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Museum moderner Kunst
Stiftung Wörlen

Bräugasse 17
94032 Passau
Tel. 0851 - 383 87 90; Fax 0851 - 38 38 79 79
Di - So 10 - 18 Uhr
info@mmk-woerlen.de
www.mmk-passau.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

25.06. - 15.08. 2005

Max Beckmann - Pablo Picasso

Druckgraphik und Zeichnungen aus einer deutschen Privatsammlung

Das Museum Moderner Kunst Passau präsentiert in dieser Ausstellung rund 110 Werke zweier außergewöhnlicher Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts mit dem Ziel, Gemeinsamkeiten und Gegensätze dieser unterschiedlichen künstlerischen Temperamente aufzuzeigen.

Max Beckmann richtete lange Zeit sein Leben und seine Karriere nach Paris aus ("Paris schreit nach uns", 1926), dem damaligen Zentrum der Weltkunst. Mit Picasso (Matisse, Léger, Braque, u.a.) wollte er sich messen und so suchte er den kreativen Wettstreit mit
den Heroen seiner Zeit. Als Beckmann 1931 eine Ausstellung in der Pariser "Galerie de la Renaissance" hatte, soll Picasso ­ nach Günther Franke - bemerkt haben: "Il est très fort" (Er [Beckmann] ist sehr stark).

Als Picassos Werk "Guernica" neben Beckmanns Triptychon "Abfahrt" im Museum of Modern Art in New York während der Kriegsjahre präsentiert wurde, bemerkte ein Kritiker: "Nur Picasso kommt in seinen von der Bombardierung von Guernica inspirierten, aufgeregten Arbeiten der ästhetischen Kraft Beckmanns nahe ...", was wohl eine befriedigende Anerkennung für den deutschen Künstler bedeutete.

Picasso und Beckmann haben sich niemals persönlich kennen gelernt, doch scheinen viele ihrer Werke in einer latenten Weise miteinander in Verbindung zu stehen. Oftmals ist eine stilistische Nähe in den Werken zu beobachten, die auch darauf zurückzuführen sein mag, dass beide Künstler Cézanne und Van Gogh als wichtige Wegbereiter der Moderne verstanden. Picasso wie Beckmann stützten ihr Werk auf die europäische Kunsttradition, wobei sie in Auseinandersetzung mit der modernen Welt ihren ganz persönlichen Stil entwickelten. Darüber hinaus schätzten beide bestimmte Motive und Themen, so etwa die Welt des Theaters und des Zirkus. Beide bieten einen reichen Schatz symbolischer Motive und schöpfen aus dem Spektrum der Mythologie und Theologie, ohne jedoch den Boden der Realität zu verlassen und den Bezug zur Wirklichkeit zu verlieren. Picasso und Beckmann sind erschüttert von den Ereignissen des Krieges und bringen dieses historische Faktum in ihrer Kunst als Protest gegen die Brutalität und Grausamkeit des Krieges zum Ausdruck. Im Jahr der Entstehung von "Guernica" (1937) notierte Picasso: "Künstler, die mit geistigen Werten arbeiten und leben, sollten einem Konflikt nicht gleichgültig gegenüberstehen, bei dem die höchsten Werte der Zivilisation und Humanität auf dem Spiel stehen."

