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Museum der bildenden KünsteKatharinenstrasse 10
04109 Leipzig
Tel. 0341 - 21699-0; Fax 0341 - 99-999
Di/Do-So 10-18 Uhr, Mi 12-20 Uhr (Mo geschlossen)
mdbk@leipzig.de
www.mdbk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
16.11.2000 - 21.01.2001
Desert & Transit
das Thema: Orte ohne Identität - Orte ohne Bleiberecht
Die Kunst der 90er Jahre wird von Schlagworten wie Mobilität, Nomadismus oder Medialisierung begleitet. Urbane Strukturen und Vernetzungen bis dato nicht gekannten Ausmaßes und der globale Transfer von Informationen, Menschen und Waren schaffen eine Vielzahl neuer spezifischer Räume: Bahnhöfe, Flughäfen, Einkaufspassagen, Fußgängerzonen. Supermärkte, Fastfoodrestaurants, Tankstellen und Hotels geklonten Zuschnitts sind Orte ohne Verweilsdauer. Berufskarrieren und Freizeitverhalten befördern neue Formen des Nomadentums. Der Un-Ort, der Transit-Raum, die Tabu-Zone ist in der Kunst zu einem Ort der Befragung geworden."Desert & Transit" widmet sich nicht allein den urbaneh Wüsten. Unbewohnte, öde Erdregionen stehen im Zentrum der künstlerischen Arbeiten in dieser Ausstellung: die Polarwelt, das Hochgebirge, die Urwälder, die Sandwüsten oder die Ozeane. Es sind allsamt Terrains, die nomadisch durchquert werden. Sie formieren nie zu fest umrissenen Orten, die Heimat geben. Für die"Erdrandbewohner", die an den Nahtstellen von Wüste und Kulturland leben, ist die Bewegung der Ort. Den Erkundern der Wüsten bleiben Erinnerungsbilder an Extremsituationen. Die Un-Orte sind Quellen von Mythen und Märchen.
13 Internationale Künstlerlrinen bzw. Künstlergruppen nehmen mit Fotografien, Videos, bildhauerischen Arbeiten, Installationen oder dem Internet an DESERT & TRANSIT teil. Alte Mythen werden in einen neuen Dialog mit der Realität gesetzt.
Ozeane
In der Klang- und Videoinstallation"lnterlude" der Norwegerin Sol Sneltvedt (geb. 1965) streitet der Romantizismus des traditionellen Seestückes mit einem Mix aus Seewetterberichten in mehreren Sprachen. Der Amerikaner Allan Sekula (geb. 1951) koppelt in seiner Sequenz"Middle Passage" Fotos mit Texten, die von seiner Atlantik-Überquerung mit einem Containerschiff erzählen. Mit sozialkritischem Blick dokumentiert er die gravierenden Änderungen eines expandierenden Wirtschaftszweiges, der die "christliche Seefahrt" ausgemustert hat.Polarwelten
Die Norwegerin Mette Tronvoll (geb. 1965) zeigt in ihrer Fotoserie "Isertoq Unartoq" grönländische Gletschermassen, aber auch das Badevergnügen der Einheimischen in heißen Quellen. Hinter der Fassade von Ursprünglichkeit und Freiheit scheinen Klischeevorstellungen westlicher Zivilisation auf. Vom Schweizer Felix Stephan Huber (geb. 1957) und dem Kanadier Philip Pocock (geb. 1954) stammt das InternetProjekt "Arctic Circle". Dabei geht es um eine doppelte Reise durch die Wüsten des Polarkreises wie des Internets, eine Reflexion Ober Natur und Technologie, Kommunikation und Einsamkeit.Hochgebirge
Der Münchner Stephan Huber (geb. 1952) synthetisiert in kreisförmig von der Decke hängenden Leuchtkästen, die eigens für die Ausstellung entstanden sind, historisches Bildmaterial von Gipfelbesteigungen und Durchquerungen arktischer Welten. Er gibt vor, Geschichten zu erzählen - dabei sind es stets die des Betrachters. Der Südtiroler Fotograf Walter Niedermayr (geb. 1952) veranschaulicht und unterwandert in unwirklich erscheinenden Bildern bleicher Berge touristisches Fotografieverhalten gegenüber einer Natur, die von Eingriffen für die Sport- und Freizeitindustrie gekennzeichnet ist.Sandwüsten
Vom New Yorker Michael Ashkin (geb. 1955) stammen Tischmodelle mit wüstenartigen Situationen und Resten von Zivilisation, die wie das Memento mori einer zerstörten Welt anmuten.
