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NGBK

Oranienstr. 25
10999 Berlin-Kreuzberg
Tel. 030 - 616 513-0, Fax 616 513-77
täglich 12 - 18.30 Uhr
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

27.09. - 29.10. 2006

Künstlerische Interventionen
im Bereich des U - Bahnhofs Berlin-Alexanderplatz von

Ayse Erkmen
Christine Hill und
Thomas Hirschorn


Auf Grund von Sanierungsarbeiten auf der U2 wird der bisher von der NGBK ausgeschriebene künstlerische Wettbewerb in diesem Jahr am Alexanderplatz ausgesetzt. Stattdessen sind drei international renommierte Künstler eingeladen, Interventionen in anderen Bereichen des U-Bahnhofs Alexanderplatz zu realisieren.

Ayse Erkmen ist für Installationen bekannt, die durch ihren ephemeren Charakter besonderes Aufsehen erregen: sie hinterlassen keine Spuren ­ außer im Kopf des Betrachters. Für den Alexanderplatz wird sie die ankommenden Fahrgäste der U8 mit einem Sound Trailer empfangen. Die Musik kündigt den einfahrenden Zug wie eine Filmszene an und erklingt bis zu dessen Stillstand auf dem gesamten Bahnsteig.
Christine Hill, die sich in ihren Arbeiten mit der Nähe von zeitgenössischer Kunst zu Popkultur, Konsum und Massenmedien beschäftigt, setzt ihre interaktiven Untersuchungen im Untergrund des Alexanderplatzes fort. Passend zum Ort kommuniziert und reflektiert sie über subversive Strategien, Paradigmen und Symbole des so genannten ,Undergrounds'.
ZU VIEL FÜR EINE VORABMITTEILUNG !! Gibt's für Ayse nicht ein bisschen mehr Interpretation ­ so wie bei Hirschhorn und Hill?
Thomas Hirschhorn erschafft im Übergangsbereich von S- zu U-Bahn einen Gedenkort und widmet dort der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann einen Altar. Seine scheinbar zufällig zusammengetragenen Erinnerungsstücke folgen der Logik von Kurzlebigkeit, Akkumulation und Offenheit. Potentiell unfertig irritiert Hirschhorns Hommage. Zugleich lädt sie den Passanten ein, im Vorübergehen eigene ,Devotionalien' hinzuzufügen.

Das Projekt wird durch die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur Berlin finanziert und von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und der VVR-Berek unterstützt..

Eröffnung: Mittwoch, 27. September 2006


(Text vom September 2006:)
Der Bahnhof Alexanderplatz lässt Passanten derzeit erleben, wie Baustellen über Nacht ihreStandorte wechseln, Zu- und Ausgänge, die noch gestern frequentiert werden konnten, plötzlich gesperrt sind, und andere Wege als gewohnt beschritten werden müssen. Zwar fordert jede künstlerische Intervention in der Öffentlichkeit, ihr Umfeld nicht statisch zu begreifen, sondern auf seine Transformationen zu reagieren. Das Ausstellungsprojekt "U2 Alexanderplatz" ist darüber hinaus in diesem Jahr mit prozessualen Dimensionen konfrontiert, die einem öffentlichen ­ und sehr urbanen ­ Transitraum inhärent sind: Hier schaffen Mobilität und Schnelllebigkeit permanent neue Situationen; die aktuellen Bauarbeiten evozieren außerdem Unruhen und Wirren: Alles ist in Bewegung!
Auf Grund von Sanierungsarbeiten auf der Linie U2 im Bahnhof Alexanderplatz wird der seit 1992 im jährlichen Turnus von der NGBK ausgeschriebene künstlerische Wettbewerb in diesem Jahr ausgesetzt. Drei international renommierte Künstler realisieren im September/Oktober 2006 Interventionen in anderen Bereichen des U-Bahnhofs: Die Arbeiten von Ays·e Erkmen, Christine Hill und Thomas Hirschhorn stellen sich diesen Herausforderungen, indem sie während ihrer vierwöchigen Präsenz im U-Bahnhof Entwicklungen befördern, für deren Ausmaße und Qualitäten mdiejenigen Impulse stiften, an die sie adressiert sind: die Gäste des "Bahnhof Alexanderplatz".
Ays·e Erkmen ist für Installationen bekannt, die durch ihren ephemeren Charakter besonderes Aufsehen erregen: sie hinterlassen keine Spuren ­ außer im Kopf des Betrachters.

