kollegen zu einem Guss-Symposium zu treffen, um dort 14 Tage
gemeinsam zu arbeiten und sich über Gusstechnik und ihre künstlerischen
Ideen auszutauschen.

Die umfangreiche Ausstellung der Galerie Netuschil, die am Sonntag, 28. Juni
2009 um 11 Uhr eröffnet wird, zeigt einen Blick zurück auf die gemeinsamen
Arbeitstage.

Seit 2005 findet zwischen der Fundación Caguayo in Kuba und der Berliner
Kunstgießerei Marco Flierl ein reger Austausch statt. 2005 kamen die
kubanischen Kollegen zum ersten Symposium nach Berlin. In diesem Jahr, 2009,
entstanden vor allem Reliefs, die im Sandgussverfahren in der Gießerei von
Antonio Grediagos gegossen wurden. Geplant ist, diese Arbeiten entlang der
Uferpromenade von Havanna, dem Malecon, auf Dauer anzubringen. Durch
Guss-Experimente wird die jahrtausendealte Tradition der Technik zur
Innovation. Zum Wachsguss kommt der Sandguss und immer neue Möglichkeiten
der Einformung wurden mit Ton, Schamotte, zuletzt mit Silikat-Keramik
erprobt. Montagetechniken haben die Künstler eingesetzt, durch Schweißen
wurden neue Gestaltungsziele ebenso erreicht wie durch eine farbige Fassung
der Güsse. Gussnähte, Fehlstellen und Teile des Eingusssystems bezogen die
Künstler in ihre Gestaltungsidee ein und ließen sich so vom aufwendigen und
langwierigen Arbeitsprozess des Gießens inspirieren. Ausgangspunkt ist immer
die Faszination des >Materials Bronze und der Wille, den Guss als Teil der
künstlerischen Gestaltung anzunehmen. Die Künstler haben ihre Arbeiten
geformt, gegossen, ziseliert, montiert, haben gestaltet und verworfen, viele
Möglichkeiten entdeckt oder sind gescheitert."

Dabei sind die sehr unterschiedlichen Handschriften der Künstler sichtbar.
An der Ausstellung sind Choco (Eduardo Roca Salazar) und Alberto Lescay aus
Kuba und Rudolf Borkenhagen, Florian Flierl, Marco Flierl, Hans Scheib und
Franziska Schwarzbach aus Berlin beteiligt.

Die Galerie Netuschil zeigt mit rund 90 Plastiken, Zeichnungen, Druckgraphik
und Fotos einen Rückblick auf alle Symposien.

Zur Finissage am 24. Juli 2009 um 19.30 Uhr ist neben einer Führung durch
die Ausstellung, ein Künstlergespräch über Bronze und Gusstechnik, über
Bildhauerei und Figur heute, über Havanna und Berlin, die Uraufführung eines
Films über das Guss-Symposium 2009 geplant.
Zur Eröffnung und Finissage haben die Berliner Künstler ihr Kommen zugesagt.

Die Ausstellung ist bis zum 25. Juli 2009 dienstags bis freitags von 14.30
bis 19.00 Uhr und Samstags von 10-14 Uhr zu sehen.

 

CHOCO (Eduardo Roca Salazar) steht in einer künstlerischen Tradition, die
von Farben und starken Gegensätzen lebt, einer barocken Tradition. Von der
Malerei kommend setzt er Motive seiner Bilderwelt in Wachs dreidimensional
um. Aus der Fläche, aus der Wachsplatte geschnitten, greifen sie in den Raum
aus. Die Struktur der Oberfläche, rissig, vielgestaltig, spiegelt gleichsam
die reliefhafte Oberflächenstruktur seiner Farbgrafiken.

FLORIAN FLIERL bedient sich einer außergewöhnlichen Technik. Während die
übrigen Teilnehmer des Symposiums in Wachs gearbeitet haben, hat er seine
Skulpturen negativ in den Sand des Formkastens geschnitten. Nur durch
äußerste Präzision im Entwurf ist es überhaupt möglich, zwei deckungsgleiche
Hälften zu schaffen. Diese Original-Negative, zu denen es nie ein Positiv
gab, erhalten durch den Guss zum ersten Mal eine Form. Der Negativschnitt
verleiht den Objekten eine besondere, schwellende Plastizität. Diese steht
im bewussten Gegensatz zu den mitunter rohen Spuren des Gussprozesses,
einschließlich zufälliger Verformungen und Fehlstellen.

Bei MARCO FLIERL sind die künstlerische und die technische Herangehensweise
untrennbar. Als Bildhauer und Kunstgießer denkt er seine Plastiken
zwangsläufig vom Gussprozess aus und entwickelt die Kunst des Bronzegusses
so, dass sie seinen künstlerischen Vorstellungen entspricht. Die Masken sind
aus Elementen im Wachs montiert, ständig variabel, erweiterbar, jedes Mal
anders. Große Sorgfalt liegt in der Oberflächenbehandlung nach dem Guss,
hebt den Glanz der Bronze auf Flächen und Graten hervor, erfindet
verschiedene Farbtöne und ergänzt das Werk mit anderen Materialen.
Künstlerische und handwerkliche Perfektion finden zusammen.

Auf ALBERTO LESCAY geht die Initiative zurück, neue Gusstechniken in
Santiago de Cuba auszuprobieren. Als Bildhauer, Maler, Keramiker sucht er
nach den adäquaten Ausdrucksformen in jedem Material. In der Bronze ist es
die Kompaktheit und der Rhythmus der Modellierung, die ihn fasziniert, in
monumentalen Werken ebenso wie in intimen Studien. Für das Symposium hat er
ein Element seiner Bilderwelt, den caballa, in eine Bronzefläche modelliert,
die die Rundungen und Tiefen ins Dreidimensionale erhebt und in der Art von
Florian Flierl negativ in den Formsand geschnitten.