Ein sich auf die Bildwerke niederschlagender Unterschied zwischen den beiden Künstlern mag in ihrem charakterlichen Naturell zu finden sein: Beckmann, der sich seiner Umgebung oft mit scharfer Ironie, düster und apokalyptisch zeigte und die leidvollen Seiten des Lebens hervorhob ­ wie etwa den Zusammenbruch der Zivilisation in Kriegszeiten und der daraus entstehende Schrecken bzw. Grauen des Seins. Picasso hingegen erscheint poetisch, lebenslustig und sinnlich. Der Betrachter spürt in seinem Werk immer eine große Liebe zum Dasein sowie eine große Lebensfreude. In Picassos druckgrafischem Werk lässt sich nicht nur vortrefflich nachvollziehen, wie sich sein Stil immer wieder verändert hat, sondern auch welche traditionellen Themenkreise er in seinem übrigen Oeuvre behandelt: Portraits und Stillleben, sowie Einzelfiguren und Tiere in seinen mythologischen Interpretationen, etc. Von den ausgemergelten Protagonisten im "kargen Mahl" bis hin zur wuchtigen Plastizität der Körperrundungen in seinen erotischen Frauenaktdarstellungen, die in der Passauer Ausstellung zu sehen sein werden. Besonders die Techniken der Radierung (in Verbindung mit anderen technischen Methoden) und der Lithographie kommen Picassos Spontaneität der "Zeichnung" zur Umsetzung seiner Bildideen in expressiver Dynamik der Strichführung am meisten entgegen. Hier wird sein großes Genie evident, wie er mit einer Vielfalt von Linien, Flächen und Formen seine Bildwerke konstruiert.

Sowohl Picasso - dem Universalkünstler des 20. Jhds. schlechthin - als auch Beckmann, dem "metaphysischen Realisten", ging es in erster Linie um das elementare Sein und nicht um ästhetischen Schein und stilistische Phänomene.

"Wenn man nur unsere Bilder einmal zusammen sehen könnte" notierte Max Beckmann einst. Das MMK Passau initiiert nun durch diese Ausstellung ein derartiges Zwiegespräch der beiden großen Künstler und intendiert dadurch ein vertieftes Verständnis ihrer vielfältigen Kunst. Die speziell für Passau zusammengestellte Ausstellung wird Arbeiten aus der Privatsammlung Kerstan - die in diesem Umfang erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird - präsentieren und somit einen interessanten Einblick in das herausragende Meisterwerk der graphischen Druckkunst beider Künstlergenies geben.

www.sparkasse-passau.de

Die Ausstellung wird gefördert vom Freistaat Bayern, der Sparkasse Passau, der Eterna Mode GmbH, dem Verein der Freunde und Förderer des Museums Moderner Kunst ­ Stiftung Wörlen Passau e.V sowie dem Lions-Club Passau.

 

 

06.08. - 09.10. 2005

Yoko Ono

"Basically I am interested in communication and therefore participation of everybody. I´m just part of the participation and the thing to participate should be basically a mind sort of thing. I can express it in any medium, just as you use water in everything for cooking."

Diese Aussage Yoko Onos dient geradezu beispielhaft als Metapher für ihr gesamtes, grenzüberschreitendes uvre. In ihrem sich über mehr als vier Jahrzehnte erstreckenden künstlerischen Werk verwendet die zur Pop- und Kultfigur gewordene Künstlerin die verschiedensten Ausdruckformen und Darstellungsweisen. So verbindet sie in ihrer Arbeit Musik, Klangcollagen, Performance, Lyrik, Fotografie, Film und avantgardistische Konzept- und Installationskunst. Sie greift auf all diese medialen Formen zurück, und zwar Jahrzehnte bevor der Begriff "Crossover" in den 90er Jahren zu einem inflationär verwendeten Schlagwort der Jugend-Eventkultur geworden ist.

Die 1933 in Tokyo geborene und in New York lebende Yoko Ono trat erstmals in den späten 50er Jahren als Avantgarde- und Performancekünstlerin im Umkreis der New Yorker Fluxusbewegung um George Maciunas, John Cage, Merce Cunningham, LaMonte Young oder Yvonne Rainer in Erscheinung. In den postdadaistischen Debatten, die von Michel Duchamp und John Cage geprägt waren, ging es um das Niederreißen der Grenze zwischen hoher Kunst und dem täglichen Leben. Yoko Ono hat diesen fluxusorientierten Ansatz verinnerlicht. Vor allem in ihren frühen Arbeiten wie Ceiling Painting und Painting to hammer a nail verwandelte sie den Alltag in Kunstobjekte und forderte damit die Frage heraus, was Kunst sei. In überraschenden und provokanten Arbeiten entstanden frühe Dichtung, Musikstücke und Performances.