Der Kalifornier Richard Misrach (geb. 1949) liefert Fotos von betörender Schönheit aus den Wüstengebieten von Utah, Nevada und Kalifornien, Doch im Wissen um ihre oft erschreckende Nutzung zwischen militärischer Übung und Freizeitvergnügen können sie uns auch das Blut in den Adern gefrieren lassen.Urwälder
Das Dschungelcamp der Amerikaner Bob Braine (geb. 1963), Peter Cole, (geb. 1965), Mark Dion (geb. 1961) und Alexis Rockman (geb. 1962) bietet einen ehzyklopädischen Blick auf Schauplätze "berührter" Natur. Sie zeigen eine Szenerie aus dem tropischen Regenwald Südamerikas.Die Berlinerin Christina Zück (geb. 1969) gibt in ihren Fotografien aus amerikanischen und europäischen Zoos Wildnis aus zweiter Hand wieder. Die domestizierte Situation wird kaschiert durch bemalte Wände, die die Illusion von Dschungel oder Steppe hervorrufen als menschliche Projektion eines verlorenen Paradieses.
Städte
Der Frankfurter Martin Liebsch'er (geb. 1964) erzeugt in bis zu 7 Meter langen Bildbahnen den Eindruck des Großstadt-Taumels durch fotografische Umkehrung: Die Bewegung entsteht durch Unschärfe und Verzerrungen der bewegten Kamera.
Dagegen zeigt der Schweizer Balthasar Burkhard (geb. 1944) in scheinbar sachlichen Überblicks-Fotos in Schwarz-Weiss und großer Tiefenschärfe beunruhigende Bilder des Molochs Großstadt.
Der Schweizer Stefan Altenburger (geb. 1968) lässt in seiner Videoanimation '"Promenade" den aus einem Computerspiel herausgelösten Helden durch eine alptraumartige, menschenleere Stadt irren - in einem Spannungsfeld zwischen Realität und Virtualität, Orientierung und Desorientierung.eine historische Abteilung als visuelle Fußnote
Die Ausstellung wird durch einige Bilder aus dem Bestand des Museums der bildenden Künste vom 17. bis zum 20. Jahrhundert ergänzt, die von den einzelnen "Wüsten" erzählen (u.a. Peter Paul Rubens, François-Auguste Biard, Wilhelm Riefstahl, Hermann, Kretschmer, Max Klinger). Weiterhin wird historisches Material in Form von Landkarten, Büchern von Entdeckungsreisen u.a.m. gezeigt.die Sposoren
Die Ausstellung wird gefördert von den Provinzial Versicherungen Kiel, der Landesbank Schleswig-Holstein, dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, dem Marriott Hotel Leipzig und der Unterplan Baubetreuung GmbH, Leipzig.Im Katalog (120 Seiten, 95 Farb- und s/W-Abbildungen, 39,- DM) werden die Beiträge der KünstlerInnen von diskursiven Essays flankiert, die sich von kulturgeschichtlichen Warten aus dem Phänomen der unterschiedlichen Wüsten und der von ihnen ausgehenden Faszination, ihrer Mythologisierung und Vereinnahmung annähern. Die AutorInnen: Beate Ermacora, Jan Nicolaisen, Andreas von Randow, Han's-Werner Schmidt, Anita Shah, Peter Thurmann, Otmar Wassermann/Carsten Alsen-Hinrichs und Maren Welsch.
Eröffnung: 15.11.2000, 19 Uhr
Es sprechen:
Reinhold Messner, Bozen
Dr. Hans-Werner Schmidt, Direktor des Museums der bildenden Künste LeipzigDer Vortrag von Reinhold Messner wird ermöglicht durch Unterplanbaubetreuung GmbH Leipzig
WÜSTE(N) GESPRÄCHE
Eine Veranstaltungsreihe zur Ausstellung29.11.00, 19 Uhr
OZEANE mit Dr. Dirk-Heinrich Stechmann, stellvertretender Direktor Deutsches Meeresmuseum Stralsund6.12.00, 19 Uhr
POLARWELTEN mit Prof. Dr. Klaus Eulenberger, Tierarzt des Leipziger Zoologischen Gartens mit dem Pinguin Wasi13.12.00,19 Uhr
HOCHGEBIRGE mit Dr. Olaf Rieck Fotograf, Kameramann und Alpinist, Leipzig10.1.01, 19 Uhr
SANDWÜSTEN mit Dr. Friederike Seyfried, Kustodin am Ägyptischen Museum der Universität Leipzig17.01.01, 19 Uhr
URWÄLDER
mit Prof. Dr. Wilfried Morawetz, Direktor Institut Spezielle Botanik und Botanischer Garten der Universität Leipzig21.01.01, 11 Uhr
FINISSAGE STADTWÜSTEN mit Dr. Engelbert Lütke-Daldrup Dezernent Planung und- Bau der Stadt LeipzigDie Gespräche werden von Mitarbeitern des Museums moderiert.