Auf dem Bahnsteig der Linie U8 im Untergrund des Alexanderplatzes präsentiert die Künstlerin ­ in Istanbul geboren und heute sowohl dort als auch in Berlin lebend ­ erstmalig eine Klanginstallation: Trailermelodien, wie man sie aus Fernsehserien der Machart "Dallas" und Co. kennt, kündigen auf beiden Bahnsteigseiten die einfahrenden Züge in jeweils anderen Variationen an. Die Melodien, von der Künstlerin in einem kommerziellen Musikarchiv in Istanbul entdeckt, erzeugen ­ wie zu Beginn einer Soap ­ melodramatische Spannung. Der Zug wird "main character" eines Films, dessen Kulisse nicht allein der Bahnhof ist: Die Stadt als Ganzes offenbart sich als Inszenierung.

Mit dieser Installation verkettet und konfrontiert Ays·e Erkmen die unterschiedlichen Ebenen von Film und Realität, dramatisch übersteigerter Erwartung und profanem Alltag ­ und hinterfragt sie gleichzeitig. Wie auch in ihren anderen Arbeiten verbindet die Künstlerin dabei Strategien der Minimal- und Konzeptkunst mit kulturellen Herkunftsfragen. 1997 etwa ließ sie für die Skulptur.Projekte figürliche Plastiken aus dem 15. und 17. Jahrhundert an Hubschraubern befestigt über Münster fliegen; in Frankfurt/M. brachte sie 2001 für ein Projekt der Deutschen Bank ausländische Schiffe dazu, wie Fährschiffe den Rhein zu queren. Ohne auf eine "persönliche Handschrift" oder medialen Wiedererkennungswert zu setzen, widmet sich Ays·e Erkmen bei ihren Interventionen im öffentlichen Raum ganz dem Ort des Geschehens: präzise Beobachtungen führen sie zur mWahl des Themas und der Mittel, es zu bearbeiten.

Die Klanginstallation "U8" von Ays·e Erkmen ist bei jedem einfahrenden Zug auf dem Bahnsteig der Linie U8 im Bahnhof Alexanderplatz erlebbar.

Der amerikanischen Künstlerin Christine Hill, die in New York und in Berlin lebt, geht es in ihren Arbeiten um die Verbindung zwischen zeitgenössischer Kunst, Konsum und Alltagswelt. So spielt auch ihr Beitrag im Untergrund des Alexanderplatzes auf Popkultur und Werbeparadigmen an. In der Passage zwischen den Bahnhöfen der Linien U2 und U8, wo eine kuriose Vielfalt anachronistisch anmutender Läden angesiedelt ist, erschafft Christine Hill ein eigenwilliges Leitsystem aus Schrifttafeln, Plakaten, handgemalten Schildern und bunt kopierten Flyern: Reiselektüre für die Großstädter, Impulse im Vorübergehen ­ Slogans fürs Leben. Die Textfragmente und Sentenzen lehnen sich an vertraute Formen und Formeln an, wie sie im Dienstleistungsbereich zum Einsatz kommen. Sie verkünden Optimismus, und sie stiften Sinn für eine teilweise verlassen wirkende Umgebung. Ähnlich wie die Geschäfte in der Unterführung scheinen auch sie ein wenig wie aus einer anderen Zeit und erinnern an die Reklame aus der Ära des Deutschen Wirtschaftswunders oder an Bildsprachen und Anzeigenkultur der DDR. Christine Hills Installation imitiert subversive Strategien der urbanen Öffentlichkeit, lässt die Grenzen zwischen Kunst und Subkultur verwischen und zielt dabei ganz offensichtlich auf einen Prozess des stetigen Entfernens, Auswechselns und Hinzufügens von Elementen. "Welt der Weisheit" erstreckt sich im gesamten Transitbereich zwischen der U2 und der U8.
Mit dem "Ingeborg Bachmann Altar" erschafft Thomas Hirschhorn im Bahnhof Alexanderplatz einen Ort der Ehre und des Andenkens an die verstorbene Schriftstellerin. Niedergelegte Blumen, Kerzen, Plüschtiere und andere Gaben erwecken den Eindruck eines Straßendenkmals, einer spontan entstandenen Sammlung von Beileidsbezeugungen für eine Person, die an dieser Stelle gestorben sein könnte.

