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Kunsthalle Düsseldorf

Grabbeplatz 4
40213 Düsseldorf
Tel. 0211 - 89 962 43; Fax 0211 - 89 291 68
Di - Sa 12 - 19 Uhr; Sonn- und Feiertage 11 - 18 Uhr
mail@kunsthalle-duesseldorf.de
www.kunsthalle-duesseldorf.de
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bis 30.06. 2013

Michael Kunze. Halkyonische Tage

Michael Kunze ist eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Kunstlandschaft. Seine Malereien stecken voller literarischer, philosophischer, kunst- und architekturhistorischer Reflexionen. Er überführt diese in rätselhafte, irrational anmutende Szenerien, architektonische Konstrukte oder utopische Landschaften. Zusammenhänge und mögliche Bedeutungen bleiben äußerlich verschleiert, Konfrontationen verschiedener Bildelemente wirken mitunter widersinnig und fordern zu einem intensiven Dialog mit dem die Betrachter spaltenden Werk auf.
Die erste umfassende Werkschau in Düsseldorf präsentiert rund 70 Arbeiten des Künstlers aus den letzten 20 Jahren seines Schaffens, das sich wie ein endloser Kommentar zu Arnold Böcklins "Toteninsel" lesen lässt. Von hier aus spaltet sich, so Kunze, die Moderne in einen offiziellen, geradlinigen und einen nicht-offiziellen, verschlungenen Pfad. Für ersteren Weg stehen Cezanne, Impressionismus, und der darauf folgende Avantgardereigen, der bis ins späte 20. Jahrhundert unser "amtliches" Moderneverständnis prägt. Die toteninsulare "Schattenmoderne" hingegen geht einen weniger fortschrittsgerichteten, stattdessen labyrinthischen, zirkulären, und oftmals düster und mythisch erscheinenden Weg. Hier folgten auf Böcklin Giorgio de Chirico, der frühe Surrealismus, dann im späteren 20. Jhd. Filmschaffende wie L. Bunuel, P.P.Pasolini, A. Tarkowski, bis hin zu Lars von Triers "Antichrist". In der Bildenden Kunst fungierten auf dieser Seite Einzelg estalten wie Balthus, Francis Bacon oder Anselm Kiefer, die allesamt einem heidnisch geprägten, bildbejahenden, d.h. antiprotestantischen Bildverständnis verpflichtet waren, ­ allerdings jenseits von popkulturellen, spätmodernen Verbindlichkeiten zwischen "Karl Marx und Coca-Cola".
Innerhalb dieser Genealogie versucht Kunze Zusammenhänge herzustellen, die heute fast in Vergessenheit geraten sind. Ein zentrales Motiv hierfür sind die "Halkyonischen Tage": Der von Kopfweh geplagte F. Nietzsche verwendete diese Metapher in Zeiten der Besserung seines Leidens: Gemeint ist damit eine kurze Phase zur Wintersonnenwende, an denen es an den Küsten des Mittelmeers kalt und windstill ist. Halkyon ist der Eisvogel, der in diesen Tagen seine Brutzeit hat. Die kulturkritischen Implikationen der Metapher, die in Nietzsches Zarathustra mit der Vision einer Zeitenwende in Verbindung gebracht werden, sind das Thema von Kunzes transhistorischen Bildwanderungen.
Immer wieder malt Michael Kunze architektonische Kompositionen unter einem bewölktem Himmel, die in theatralisch inszeniertes, mediterranes Licht getaucht sind. Dominierend sind die vielschichtigen Kontraste auf inhaltlicher und formaler Ebene. Fragmente moderner und vormoderner Baukunst treffen aufeinander und gehen gleichzeitig in einem Ganzen auf, das überkommene Entwicklungsmodelle in Frage stellt.
Hinweise auf Referenzen geben nicht nur Michael Kunzes Bilder und deren Titel, sondern auch seine Texte, von denen einige im aktuellen Katalogbuch erscheinen. Diese tragen zwar zum näheren Verständnis seiner Intention bei, sind jedoch nicht als theoretische "Gebrauchsanweisung" zur malerischen Praxis zu verstehen. Sie können als gleichberechtigte Äußerungen in demselben Labyrinth gelten, das auch seine seit 20 Jahren in Griechenland gemachten Fotografien beschreiben, ­ angesichts ruinöser und verlassener Örtlichkeiten, deren fotografisches Abbild idealisierende und archäologisch-dokumentierende Aspekte verbindet.
Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation (ca. 414 Seiten) mit Texten von Zdenek Felix, Gregor Jansen, Udo Kittelmann, Michael Kunze und John C. Welchman im Verlag der Buchhandlung Walter König. Preis in der Ausstellung 40 Euro.


 
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