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NGBK

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10999 Berlin-Kreuzberg
Tel. 030 - 616 513-0, Fax 616 513-77
täglich 12 - 18.30 Uhr
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28.11. 2009 - 10.01. 2010

Amerikana

Eine Ausstellung des RealismusStudio
der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst


NGBK-Ausstellung AMERIKANA

Informationen zu den künstlerischen Arbeiten:

Zusammengehalten wird die Ausstellung von einer der wenigen fotografischen Arbeiten Robert Gobers "1978 ­ 2000". Er konzipierte sie für die Biennale in Venedig 2001. Damals wurde sie nur als Broschüre an interessierte Besucher des Amerikanischen Pavillons ausgegeben. Es handelt sich um einen "Road-Trip" von 1978, der aus Manhattan nach Jones Beach zum Strand am Atlantik führte und den Gober noch einmal unternahm (die Fotos hatten über 20 Jahre in seiner Wohnung gelegen / die Negative sind verschollen / nur ein schlechter Kontaktbogen diente ihm als Ausgangsmaterial). Die alten und neuen Aufnahmen montierte er zu einem ernüchternden, so bildgewaltigen wie scheinbar beiläufigen, Bildessay ­ einer Reflexion über Zivilisation, Alltag und Erinnerung.

Robert Gobers Fotoserie erinnert an das Genre des Road Movies. Die Automobilkultur, der Konsum, die fragile Freiheit, Bilder einer teils entrückten, teils äußerst konkreten, desolaten Welt rahmen zwei Artikel über die Ermordung von Homosexuellen und die erzkonservativen Einstellung, die zu solchen Taten anstiftet. Es ist eine Reflexion über Fremdheit und Befremdung, Nähe und Distanz, und die Halbwertszeit von nicht abbaubaren Zivilisationsmüll und nicht totzukriegende Vorurteilen.

"Roadmovie" ist die Bezeichnung für ein in den 1960er Jahren in den Vereinigten Staaten aufgekommenes Filmgenre. Die Handlung von Roadmovies spielt auf Landstraßen und Highways, die Reise wird zur Metapher für die Suche nach Freiheit und Identität der Protagonisten. Oft wird die erzählende Wirkung von Liedern aus der Pop-, Rock- und Countrymusik in Roadmovies eingesetzt.

Mary Lucier komprimiert und vervielfältigt in ihrer Videoinstallation "Arabesque" (2004) kaleidoskopartig das Geschehen beim Rodeo in ineinander- und zusammenstürzenden Bildern. Dazu hört man frame-genau digitalisiert einen Country-Song von George Strait. "Arabesque" ist ein Abgesang auf einen Männerkult und eine harte aber heile Macho-Welt und war ursprünglich Teil der vielkanaligen Videoinstallation "The Plains of Sweet Regret" über die dramatischen Veränderungen im Mittleren Westen, wo das ländliche Leben kaum noch aufrecht zu erhalten ist.

Martin Beck nahm in "Pitch (for a Motorcycle Film): Sets, Cast, Props", 2005 das größte Bikertreffen der Welt in Sturgis South Dakota zum Anlass ein Angebot (Pitch) für einen Film zu entwickeln. Ihn interessiert neben dem Mythos von Landschaft und Technologie, besonders das Altern einer widerständigen Kultur. sowie das Format des überzeugenden Abrisses, wie knapp eine Idee illustriert werden kann, um zu zünden und um letztendlich produziert zu werden.

Sanford Biggers lässt in seiner Videoinstallation "Cheshire" (2008) Afroamerikaner auf Bäume klettern und spielt damit so humorvoll wie bitter auf die Pseudointegration der Schwarzen und den immer noch latent vorhandenen Rassismus an. "...He is as invisible as the professional Black man is in the mass media today ­ but I am also thinking about Black men hanging out in trees, as opposed to being hung from them." Die verschiedenen Szenen sind durch eine äußerst schräge Version von Billie Holidays "Strange Fruit" (performed von Imani Uzuri) mit einander verknüpft.