Altäre wie dieser können überall entstehen: in verschiedenen Städten, am Straßenrand, auf mPlätzen, an Hauswänden. Immer sind sie einem bestimmten Menschen gewidmet, doch die Stellen, an denen man diesem Menschen gedenkt, können wechseln: Der lokale Ort des Andenkens wird durch seine Kraft zum universellen Ort der Erinnerung. Weil sie prekär sind, besitzen die mit scheinbar Profanem bestückten Altäre Kraft und plastische Energie ­ weder Passanten noch Ordnungshüter würden es wagen, sie zu entfernen. Nur die Zeit lässt sie wieder verschwinden: Ein Straßendenkmal ist hochaktuell ­ und deshalb auch vergänglich.

Vier verstorbenen Künstlern und Schriftstellern hat Thomas Hirschhorn, der in Bern geboren wurde und heute in Paris lebt, temporäre Straßenaltäre gewidmet und in verschiedenen Städten aufgebaut: für Piet Mondrian, Otto Freundlich, Raymond Carver und Ingeborg Bachmann.

Der "Ingeborg Bachmann Altar" befindet sich im Bereich des Übergangs von der U8 zur S-Bahn.

Zur Eröffnung am 27. September um 20 Uhr sprechen:

Leonie Baumann (NGBK Geschäftsführerin)

Dr. Thomas Flierl (Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur)

Birgit Anna Schumacher (AG "U2 Alexanderplatz")

 

Currently, Alexanderplatz railway station allows passers-by the opportunity of experiencing building sites that shift location overnight, that entrances and exits which could be used just the day before are suddenly blocked and that other, unfamiliar paths must now be trodden. This year, the exhibition project "U2 Alexanderplatz" finds itself confronted with a number of new aspects resulting from these developments; the place is one where mobility and transience create ever new situations; in addition, the current construction work results in a lot of disturbance and confusion: Everything is in motion!
Because of repair work taking place on the U2 underground line at Alexanderplatz station, the artistic competition which the NGBK has held annually since 1992 will be taking a break this year. Three internationally renowned artists have been invited to realize their interventions in other areas of the underground railway station.

Ays¸e Erkmen is known for installations which attract attention of a special kind. They leave no traces behind other than in the mind of the observer. The artist, who was born in Istanbul and today lives both there and in Berlin, will be presenting a sound installation for the first time, on the platform of the U8 underground line. Trailer melodies of the sort familiar from television series like "Dallas" will announce the arrival of trains on both platforms, with variations accordingly. The tunes produce a melodramatic tension in the same way they do at the beginning of a soap. The train becomes the leading actor in a film, the location of which is not just the railway station: The city as a whole reveals itself as a production. With this installation Ays¸e Erkmen confronts and links together the different levels of film and reality dramatically excessive expectations and everyday ordinariness questioning both at the same time.
In her interventions in public space, Ays¸e Erkmen does not rely on any kind of "personal handwriting" or medial trademark feature but devotes herself completely to the location of the action; precise observations lead her to choose the topic and the means she will use to bring it to fruition.
The sound installation "U8" by Ayse Erkmen can be heard each time a U8 underground train pulls into the station.