Sie zielten darauf ab, die konventionellen Betrachtungsweisen der bildenden Kunst und das passive Verhältnis des Betrachters gegenüber der Kunst in Frage zu stellen und zu verändern.

Die Ausstellung "YOKO ONO", die erste in Deutschland stattfindende Personale in diesem Umfang der Künstlerin, präsentiert nahezu ihr gesamtes filmisches Werk, darunter die bekannten Arbeiten Bottoms, Fly, Smile oder Rape, die Yoko Ono als eine formal radikale Filmmacherin der 60er Jahre darstellen. Darüber hinaus wird in einem Musikraum eine Selektion ihres musikalischen Werkes zu hören sein. Die Schau vereint in den Bereichen Film, Musik und bildende Kunst ihre ­ von den frühen 60er Jahren bis in die Gegenwart reichenden ­ genreüberschreitenden Arbeiten.

Die Filme von Yoko Ono stellen eine besonders eigenständige und eigenwillige Position in der Geschichte des experimentellen amerikanischen Avantgardefilms dar. Ihre Besonderheit ergibt sich durch den Kontext der Fluxuskunst und den daraus entstehenden ästhetischen und philosophischen Herangehensweisen. Ihre Erfahrungen in experimenteller Musik und Performance führten Yoko Ono um 1966 zu den ersten filmischen Experimenten, aus denen etwa die avantgardistischen Filme Eyeblink, Match und Bottoms entstanden sind. Dabei reduzierte sie die Handlung meist auf das Allernotwendigste, und stellt ­ nur scheinbar nebensächliche ­ Details ins Zentrum der Betrachtung. Charakteristisch bei ihren Filmen ist die serielle Darstellungsform, die vertraute Zeitstrukturen unterwandert und den Fokus auf das Bild als Phänomen per se richtet. Die eigenartige Verwendung und Bearbeitung der Tonspur fügt den Filmen eine weitere außergewöhnliche Erfahrungsebene hinzu.

Auf musikalischer Ebene ist Yoko Ono mit ihrem Musikexperimenten, dem extremen Gesangstil und den minimalistischen Tendenzen in ihren Kompositionen und Soundperformances stets ihrer Zeit voraus gewesen. Dabei war sie wesentlich von der Zwölftonmusik der zweiten Wiener Schule um Schönberg und Webern geprägt. Diese musikalische Ausdrucksweise kam ihrem fluxusorientierten Ansatz sehr nahe, da die Kompositionsweise eine war, welche die strengen formalen Fesseln der Tonalität ablegen wollte, wenn nicht gar zu sprengen versuchte.

Die bildende Künstlerin, Musikerin und nach wie vor politisch engagierten Frau Yoko Ono, bei der Kunst, Leben und Selbstfindung eins sind, soll mit dieser Ausstellung, der ersten umfassenden Retrospektive in Deutschland, erstmals einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert werden.

Die Ausstellung wird gefördert vom Freistaat Bayern, der Hypo-Kulturstiftung, der CommuniGate Kommunikations-Service GmbH, der Amerikanischen Botschaft in Berlin in Kooperation mit dem Amerikanischen Generalkonsulat München, der Japan-Foundation, der E.ON GmbH Bayern, der Stadt Passau, der Passau Event Gesellschaft mbH, der Möbelwerkstätten Wagner sowie von Media Markt Passau.
 

 

 
YOKO ONO Rahmenprogramm:
 
So. 18. Sept. 2005, 16.00 Uhr
Yoko Ono Performance im Fürstbischöflichen Opernhaus Passau
Vorverkauf ab 1. August an der Museumskasse


 


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