 

 

Martha Colburn verschränkt in ihrem Trickfilm "Destiny Manifesto" (2006) die Welt der Cowboys und Indianer und der Pioniere im Wilden Westen mit der Invasion der USA in Afghanistan und Irak. Hollywood und Siedlerklischees, Kavallerie gegen Rothäute werden in ihrem albtraumartigen Bilderspektakel mit der Gewalt und der Brutalität aktueller Kriege und stereotyper Bedrohungsmuster verwoben.

John Millers Gemälde affirmieren die Gemeinplätze der amerikanischen Kultur, Demokratie, die Weite und Urtümlichkeit des Landes und den damit verbundenen Patriotismus, Entertainment und inszenieren sie gleichzeitig, grell und böse, als Schutt der Konsumkultur. Manche Titel seiner Gemälde rühren von Kritiken über seine Ausstellungen und deren Überschriften, wie The Fashionable Excess Wears Thin (1995).

Donald Moffett nennt seine sechs eleganten silberfarbenen Gemälde mit den kompliziert gewirkten Oberflächen "Hippie Shit" (2005). Mundharmonika Songs schaffen eine melancholische Atmosphäre um diese kühlen Flächen, deren Maße und Formen an große Haushaltsgeräte in einem Elektrofachhandel erinnern. Das Selbstgemachte und individuell Geprägte trifft auf Konsumkultur, Eiseskälte auf eigentümlich normierte Individualität. Die liebevolle Gestaltung des fingerdicken Farbauftrags kontrastiert mit der stapelbaren Warenform. Moffett mustert raffiniert und zynisch die Verhältnisse und den Wert zeitgenössischer Kunst als Ausdruck von Hochkultur, Fortschritt und Originalität.

Paul Pfeiffers 2-Kanal-Videoinstallation bringt die Anklage des jüngst verstorbenen größten Popstars aller Zeiten, Michael Jackson wieder in Erinnerung. In "Live from Neverland", 2006 wird eine der meistgesehenen Fernsehdokumentation der letzten Jahre zugespitzt. Aus dem von siebenundzwanzig Millionen Amerikanern verfolgten Fernsehbericht "Living with Michael Jackson" filterte Pfeiffer diejenigen elf Minuten heraus, in denen Michael Jackson darüber spricht, dass er auf seinem Anwesen "Neverland" mit mehreren Kindern sein Bett geteilt habe. Pfeiffer zeigt Jacksons Rede tonlos auf einem Monitor und lässt sie zugleich auf einer wandfüllenden Videoprojektion, von einem Chor begleiten. Die Broadwayversion dieses Plädoyers des des Kindesmissbrauchs verdächtigten Popstars an eine medienübersättigte, hysterisierte Gesellschaft lässt den Betrachter zwiespältig verharren.

 

 

 

"U10 - Von hier aus ins Imaginäre und wieder zurück" 2009 / 2010

Rae Spoon & Alexandre Decoupigny
Hans Polterauer
Simon Grennan & Chris Sperandino
Roland Boden
Katharina Heilein
Yuka Oyama & Axel Ruoff
Evi Kruckenhauser
Grit Ruhland

Das Projekt bewegt sich gewissermaßen entlang der Stationen der U-Bahnlinie U10, die zwar in großen Teilen gebaut, jedoch nie in Betrieb genommen wurde. Nach der Auftaktveranstaltung dem U-Bahnhof Schloßstraße und dem darüber gelegenen "Bierpinsel" im Oktober führte die imaginäre Reise im November in den Rohbau des U10-Bahnhofs Innsbrucker Platz.
Nun laden wir Sie herzlich auf den U-Bahnhof Potsdamer Platz ein zur nächsten Veranstaltung mit künstlerischen Interventionen von

Roland Boden und Katharina Heilein
Donnerstag, 10. Dezember 2009, ab 19.30 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

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