The work of American artist Christine Hill, who lives in New York and Berlin, addresses the connection between contemporary art, consumption and everyday life. Her contribution to the Alexanderplatz underground thus also alludes to pop culture and marketing paradigms. In the station shopping arcade, with its curious and apparently anachronistic range of shops, Christine Hill has created an unconventional signage system made up of information panels, posters, hand-painted signs and colourful flyers reading material for the journey for the city-dwellers, impulses in passing, slogans for life. The text-fragments and aphorisms follow forms and formulas familiar from the service sector. They proclaim optimism, they imbue their apparently semi-abandoned surroundings with a sense of meaning, and in so doing, hark back to advertisements from the German Wirtschaftswunder era or to the iconography and advertising culture of the GDR.
Christine Hill's installation imitates subversive strategies of the urban public and allows the boundaries separating art and subculture to become blurred.
Christine Hill's "Welt der Weisheit" can be found in the arcade between the U2 and the U8.

With his "Ingeborg Bachmann Altar", sited in Alexanderplatz railway station, Thomas Hirschhorn has created a place to honour and remember the late writer. Flowers, candles, soft toys and other gifts placed by the altar give the impression of a street memorial, a spontaneous collection of testaments of sympathy for someone who might have died there. Altars are generally dedicated to a particular person, but the places where one remembers that person can change. Thus, the local site for commemoration can, through its own strength, become a universal location for remembrance. The altars are furnished with apparently secular items but possess strength and a plastic energy neither passers-by nor the guardians of the law would dare to remove them. Only time will let them disappear once more. A street memorial is highly topical and thus ephemeral too.
Thomas Hirschhorn, who was born in Berne and today lives in Paris, has dedicated temporary street altars in various cities to four deceased artists and writers: Piet Mondrian; Otto Freundlich; Raymond Carver; and Ingeborg Bachmann.
The "Ingeborg Bachmann Altar" is installed in the transit zone between the U8 and the S-Bahn.



 

 


Dienstag 31. Oktober 2006, 20 Uhr

 

Prekäre Perspektiven
... in der neuen Gesellschaft

How to organize?
Organisierung der Unorganisierbaren, die Schwierigkeit, dafür Zeit zu finden und die Kunst der Sabotage



NGBK, Oranienstraße 25, Kreuzberg, Veranstaltungsraum, 1. Stock

Vorträge und Diskussion mit Efthimia Panagiotidis, Hamburg,
Daniela Koweindl, Wien, und politische Comics von Linda Bilda, Wien
Efthimia Panagiotidis spricht über Prekarisierung auf hohem Niveau. Sie fragt sich, warum die Hochqualifizierten keine Zeit haben, sich zu organisieren, und welche Konsequenzen in der Politik daraus zu ziehen sind.
Daniela Koweindl verbindet in ihrem Beitrag Interessenvertretung von
KulturarbeiterInnen mit Kämpfen um soziale Rechte und für gleiche Rechte für alle.
Die Künstlerin Linda Bilda zeigt politische Comics, in denen sie zur alltäglichen Sabotage auffordert. Efthimia Panagiotidis, Soziologin, lebt in Hamburg, arbeitet zu Prekarisierung und Migration. Sie ist politisch aktiv bei dem Forschungsnetzwerk Preclab, dem
Euromayday, Kanak Attak, und dem transnationalen Netzwerk Frassanito.
Daniela Koweindl ist Redakteurin der Zeitschrift kulturrisse und kulturpolitische Sprecherin der IG Bildende Kunst, lebt in Wien und befasst sich mit Strategien und Kämpfen zur Ent-Prekarisierung von Arbeit und Leben.
Linda Bilda, in Wien lebende Künstlerin und Erfinderin, sucht mit ihrer Tätigkeit (Herausgabe von die weisse Blatt und NO comics) die Wirklichkeit zu erfassen und mittels dieser Analyse die gesellschaftliche Realität zu verändern bzw. verbessern.
Prekäre Perspektiven ist eine Veranstaltungsreihe der gleichnamigen NGBK-AG (Burbaum / Kasböck / Leitner / Kriegerowski / Veihelmann). Das Thema ist Prekarisierung, also Verschlechterung der wirtschaftlichen und sozialen Absicherung sowie Vereinzelung. Das Ziel ist, Perspektiven zu entwickeln. 2006 befassen wir uns mit Prekarisierung bis zum Ausnahmezustand. Ende 2006 erscheint ein Reader zu den Veranstaltungen der letzten drei Jahre.
http://www.mitzeitung.de/prekaere/index.html

 

 
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