HANS SCHEIB ist als Holzbildhauer bekannt geworden, der als untrügliches
Erkennungszeichen seine expressiven Arbeiten farbig fasst. Immer entstehen
daneben auch Bronzeplastiken, die anders als beim Holz nicht geschlagen,
sondern mit Ton oder Wachs modelliert sind. Meist sind es kleinformatige
Figuren und Tierplastiken, die sehr fein durchziseliert sind. Neben einer
schwarzen Patinierung setzt er oft Grün- und Rottöne ein, die seinen
Arbeiten die Anmutung einer Keramik verleihen. In Havanna entstanden
Reliefs, die in direkter Korrespondenz mit seiner Druckgraphik stehen.

ANNA-FRANZISKA SCHWARZBACH verbindet in ihren Arbeiten die Urgewalt des
Gussprozesses mit der Sinnlichkeit plastischer Formung. In den >Owitzen"
erzählt sie die Geschichte einer kleinwüchsigen, ungarisch-jüdischen
Familie, die von Rumänien 1944 nach Auschwitz deportiert wurden und alle wie
durch ein Wunder überlebten. Mit ihrer >Doina"-Musik, mit Theater und Film
wollten sie die Menschen unterhalten.

Die rauen Güsse, die fast so belassen sind, wie sie aus dem Gussofen kommen,
sind roh und kantig und geben Auskunft auch über die Entstehung der Plastik
vom Modellieren bis zum Gießen und der Nachbearbeitung. Es sind immer
Unikate, denn die Zufalls-Schönheit des Gusses lässt sich nicht imitieren.

 

 

Ausstellungseröffnung:
Sonntag, 28. Juni 2009 um 11 Uhr

Es spricht Claus K. Netuschil.

Die Berliner Künstler kommen zur Eröffnung nach Darmstadt.

 

Parallelveranstaltung:

Finissage:
Freitag, 24. Juli 2009 um 19.30 Uhr
mit Führung und Künstlergespräch über Bronze- und Gusstechnik, über
Bildhauerei und Figur heute und über Havanna und Berlin. Geplant ist die
Uraufführung eines Filmes über das Guss-Symposium 2009 in Havanna.

 

 

 

 

 

Biographien:

Rudolf Borkenhagen
wurde 1960 in Mönchengladbach geboren. Nach dem Abitur Holzbildhauerlehre
von 1984-87 in München und von 1989-1995 Studium an der Hochschule der
Künste Berlin bei den Professoren Rolf Szymanski und Lothar Fischer. Rudolf
Borkenhagen lebt und arbeitet in Berlin und Kremmen/Brandenburg.

Choco (Eduado Roca Salazar)
wurde 1949 in Santiago de Cuba geboren. Als Zeichner und Graphiker gilt er
aus wuchtiger Repräsentant der kubanischen Kunst. Er studierte an der
Hochschule Escuela Nacional de Arte und ist vor allem mit seinen
Collage-Farbdrucken (Colagrafie) bekannt geworden, mit denen er weltweit in
Museen und Sammlungen vertreten ist.

Florian Flierl
wurde 1955 in Berlin geboren. Nach einer Holzbildhauerlehre Ausbildung zum
Restaurator am Institut für Denkmalpflege. Von 1976-81 Besuch der
Abendhochschule Berlin Weißensee, Sektion Plastik. Seit 1980 als
freischaffender Restaurator und Bildhauer tätig. Florian Flierl lebt in
Berlin und Wittstock. Die Arbeiten von Florian Flierl waren mehrfach in
unserer Galerie ausgestellt.

Marco Flierl
wurde 1963 in Berlin geboren. Nach der Oberschule von 1980-83 Lehre als
Ziseleur und von 1984-86 Qualifizierung zum Kunstformer und Kunstgießer.
Abendstudium der Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. 1992
Gründung einer Kunstgießerei, 2006 Umzug der Gießerei nach Weißensee mit
angeschlossener Galerie und Nachlassbetreuung.

Alberto Lescay
wurde 1950 in Santiago de Cuba geboren. Er gehört zu den führenden
kubanischen Malern, Graphikern, Keramikern und Bildhauern. Er studierte am
Repin-Institut (heute Akademie der Künste) in St. Petersburg. Unter seiner
Leitung wurde die Fundación Caguayo gegründet, eine unabhängige
Kulturstiftung, die seit 1995 Großprojekte für Bildhauerei und Keramik in
Kuba fördert.

Hans Scheib
wurde 1949 in Potsdam geboren. 1966-69 Abitur und Schriftsetzerlehre. Von
1971-76 Studium der Bildhauerei an der Hochschule für bildende Künste
Dresden. Seit 1976 freiberuflicher Bildhauer in Berlin. 1995 Förderpreis der
Akademie der Künste Berlin, seit 2002 Mitglied der Freien Akademie der
Künste Hamburg, 2004 Studienaufenthalt in der Villa Romana, Florenz. Hans
Scheib war mit seinen Arbeiten an mehreren Ausstellungen unserer Galerie
beteiligt.

Franziska Schwarzbach
wurde 1949 in Rittersgrün/Erzgebirge geboren. Nach dem Abitur war sie als
Rinderzüchterin tätig. Von 1968-73 Architekturstudium an der Kunsthochschule
Berlin-Weißensee bei Prof. Selman Selmanagic und von 1975-79 Abendstudium
der Porträtplastik. Seit 1977 als freischaffende Bildhauerein in Berlin
tätig. Franziska Schwarzbachs Plastiken waren mehrfach in unserer Galerie
ausgestellt.

 

 

 

 

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