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Haus am Waldsee

Argentinische Allee 30
14163 Berlin
Tel. 030 - 8091-2234; Fax 030 - 802 20 28
Di - So 12 - 20 Uhr, Führungen So 16 Uhr
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

26.10. - 1.12. 1996


Der Diskurs findet hier statt - 50 Jahre Haus am Waldsee

 

 

Zur Geschichte des Hauses

Das Haus am Waldsee blickt in seinem Jubiläumsjahr auf eine bewegte und reiche Geschichte zurück: Erbaut im Jahre 1922 von Max Werner als typische Zehlendorfer Villa im "englischen Landhausstil", wurde das Haus am Waldsee 1946 durch Beschluß der Aliierten Kommandantura als Amt für Kunst Zehlendorf eingerichtet. Seither fanden über 260 Ausstellungen zur Kunst des 20. Jahrhunderts statt, begleitet von Konzerten, Lesungen, Vorträgen und Symposien.

Schon in den 40er und 50er Jahren wurde das Haus am Waldsee unter der Leitung von Dr. Karl Ludwig Skutsch mit Ausstellungen herausragender Vertreter der Klassischen Modeme, der deutschen Nachkriegskunst und der sich neu formierenden jungen Berliner Kunstszene weit über Berlin hinaus bekannt. Hier war ein Ort der Avantgarde und der Neuen Musik, ein Ort der Begegnung mit zeitgenössischer Kunst, als die Berliner Museen noch in Schutt und Asche lagen. Im "Park Argentinische Allee 30" fanden ab August 1945 Theateraufführungen (u.a. Shakespeares "Sommernachtstraum") statt und Inszenierungen von Fritz Genschow. Hier gaben Interpreten wie Dietrich Fischer-Dieskau, Hermann Prey und Blandine Ebinger ausgebuchte Abendveranstaltungen. Hier wirkten Boris Blacher und Sergiu Celibidache mit den Berliner Philharmonikern; Vorträge mit namhaften Kunsthistorikern wie Redslob, Grohmann und Ahlers-Hestermann und Autoren wie Ingeborg Drewitz gaben neue Anstöße zur Kunst und Literaturdiskussion der Nachkriegsjahre.

In den 60er bis 80er Jahren unter der neuen Leitung von Dr. Eberhard Marx, später Manfred de la Motte und Thomas Kempas entwickelte das Haus am Waldsee als Berliner Ausstellungsinstitution ein internationales Profil. Zahlreiche Künstler erhielten hier ihre erste Retrospektive, internationale Positionen wurden an diesem Ort erstmals in Berlin vorgestellt ("Skripturale Tendenzen", "Gegenwart bis 62" u.a.). Mit brisanten Themen und Trendausstellungen wie "Identität", "Fetisch Jugend-Tabu Tod", "Die Puppe - Zum Bild der Frau", "Ornamentale Tendenzen", "Neuer Realismus", "Heftige Malerei", "Blow Up" und "Malstrom" schrieb das Haus am Waldsee selbst ein Stück Kunstgeschichte, indem es die aktuellen Diskurse von Kunsttheorie und Kunstentwicklung in ihrem gesellschaftlichen Kontext aufgriff. Diesen Anspruch haben die wechselnden Leiter des Hauses am Waldsee bis heute beibehalten, wie auch im Titel der Ausstellung zum Ausdruck gebracht wird: "Der Diskurs findet hier statt" war Titel eines künstlerischen Beitrags von Dellbrügge/de Moll zur Ausstellung "Memento" (1995) und konnte mit freundlicher Genehmigung der Künstler verwendet werden.

Unter der Leitung von Barbara Straka (seit Ende 1994) wurden im Haus am Waldsee erstmals auch exemplarische Ausstellungen osteuropäischer Kunst gezeigt "Selbstidentifikation - Positionen St. Petersburger Kunst von 1970 bis heute", "Flug - Entfernung - Verschwinden: Konzeptuelle Moskauer Kunst" u.a.. Aktuelle Programmschwerpunkte sind Ausstellungen zu den Themen "Kunst und Geschichte", "Betriebssystem Kunst", "Europa der Regionen" und "Werkstatt der Moderne".

 

 

Zur Ausstellung

Die Ausstellung gibt mit künstlerischen Werken, Foto und Textdokumenten, Autographen, Plakaten, Video- und Tonaufzeichnungen sowie Originalmobiliar und partiellen Rekonstruktionen von authentischen Ausstellungssituationen einen Einblick in die Arbeit des Hauses am Waldsee von 1946 bis heute. Seit über 40 Jahren verschollene Werke des Berliner Künstlers Werner Gilles werden erstmals wieder der Öffentlichkeit vorgestellt. Künstlerpersönlichkeiten, die dem Haus über viele Jahre verbunden waren (Bemhard Heiliger, Max Kaus), erfahren in Ausstellung und Rahmenveranstaltungen, ergänzt durch ein Filmprogramm und Zeitzeugengespräche (sonntags 16:00 Uhr und am 21. November, 20:00 Uhr) eine besondere Würdigung.

"50 Jahre Haus am Waldsee" kann keine enzyklopädische Darstellung aller je hier gezeigten Künstler und Stile geben. Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt deshalb in der Vergegenständlichung der Rolle des Hauses im Rahmen des kulturellen Neubeginns in Berlin und seiner Tätigkeit während der 40er bis 60er Jahre, die heutigen Ausstellungsbesuchern am wenigsten vertraut sind. Von hieraus spannt sich der Bogen bis heute und damit zur Frage nach der aktuellen Rolle des Hauses am Waldsee im "Betriebssystem Kunst" und seinem Beitrag zum Kulturleben in Berlin sowie zum zeitgenössischen Kunstdiskurs.

Parallel zur Ausstellung finden Konzerte, Diskussionen und Literaturweranstaltungen statt, die auf der Einladungskarte näher aufgeführt sind.

Die Jubiläumsausstellung hatte aufgrund der hohen Einsparungen, die 1996 auch vom Haus am Waldsee zu erbringen waren, keinen Etat. Sie konnte aber dank zusätzlicher ehrenamtlicher Mitarbeiter, durch Unterstützung von Leihgebern, Künstlern und Sponsoren sowie mit Hilfe unseres neugegründeten Fördervereins ermöglicht werden. Wir danken allen Beteiligten für ihr Engagement.

Ein Katalog konnte bisher nicht finanziert werden. Das Haus am Waldsee erbittet Spenden für die Herausgabe einer Buchveröffentlichung.




Stefan Schlede, Bezirksstadtrat für Bildung und Kultur

Barbara Straka , Haus am Waldsee

 

 

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