german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Cologne

Kölnischer Kunstverein

Kölnischer Kunstverein
Die Brücke
Hahnenstraße 6
D-50667 Köln
Di - So 13 - 19 Uhr
Tel. 49-221-217021, Fax 49-221-210651
info@koelnischerkunstverein.de
www.koelnischerkunstverein.de
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

03.11. - 23.12.2007

Schriftzug: Elegance

Merlin Carpenter, Chris Evans, Thea Djordjadze, Gerda Scheepers, Rosemarie Trockel und Julika Rudelius

 

Wie verhält sich die Kunst zum Geld? Ist Kunst nichts als ein Konsumobjekt? Sind politische Inhalte mehr als ein preissteigernder Faktor am überhitzten Kunstmarkt? Welche Spielräume bleiben, wenn private Sponsoren die Lücken der öffentlichen Förderungen schließen sollen? Wie können sich Sponsoren anders als in Form von Kapital in die Kunst einbringen? Sind Kreativität, kritisches Selbstverständnis und gesellschaftliches Bewusstsein nicht unerlässliche Kennzeichen moderner Marktstrategien? Und ist die Produktion von Glamour nicht schlicht eine Überlebensstrategie in Zeiten des Neoliberalismus? In vier ambivalenten Installationen geht Élégance diesen Fragen nach.

In Julika Rudelius' Videoinstallation Economic Primacy (2005) sprechen Topmanager und Millionäre über ihr Verhältnis zum Geld. Dabei ist es ein Merkmal von Rudelius' Arbeit, an den Stellen genauer nachzufragen, wo man es gewöhnlich mit festen, medial vermittelten Bildern zu tun hat. Jeder der Manager wird dabei in dem anonymen Büro eines Geschäftsgebäudes gezeigt. Sie beantworten vom Betrachter ungehörte Fragen, die ihnen über die Telefonsprechanlage gestellt wurden. Eine merkwürdige Situation, die dazu führt, dass man nie sicher ist, ob die Person sich gerade in einer öffentlichen Pose, in einer Rechtfertigungssituation oder im intimen Selbstgespräch befindet. Die Art des persönlichen Vortrags der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ideen und Ideale wirkt verunsichernd. Die direkte Ansprache des Betrachters involviert ihn und nimmt die neutralisierende Distanz.

Merlin Carpenter, dessen malerische und installative Arbeit in einem institutionskritischen Umfeld verwurzelt ist, präsentiert unter dem Titel David's Soul (1999/2007) vier prestigeträchtige Mercedes-Benz-Mountain-Bikes als Ready-made. Die Räder sind von Mercedes-Benz oder der Daimler AG nicht kostenlos zur Verfügung gestellt worden, sondern wurden regulär erworben. In bewusster Parallele zum Kunstmarkt nutzt Carpenter Produkte eines globalen Marktes, die ihren Wert nicht zuletzt über ihren Namen entwickeln. Der Ursprungsgedanke des Ready-made in seiner Bindung an die industrielle Reproduzierbarkeit und die daran gebundene Frage der Autorschaft wird hier auf perfide Art und Weise verkehrt und selbst der glamouröse Umgang mit einer Populär- und Konsumkultur, wie sie beispielsweise im Werk eines Jeff Koons sichtbar wird, gebrochen.

Für sein Projekt Radical Loyality (seit 2003 fortlaufend) hat Chris Evans ein Gelände in Estland angekauft, auf dem er ein Skulpturenpark verwirklichen will. Im Sinne eines ideellen Sponsorings hat er die Direktoren großer internationaler Firmen nicht um finanzielle Projektförderung gebeten, sondern im Gespräch über das Thema Loyalität gemeinsam mit ihnen Ideen für Skulpturen entwickelt. Estnische Bildhauer, die in Zeiten des Kommunismus Sowjetdenkmäler schufen, sollen diese Entwürfe nun für den Skulpturenpark umsetzen. Im Kölnischen Kunstverein wird der bisherige Projektverlauf dokumentiert. Chris Evans Arbeit kommentiert nicht nur die Abhängigkeit des Kunstbetriebs von Sponsoren und Unternehmen, die eine kritische Position letztlich unmöglich macht. Man könnte auch meinen, sie stünde für eine scharfe Kritik am neo-liberalen Siegeszug in Europa, wenn Evans nicht gleichzeitig eine Art Komplizenschaft mit globalen Unternehmen einginge, indem er das offene Gespräch mit deren Direktoren sucht. Diese ambivalente Vorgehensweise ist typisch für Evans, der gerne in Frage stellt, inwiefern man sich auf der "richtigen Seite" fühlen kann, nur weil man sich in der Kunst mit Politik auseinandersetzt.

Automne/Frottée 06/07 (2006) ist eine Gemeinschaftsarbeit von Thea Djordjadze, Gerda Scheepers und Rosemarie Trockel, die für drei sehr unterschiedliche eigene künstlerische Arbeitsweisen bekannt sind. Der Titel ist der Welt der Mode entliehen und verweist auf eine Installation in der es um Prestige, Selbstinszenierung und deren Bedingungen geht. Sie besteht aus einer Bühne, die gleichzeitig auch an eine schützende Schatulle erinnert und in der zwei eigens für diese Arbeit hergestellte performative Videos zu sehen sind. Die Elemente dieser Installation, eine sargähnliche Autodachskibox, ein Bett, ein schwerer, grauer Vorhang und drei Bademäntel evozieren Intimität und Kostbarkeit genauso wie Tod und Verfall. Einer der Ausgangspunkte von Automne/Frottée 06/07 (2006/07) war ein Dokumentarfilm über südafrikanische Minenarbeiter, die den letzten Cent ihres Lohns für teure Designeranzüge sparen. In nächtlichen Zusammenkünften führen sie in tänzerischen Performances die Besonderheiten dieser Anzüge vor.

Für die Unterstützung der Ausstellung Élégance danken wie Nicola Bscher und Sabine DuMont Schütte.

Thea Djordjadze, geb. 1971 in Tiflis (GE), lebt in Köln.
Gerda Scheepers, geb. 1979 in Tzaneen (ZA), lebt in Köln.
Rosemarie Trockel, geb. 1952 in Schwerte, lebt in Köln.
Merlin Carpenter, geb. 1967 in Pembury (GB), lebt in London.
Chris Evans, geb. 1967 in Eastrington (GB), lebt in Berlin.
Julika Rudelius, geb. 1968 in Köln, lebt in Amsterdam und New York.

 

Eröffnung: 2.11. | 19 Uhr

 
german galleries: index Köln

 

german galleriesindex citiesindex galleriesindex artists